Miles Flint 04 - Das Marsgrab
kleinen Schublade in seiner Konsole.
Bisher hatte er zwei Botschaften zur Oberfläche geschickt, aber keine Antwort erhalten. Er wusste nicht recht, was er tun würde, sollten die Disty sich weigern, Kontakt zu seinem Schiff aufzunehmen. Zwar hatte er dafür gesorgt, dass seine Überlebenden keinen Außenkontakt hatten herstellen können, seit sie in Reichweite der diversen Systeme des Mars waren. Aber er war nicht sicher, ob sich die Lage womöglich inzwischen geändert hatte.
Der Langstreckensensor der Emmeline meldete sich. Ein kantiges Schiff, ganz in Schwarz, kam aus dem Weltraum auf Flints Jacht zu. Er schaltete die Waffensysteme online und schickte eine Botschaft, in der er das Schiff bat, sich zu identifizieren.
Die Antwort erfolgte prompt: »Disty-Schiff 665.443: Todesschwadron. Wir wurden angewiesen, uns mit Ihnen zu treffen. Antworten Sie.«
Flint atmete die Luft aus, die er bis dahin angehalten hatte. »Wir warten auf Sie, Disty-Schiff. Man hat uns gesagt, Sie würden andocken?«
»Werden wir. Sie halten sich zum Andocken bereit.«
Dann meldete sich das Disty-Schiff ab.
Flint sah zu, wie das Schiff sich näherte. Es hatte keine klassische Disty-Formgebung, passte aber gut zu dem, was die Todesschwadronen an Schiffen benutzten. Flint hatte sich viele Schiffe der Todesschwadronen genau angesehen und eingeprägt, als er noch bei Space Traffic Control gearbeitet hatte. Er wollte sie sofort erkennen können, wenn sie seinen Weg kreuzten.
Das Disty-Schiff hatte die Jacht erreicht. Die Emmeline erbebte, als die Greifer des fremden Schiffes zupackten. Flint hörte leise nervöse Laute aus dem Spielzimmer. Die armen Überlebenden machten sich schlimmere Sorgen denn je.
Vielleicht bedauerten sie jetzt ihre Entscheidung.
Die Außenkameras erfassten das ganze Manöver. Die Greifer waren schwarz und funktionell und zogen Flints Schiff näher an das andere heran. Dann schickte das Disty-Schiff seinen Einstiegstunnel an den Greifern entlang. Der Tunnel lieferte den Disty eine einfache Möglichkeit, auf die Emmeline zu gelangen.
Flint ließ die Hauptluken geschlossen. Er würde sie nicht öffnen, solange er nicht sicher war, dass es nötig war. Aber er entriegelte die Außenluken.
Derweil blieb er in seinem Cockpit. Er hatte nicht die Absicht, die Disty zu grüßen, ehe er sie zu sehen bekommen hatte.
Zehn Disty kamen durch den Tunnel und bestiegen dessen Luftschleuse. Sie waren so klein, dass sie alle in den beengten Raum hineinpassten. Sie waren ganz in Schwarz gekleidet, und um ihren Hals hingen weiße Kordeln. An diesen Kordeln wiederum hing jeweils eine Messerscheide samt Messer. Einmal hatte Flint die Klinge eines solchen Messers zu sehen bekommen: Auch sie war schwarz, gefertigt aus einer Art gehärtetem Glas, gehärtet durch irgendeine geheime Technik. Die zweischneidige Klinge des Messers war scharf genug, einen Finger mühelos abzutrennen, und auf der flachen Seite befanden sich kleine Grate, die Glassplitter in der Haut eines jeden zurückließen, der sie berührte.
Diese Messer kamen bei vielen Ritualen der Todesschwadronen zum Einsatz, auch bei den Vergeltungsmorden.
Die Disty schlossen die Außenluke. Der Tunnel blieb mit dem Schiff verbunden. Eines der Disty versuchte, die Innentür zu öffnen, und sah sich dann zu den anderen um. Der Blick pflanzte sich durch ihre Reihen fort, als könnten sie die Antwort an der Wand in ihrem Rücken ablesen.
»Ihre Innentür ist verriegelt«, meldete sich eines der Disty.
»Standardvorsichtsmaßnahme«, erklärte Flint. »Ich musste warten, bis sichergestellt ist, dass die Außentür versiegelt ist.«
Er öffnete die Innenluke, schaltete das Schiff auf Autopilot, schnappte sich die Laserpistole und steckte sie in das Halfter, das noch aus seiner Zeit bei der Polizei stammte. Dann verließ er das Cockpit. Ehe er den Korridor hinunterging, schloss und verriegelte er die Cockpit-Tür. Das Schloss war auf den Abdruck seiner linken Handfläche programmiert.
Flint hastete den Gang hinunter. Er erreichte die Hauptluke gerade, als das letzte Disty seinen Fuß auf die Emmeline setzte.
Einzeln wirkten die Disty klein und alles andere als bedrohlich. In der Gruppe sahen sie meist aus wie etwas zu groß geratene menschliche Vorschulkinder. Aber diese Gruppe hatte etwas Bedrohliches an sich; das lag teilweise an der Kleidung und den Messern, vor allem aber an dem Selbstvertrauen, das sie verströmten – die Art, wie sie sich bewegten, beinahe, als bildeten sie
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