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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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wenn die Gefahr besteht, das Department könnte in Verlegenheit geraten.«
    Eines Tages würde Bowles dieser Aussage nachgehen, aber für den Augenblick war sie lediglich an Noelle DeRicci interessiert.
    »Erzählen Sie mir von dem Fall!«, forderte Bowles ihr Gegenüber auf.
    Levenbrook lehnte sich zurück und faltete die Hände über dem Bauch. Sein Lächeln war, wenngleich verhalten, maliziös.
    »Vergewissern Sie sich, dass Sie Ihre ganzen technischen Hilfsmittel aktiviert haben«, sagte er, »denn ich werde das nur einmal erzählen.«
     
    Die Geschichte ging so:
    DeRicci hatte sich von jeher mit ihren Vorgesetzten angelegt. Recht früh in ihrer Laufbahn war sie zum Detective befördert worden. Sie hatte Verstand, und sie konnte Fälle aufklären, vielleicht besser als irgendeine andere Person, mit der Levenbrook zusammengearbeitet hatte. Ein Naturtalent und imstande, Dinge zu sehen, die die meisten nicht sahen.
    Aber sie war auch reizbar und scheute sich nicht, ihre schlechte Stimmung selbst an ihren Vorgesetzten auszulassen. Ihre Lieblingsworte lauteten Idiot und blöder Depp, und sie ließ sie jeden hören, von dem sie der Ansicht war, er hätte es verdient, so bezeichnet zu werden.
    Ihre Vorgesetzten nicht ausgenommen. Auch die Vorgesetzten ihrer Vorgesetzten nicht ausgenommen.
    Levenbrook war diplomatischer. Er hatte bereits fünfundzwanzig Jahre im Polizeidienst hinter sich, zehn Jahre auf der Straße, fünfzehn als Detective. Als sein Partner in den Ruhestand ging, bekam Levenbrook DeRicci zugeteilt, auf dass er ihr Manieren beibringe.
    Was schon im ersten Jahr ihrer Zusammenarbeit scheiterte. Und um alles noch schlimmer zu machen, bildeten sich die hohen Tiere plötzlich ein, DeRicci habe einen schlechten Einfluss auf Levenbrook. Ihre nie schwindende Wut gegenüber jedem, der kein Verständnis für die Problematik ihrer Arbeit aufbrachte – oder sich nicht so verhielt, als brächte er Verständnis auf –, hatte dafür gesorgt, dass sie auf eine schwarze Liste gesetzt wurde und sie und Levenbrook grundsätzlich die miesesten Aufträge erhielten.
    Einer ereilte sie im Januar ihres zweiten gemeinsamen Jahres. Das Department von Armstrong erhielt von der Allianz einen Haft- und Deportationsbefehl für einen Jungen namens Dalton Malone. Malone war auf dem Mars aufgewachsen. Dort hatte er es irgendwie geschafft, einem Brutling Englisch beizubringen.
     
    »Einem Brutling?«, fragte Bowles. Sie wusste nicht viel über außerirdische Kulturen und zog es vor, sich auf menschliche Schwächen zu konzentrieren. Darüber hinaus lernte sie stets nur so viel, wie sie zum Verständnis ihrer neuen Storys brauchte.
    Levenbrook nickte. »Wir wussten damals auch nicht viel darüber, um nicht zu sagen nichts. Zumindest ich nicht. Noelle, die weiß viel, aber sie versteht durchaus nicht alles. Brutlinge sind Abkömmlinge der Disty. Sie sind das große Geheimnis und die große Schande der Disty.«
    Das hörte sich für Ki ziemlich pathetisch an, aber sie sagte nichts, denn sie wollte seine Version der Geschichte hören.
    »Die Disty haben drei Arten von Kindern – männliche, weibliche und Brutlinge. Die sind so etwas wie geschlechtsneutral, aber wir können das bei den Disty so oder so nicht unterscheiden. Aber die Disty können das selbstverständlich, und ich nehme an, es ist beschämend für sie, einen Brutling zu zeugen beziehungsweise zu gebären. Die Brutlinge dürfen im Haus der Familie aufwachsen und leben dort dann als gern gesehene Diener, die aber keinerlei Kontakte außerhalb der Familie pflegen, besonders nicht zu Aliens.«
    Interessant, dass er das Wort Alien benutzte, um Menschen in diesem Kontext zu umschreiben. Das verriet, dass auch er befangen war.
    »Also lernen sie auch kein Englisch?«, hakte Bowles nach.
    »Ich hatte den Eindruck, dass sie kaum Disty verstehen. Aber ich habe all das erst im Zuge dieses Falls erfahren. Was Noelle betrifft, weiß ich das nicht. Sie könnte das auch schon vorher gewusst haben.«
    »Wenn die Brutlinge keine Kontakte außerhalb der Familie unterhalten sollen, wie konnte dieser Malone dann einem von ihnen Englisch beibringen?«
    Levenbrook lächelte. »Jetzt kommen Sie langsam dahinter! Offenbar ist der Junge in der direkten Nachbarschaft einer Disty-Familie aufgewachsen und hat Disty-Kinder in seinem Alter gekannt. Er hat sich mit dem Brutling angefreundet und der Kreatur Englisch beigebracht, aber damals hat niemand etwas gemerkt. Erst Jahre später, als der Junge und

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