Miles Flint 04 - Das Marsgrab
verloren hatte, als die Krise immer mehr in den Vordergrund gerückt war.
Noelle DeRicci.
Bowles würde das Profil der Frau jetzt vervollständigen, die Tausende von Disty dazu verurteilt hatte, gleich jenseits des Mondorbits im All zu sterben. Und das, was Bowles brauchte, um dieses Profil zu vervollständigen, war DeRicci selbst.
63
F lint benutzte seine Links, um unauffällig die Schlösser zu entriegeln, als er die Disty in den Passagierbereich seines Schiffes führte. Es war beinahe wie in alten Zeiten – als würde er Gefangene von einem Zuständigkeitsbereich in einen anderen überführen. Allerdings bezweifelte er, dass sich die Überlebenden im Spielbereich als Gefangene betrachteten.
Als er den Raum erreicht hatte, fand er die Tür geschlossen vor. Das erschreckte ihn; er hatte erwartet, dass die Tür offen stehen würde, so wie es auf der ganzen Reise der Fall gewesen war.
Doch er ließ sich seine Verwunderung nicht anmerken. Er wollte nicht, dass die Disty diese Messer aus ihren Scheiden zogen.
Flint klopfte einmal, was in erster Linie eine Warnung sein sollte. Dann legte er die Hand auf den automatischen Türöffner. Die Tür glitt zurück und gab den Blick auf alle sechs Überlebenden frei, die in einer Reihe in der Mitte des Raums standen.
Weiss stand im Zentrum. Als die Tür ganz offen war, trat er vor, eine fleischige Hand ausgestreckt.
»Sie müssen die Disty sein«, sagte er und blickte an Flint vorbei auf die Gruppe, die hinter ihm stand. »Wir sind die Überlebenden des Massakers in der Saharakuppel. Soweit ich weiß, benötigen Sie unsere Hilfe.«
Es war ein meisterhafter Auftritt, ein großartiger Versuch, Kontrolle über eine Situation zu erlangen, in der diese sechs Menschen nicht die geringste Kontrolle zu erwarten hatten.
Flint schenkte ihnen allen ein mildes Lächeln und trat zur Seite.
Aber das Disty, das schon die ganze Zeit als Sprecher fungiert hatte, ergriff Flints Arm. »Ich dachte, es wären zwölf.«
»Wir haben zwölf gefunden«, erklärte Flint. »Fünf haben sich geweigert, zum Mars zu reisen.«
Alle Disty pfiffen leise. Das Geräusch ließ Flint die Nackenhaare zu Berge stehen.
»Wir sind gern bereit zu helfen«, sagte Weiss, als hätte das andere Gespräch gar nicht stattgefunden. »Sie müssen uns nur sagen, was wir tun sollen.«
»Sie sagten fünf.« Das Disty sprach immer noch nur mit Flint. »Dann sollten hier sieben Überlebende sein. Wir zählen nur sechs.«
»Der siebte sitzt in meiner Arrestzelle«, sagte Flint. »Er hat versucht, das Schiff zu übernehmen und in die Luft zujagen.«
Die Augen des Disty wurden größer. »Dann ist er ein Verbrecher?«
»Ja«, bestätigte Flint.
»Also bleiben uns nur noch sechs. Das ist nicht genug.«
Flint zuckte mit den Schultern. »Das ist alles, was wir zu bieten haben.«
Weiss trat auf die Gruppe zu und drängte sich in das Gespräch hinein. »Wir haben uns damit einverstanden erklärt, so lange auf dem Mars zu bleiben, wie Sie uns brauchen. Wenn es doppelt so lange dauert, weil wir nur zu sechst sind, dann wird sich das eben nicht vermeiden lassen.«
Das Disty drehte langsam den Kopf, bis es Weiss direkt anschaute. »Sie wissen nichts von unseren Bräuchen.«
Weiss’ Haut wurde ein wenig fahler, doch war ihm hoch anzurechnen, dass er keinen Rückzieher machte. Stattdessen nickte er. »Wir sind bereit zu lernen.«
»Das wird anstrengend werden«, bemerkte das Disty.
»Man sagte uns, die Rituale wären für die Überlebenden nicht lebensbedrohlich. Wenn das stimmt, können Sie sich auf unsere volle Kooperation verlassen.«
Flint schaute an Weiss vorbei. Die anderen Überlebenden hielten die Hände vor dem Körper gefaltet und sahen absolut harmlos aus. Vajra nickte, während Weiss sprach. Die anderen sahen nur mit nervösen Mienen zu.
Flint hegte keinen Zweifel daran, wer hinter dieser Strategie steckte.
»Sie sind korrekt informiert«, erwiderte das Disty. »Das Überlebendenritual fügt dem Teilnehmer keinen Schaden zu. Es erfordert jedoch mehrere Stunden bis zu seinem Abschluss. Und bedenkt man die Anzahl der Rituale, an denen Sie teilnehmen müssen, dann werden Sie erschöpft sein, bevor die Monate vorüber sind.«
»Monate?«, fragte Marcos, und ihr schönes Gesicht verzerrte sich zu einem Ausdruck des Schreckens.
»Wir haben Hunderttausende von Disty, die Ihnen gegenübertreten und die Reinigung erfahren müssen, die sie nur von Überlebenden erhalten können. Selbst wenn Sie nur etwas
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