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Miles Flint 06 - Kallisto

Miles Flint 06 - Kallisto

Titel: Miles Flint 06 - Kallisto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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und überlastet aus. Dank Zagrando hatte Gonzalez die schwierige Aufgabe übernommen, Talia zu sagen, dass ihre Mutter tot war.
    »Ich würde gern allein mit ihr sprechen«, sagte Flint, der weder wusste, was er sagen sollte, noch wie er sich fühlen würde. Oder auch nur, was er tun sollte. Bei Zagrando hatte das alles ganz einfach geklungen: Flint war ihr einziger lebender Verwandter.
    Was theoretisch nicht ganz korrekt war. Es gab noch mindestens fünf andere, ganz zu schweigen von Rhondas Tanten, Onkeln, Cousinen und Cousins, Leute, die sie offensichtlich aus ihrem persönlichen Leben ausgeschlossen hatte, Leute, die Flint, soweit er sich erinnern konnte, nach der Hochzeit nie wieder gesehen hatte.
    Zumindest drohte dem Mädchen von Seiten Aleyds nun kein Übel mehr, doch das machte ihm die Entscheidung, so sonderbar es auch klingen mochte, noch schwerer. Nach Palomas Ermordung hatte er beschlossen, dass sie ihm wenigstens in einem Punkt einen wirklich guten Rat gegeben hatte. Sie hatte ihm erklärt, dass Lokalisierungsspezialisten keine persönlichen Beziehungen zu anderen aufnehmen sollten; das schützte beide Seiten, den Lokalisierer ebenso wie die Leute, die er liebte.
    Sie hatte sich nicht an diesen Rat gehalten, aber das galt für die meisten Ratschläge, die sie ihm erteilt hatte. Dennoch verstand Flint jetzt, nachdem er erkannt hatte, dass sie ihn hintergangen hatte, wie wichtig es tatsächlich war, dass er für sich blieb.
    Nun, da Aleyd nicht mehr drohte, die Vormundschaft über das Kind zu übernehmen und sie möglicherweise gar zu töten, musste er eine echte Entscheidung treffen. Er musste entscheiden, ob er ändern wollte, wer er war, um für ein Kind zu sorgen, das, juristisch betrachtet, nicht sein Kind war.
    »Ich werde Sie vorstellen«, sagte Gonzalez matt. »Wenn sie mich bittet zu bleiben, dann bleibe ich.«
    Flint bedachte sie mit einem verwunderten Seitenblick. Zagrando hatte ihm erzählt, Gonzalez lehne die Verantwortung ab, sich um Talia zu kümmern. Aber Gonzalez schien interessierter an dem Mädchen zu sein, als Flint erwartet hatte.
    »Sie ist meine Klientin«, durchbrach Gonzalez Flints Schweigen. »Ich bin für ihr Wohlergehen verantwortlich.«
    Flint nickte. Das hatte er vergessen. Wenn er nicht einsprang, würde Gonzalez eine Lösung finden müssen. Und das wäre besser für seine Karriere – für sein Leben –, als selbst die Verantwortung für ein Kind zu übernehmen.
    Er öffnete die Tür und hielt inne, als er das Mädchen auf der Couch sitzen sah. Sie war kein Kind mehr, sie war beinahe schon eine Frau – lange, schlaksige Beine, der Körper etwas zu hager. Ihr Gesicht war gerötet und verquollen; sie hatte offensichtlich geweint.
    Aber ihr Haar – ihr Haar raubte ihm den Atem.
    Es war sein Haar, Emmelines Haar. Blond, lockig und unbezähmbar. Er hatte in Talia bisher nichts weiter als Rhondas Kind gesehen, und wenngleich sie Rhondas dunkle Haut geerbt hatte, verdankte sie doch den Rest ihrer äußeren Erscheinung Flints Genen.
    Blondes Haar. Blaue Augen, die vor der kupfernen Haut beinahe farblos erschienen. Ein rundes Gesicht – eines, das Ki Bowles einmal als cherubinisch bezeichnet hatte, als sie ein Babybild von Emmeline beschrieben hatte – und hohe Wangenknochen.
    Er hatte geglaubt, seine Tochter sei tot, und das war sie – das Kleinkind, das er in den Armen gehalten hatte, der zerschmetterte Leib, der die Persönlichkeit beherbergt hatte, die er einmal mehr als alles andere geliebt hatte –, aber dies, dies war seine Tochter, seine wiedergeborene Tochter. Sie sah genauso aus, wie es die Holobildgesellschaft für das gealterte Bild ermittelt hatte. Genauso, wie Emmeline ihrer Vorhersage nach vor all diesen Jahren hätte aussehen sollen, wäre sie erst in Talias Alter.
    »Jetzt kommst du also«, sagte sie mit einer Stimme, die klang wie Rhondas, und die doch angefüllt war mit Verbitterung.
    »Du weißt, wer ich bin?«, fragte Flint ein wenig außer Fassung. Gonzalez hätte Talia nicht erzählen sollen, dass er hier war.
    »Mom hat Bilder behalten. Sie glaubt, na ja, sie hat geglaubt, ich würde sie nicht kennen, aber ich weiß alles über das Haus.« Talias Stimme versagte, und sie wedelte mit der Hand und wandte den Blick ab.
    »Es tut mir leid«, erwiderte er und meinte es so. Er fühlte eine tiefe Trauer, so tief, wie er es selbst dann nicht erlebt hatte, als man ihn über Rhondas Ableben informiert hatte – er hatte sie einmal geliebt, mehr, als ihm bewusst

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