Milliardär meines Verlangens - Ebook
legte ein Brötchen dazu und gesellte sich zu Della. Als er sah, dass ihr Bademantel so weit auseinanderklaffte, dass die Wölbung ihrer Brüste entblößt wurde – ein Anblick, der ihm durchaus zusagte – fiel ihm ein, dass keiner von ihnen etwas anderes anzuziehen hatte als die Sachen von gestern Abend. Und das war nicht die Art von Kleidung, die man trug, wenn man es sich gemütlich machen wollte.
Nicht weiter schlimm, fand er.
Er beobachtete, wie Della an einer Erdbeere knabberte, und fragte sich, wieso er das so erregend fand. Andererseits, wahrscheinlich würde er sie sogar beim Reifen wechseln erregend finden.
„Okay“, nahm er den Gesprächsfaden wieder auf, „da du mir nicht sagen willst, wieso dein Zuhause derzeit ein Schwebezustand ist, verrätst du mir vielleicht, wo es im Moment gerade schwebt?“
„Nein“, erwiderte sie prompt.
Er überlegte, ob er weiter nachbohren sollte, entschied sich aber, einen anderen Weg auszuprobieren. „Erzählst du mir dann, was dich nach Chicago verschlagen hat?“
„Nein.“
Er versuchte es erneut. „Aber woher du ursprünglich stammst, kannst du mir verraten, oder?“
„Nein.“
„Wie lange du hierbleibst?“
„Nein.“
„Wohin du als Nächstes gehst?“
„Nein.“
„Wie alt du bist.“
„Ganz sicher nicht.“
„Magst du Pina Coladas? Stehst du gern im Regen?“
Er war sich nicht sicher, aber er glaubte, ein kleines Lächeln entdeckt zu haben. „Nicht wirklich.“
„Wie ist es mit grauen Katzenbabys, langen Spaziergängen am Strand, Kuscheln vor dem Kamin und Romanen von Philip Roth?“
Daraufhin zog sie nur verwirrt die Augenbrauen zusammen.
„Oh, entschuldige. Das war Miss November, glaube ich.“
Ihre Miene hellte sich auf, doch sie schwieg weiter.
„Welches Sternzeichen bist du?“, versuchte Marcus es noch einmal.
Das brachte sie endlich zum Lächeln. Ein Anfang.
„Schütze.“
Das sagt eine Menge, dachte Marcus. Könnte zumindest, wenn er auch nur einen Funken Ahnung von Astrologie hätte. Aber es war ein Anhaltspunkt. Schützen waren im Juni geboren, oder nicht? Oder war es Oktober? März?
Okay, okay, er wusste jetzt genauso wenig über Della wie am Anfang seiner Fragerunde. Also, so gut wie nichts. Verdammt, er wusste ja nicht einmal, ob sie ihm die Wahrheit sagte, wenn sie behauptete, Schütze zu sein und Pina Coladas sowie Regenschauer nicht besonders zu mögen.
Doch instinktiv ging er davon aus, dass sie über diese Dinge die Wahrheit gesagt hatte. Della war keine Lügnerin. Sie war einfach eine Frau, die nichts Wichtiges über sich preisgeben wollte, und die einen Liebhaber betrog. Wäre sie eine Lügnerin, hätte sie auf jede seiner Fragen irgendeine falsche Antwort parat gehabt und hätte sich für jemanden ausgegeben, der sie nicht war. Stattdessen musste er sich mit einer Frau auseinandersetzen, die alles Mögliche sein konnte.
Aber auch das stimmte nicht ganz. Es gab viel, was er über Della wusste. Er wusste, dass sie an traurigen Stellen in der Oper weinte und dass sie die Feinheiten der Musik zu schätzen wusste. Das hatte er ihr gestern Abend in der Loge vom Gesicht ablesen können, als er sie beobachtet hatte, statt auf die Bühne zu schauen. Er wusste, dass sie Champagner mochte und Schnee schön fand. Er wusste, dass sie gern lachte. Und er wusste, dass Rot eine ihrer Lieblingsfarben war. All das sprach doch Bände über einen Menschen.
Und er wusste, dass sie aus einem guten und reichen Elternhaus kam, auch wenn sie sich im Moment vielleicht von jemandem aushalten ließ. Um das zu erkennen, hätte er nicht den Schmuck oder die Schilder in ihrer Kleidung sehen müssen – obwohl er einen Blick darauf geworfen hatte, als er vorhin die Sachen vom Boden aufgesammelt hatte. Sie war intelligent, selbstsicher und konnte sich gut ausdrücken. Hinzu kam ihre elegante Erscheinung, und alles zusammen bewies, dass sie von Eltern erzogen worden war, die Wert auf solche Dinge gelegt hatten. An all den Orten, wo er sie gestern getroffen hatte, hatte sie sich ganz offensichtlich zu Hause gefühlt. Er würde einen Besen fressen, wenn sie nicht aus einer gut situierten Familie mit bildungsbürgerlichem Hintergrund kam.
Nicht, dass Reichtum und Bildungsbürgertum zwangsläufig ein Produkt hervorbrachten, das all die Vorzüge in sich vereinte, die Della auszeichneten. Da brauchte er nur an sich selbst zu denken. Er war von all den elitären Privatschulen geflogen, in die seine Eltern ihn geschickt hatten, bis sein
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