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Miles Flint 05 - Paloma

Miles Flint 05 - Paloma

Titel: Miles Flint 05 - Paloma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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einem krassen Kontrast zum Rest ihrer Erscheinung, beinahe wie aufgepfropfte Stücke echten Holzes an einem Permaplastikgebäude.
    Sie sah erschöpft aus, überarbeitet und ein wenig ängstlich.
    »Wir arbeiten nicht mit Lokalisierungsspezialisten zusammen«, sagte sie so kalt sie nur konnte.
    »Ich bin nicht als Lokalisierungsspezialist hier«, entgegnete Flint. Mit so einer Begrüßung hatte er gerechnet. Theoretisch waren Lokalisierungsspezialisten und Verschwindedienste Gegner. Von Lokalisierern wurde erwartet, Verschwundene zu finden, was häufig bedeutete, dass sie die sorgfältige Arbeit der Verschwindedienste zunichte machten und den Tod Verschwundener verursachten.
    In der Praxis jedoch arbeiteten Verschwindedienste und Lokalisierungsspezialisten bisweilen zusammen. Mehr als einmal hatte Flint einem Dienst geholfen, einen der eigenen Verschwundenen wiederzufinden, der seine neue Identität wieder aufgegeben und irgendein anderes Leben begonnen hatte. Normalerweise handelte es sich dabei um Fälle, in denen es für den Verschwundenen keinen Grund mehr gab, sich weiter zu verstecken, was demjenigen aber noch nicht bekannt war.
    Dann und wann war es auch darum gegangen, einen Vertrag zwischen dem Verschwindedienst und dem Verschwundenen zu lösen. Und einmal hatte er einen Fall abgelehnt, in dem ein Verschwundener sein Wissen über einen Verschwindedienst dazu hatte nutzen wollen, den Dienst kaputtzumachen. In diesem Fall hatte Flint zur Verpflichtung eines Kopfgeldjägers geraten, ausgehend von der Überzeugung, dass der Verschwundene sich dem Rechtssystem stellen sollte, vor dem er geflohen war.
    Flint glaubte fest, dass Verschwindedienste in dieser Gesellschaft ihre Berechtigung hatten. Er glaubte auch, dass sein Beruf ebenso notwendig war.
    »Ich verstehe Sie nicht«, sagte Bannerman, als sie hinter dem schweren Schreibtisch vor den Erdenbildern Platz nahm. »Wenn Sie nicht als Lokalisierungsspezialist hier sind, was wollen Sie dann?«
    Als er vor Jahren zum ersten Mal hier gewesen war, hatten sie diesen Tanz schon einmal aufgeführt. Danach war er ein frisch in den Ruhestand getretener Ex-Officer mit einem Plan und hohen Idealen gewesen.
    Heute fühlte er sich weniger altruistisch.
    »Dieses Mal habe ich keine Leben zu retten«, sagte er, obwohl er dessen nicht absolut sicher war. Er war nicht sicher, was auf dem Spiel stand. Er wusste nur, dass Paloma tot war und dass sie geglaubt hatte, etwas auf der Lost Seas könnte ihm helfen. »Ich habe vor einiger Zeit gehört, Sie hätten eine gerichtliche Auseinandersetzung mit Wagner, Stuart und Xendor gehabt und gewonnen.«
    Sie lachte leise. »Mehrere.«
    »Dann ist das also wahr?«
    Sie strich sich mit der Hand durch das dünne Haar. Hatte sie kein Interesse mehr an Modifikationen? Oder war sie einfach zu beschäftigt gewesen, sich um sich selbst zu kümmern? Er wusste es nicht, und er wusste auch nicht, wie er sie danach fragen könnte.
    »Wir sind mehrere Male vor Gericht gegen sie angetreten«, sagte sie nach einem Augenblick.
    »Und haben gewonnen?«, fragte er.
    Sie zögerte, wog ihre Worte sorgfältig ab. »Die späteren Fälle.«
    »Aus inhaltlichen Gründen oder wegen Ihres eigenen Rechtsvertreters?«
    »Wir brauchen einen guten Anwalt«, sagte sie. »Manche Leute halten das, was wir tun, für illegal.«
    Er wusste, dass die Verschwindedienste gesetzliche Klippen umschifften, indem sie keinerlei Akten über ihre Kundschaft führten. Wenn ein Klient sich beispielsweise an Data Systems wandte, weil er gegen ein Gesetz der Disty verstoßen hatte, verschaffte ihm der Dienst eine Identität, die ihn so weit wie möglich von den Disty fernhalten sollte. Aber Data Systems – und andere Dienste, die sich eines ähnlich guten Rufes rühmen durften – erkundigte sich niemals nach der Art des Verbrechens. Manche der Unternehmen begnügten sich sogar einzig mit den Finanzdaten ihrer Klienten.
    Wenn eine Person jemandem half, der ein Gesetz gebrochen hatte, machte sich diese Person selbst noch nicht strafbar. Wissen war das, was zählte. Sonst könnte ja auch eine Kellnerin, die in einem Restaurant einen Kriminellen bediente, wegen Beihilfe belangt werden.
    So zumindest lauteten derzeit die Gesetze der Allianz, was zum Teil auf die wirtschaftlichen Interessen der Großunternehmen zurückzuführen war. Solche Unternehmen hatten die Verschwindedienste gegründet. Es war die einzige Möglichkeit, sich in unbekanntes Territorium vorzuwagen, ohne die Einheimischen

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