Miles Flint 04 - Das Marsgrab
leiden müssen, also sollten Sie auch unter den Ersten sein, um die die Disty sich kümmern.«
Sie blinzelte das Bild an. Offensichtlich machte sich niemand großartige Gedanken über irgendetwas. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Argumentation lautete: Die Gerichtsmedizin hatte ja sowieso ständig mit der Todesschwadron zu tun. Sollten die doch sehen, ob das Ritual funktionierte oder nicht.
»Ich weiß das zu schätzen«, sagte Scott-Olson.
»Äh …«, fing Nigel neben ihr an, aber Scott-Olson hob die in einem blutigen Handschuh steckende Rechte, um ihn zu unterbrechen.
»Wie dem auch sei«, sagte sie, »wir sind hier wirklich sehr beschäftigt, und …«
»Dennoch bin ich der Ansicht, Sie sollten Vorrang genießen«, bekräftigte Trouvelot.
Sie unterdrückte den Wunsch, in aller Deutlichkeit den Kopf zu schütteln. »Das wäre nur Zeitverschwendung! Wir wären ja sofort wieder rekontaminiert.«
»Wieso …? Oh.« Sein Blick huschte abwärts. »Dann vielleicht, wenn die Autopsien erledigt sind?«
Sie unterdrückte einen Seufzer. »Das wird eine Weile dauern. Wenn wir mit den Opfern der Massenpanik fertig sind, müssen wir uns immer noch um die Opfer des Massakers kümmern.«
»Oh.« Trouvelot legte die Stirn in Falten.
Sie fragte nicht nach dem Skelett. Sie hoffte einfach, dass die Disty jemanden gefunden hatten, der Scott-Olson auch in dieser Hinsicht dekontaminieren könnte, aber sie glaubte nicht daran.
Vielleicht blieb ihr nur die Hoffnung, dass die Disty dieses kleine Detail vergäßen.
»Gibt es sonst noch etwas?«, fragte sie.
»Ah, wie sollen wir bestimmen, wann Sie an der Reihe sind?«, fragte Trouvelot.
»Das arbeiten Sie am besten mit Nigel aus«, sagte sie und meldete sich ab. Nigel gab neben ihr ein ersticktes Geräusch von sich. Als sie sich zu ihm umwandte, verdrehte er die Augen.
»Habe ich nicht genug zu tun?«, fragte er.
Sie lachte humorlos. »Keine Sorge! Der wird uns eine Weile nicht mehr kontaktieren. Womöglich werden wir sogar gezwungen sein, ihn zu rufen, wenn die Zeit für unsere Dekontamination gekommen ist.«
Nigel schob eine Rolltrage mit einer bereits untersuchten Leiche in den hinteren Bereich des Raums. Von seiner früheren Empfindlichkeit war nichts mehr zu spüren. Als er die Tür erreicht hatte, hielt er inne. »Das ist doch eine gute Neuigkeit, nicht wahr? Die Dekontamination?«
Es war viel zu spät. All diese Leute, die Disty und Menschen in Wells und anderen Teilen des Mars, wären noch am Leben, hätte sich früher jemand darum gekümmert.
Vielleicht hatte Costard doch etwas Gutes vollbracht. Die Überlebenden kamen vom Mond. Dieser Lokalisierungsspezialist hatte Scott-Olson ja versichert, er habe einige Spuren.
Zumindest wurde es nun nicht mehr schlimmer.
»Ja, es ist eine gute Neuigkeit«, sagte Scott-Olson. »Die beste, auf die wir haben hoffen können.«
61
D er Mars schwebte in der Mitte von Flints Sichtschirm. Der rotbraune Planet sah aus, als wäre seine sandige Oberfläche mit Blut überzogen.
Flint hatte alle Verteidigungssysteme der Emmeline auf höchste Alarmbereitschaft gestellt. Jeder Winkel seines Schiffs überwachte den umgebenden Raum. Flint wollte sofort informiert werden, wenn die Sensoren irgendetwas registrierten, und er musste in der Lage sein, dieses Etwas zu beurteilen. Zu viele Disty-Schiffe waren explodiert oder manövrierunfähig, weil andere Schiffe mit ihnen zusammengestoßen waren.
Flint hatte nicht die Absicht zu sterben, nur weil das Raumkontrollsystem des Mars gigantische Lücken aufwies.
Und Flint hatte noch weitere Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Die sechs verbliebenen Überlebenden wussten nichts davon, aber sie waren im Passagierflügel des Schiffs eingesperrt. Sie hatten keinen Zutritt zum Cockpit oder zu den Wartungsbereichen – eine Maßnahme, die Flint bereits hätte ergreifen sollen, als sie an Bord gekommen waren.
Norton war immer noch in der Zelle, und dort würde er bleiben, bis die Disty ihn holten. Er war ernsthaft verwundet, aber nicht unmittelbar in Lebensgefahr. Mit der richtigen medizinischen Behandlung würde er wieder gesund werden.
Das würde Flint auch den Disty sagen.
Aber er würde ihnen nichts über die kleine Scheibe sagen, die Norton auf Flints Schiff gebracht hatte. Flint hatte die Scheibe untersucht, und er war überzeugt, dass es sich nicht um eine Waffe handelte. Norton hatte improvisiert, und das hatte er gut gemacht. Dennoch verwahrte Flint die Scheibe sicher in der
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