Milliardär meines Verlangens - Ebook
Vater schließlich den Direktor der letzten Schule mit einer mehr als großzügigen Spende für ein Multimedia Center bestochen hatte. Damit hatte er Marcus ein Abschlusszeugnis erkauft, für das seine Noten bei Weitem nicht gereicht hätten. Nicht, weil er zu dumm gewesen wäre, sondern einfach deshalb, weil es ihm egal gewesen war. Als Teenager hatte er alles getan, um gegen die Spießigkeit seiner Eltern zu rebellieren. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte er sie in Verlegenheit gebracht. Er hatte Weinregale geplündert, Spritztouren mit fremder Leute Autos unternommen und Debütantinnen verführt – oftmals alles an einem Abend. Schon vor seinem sechzehnten Geburtstag war die Liste seiner Verfehlungen endlos lang gewesen. Wenn Charlotte nicht gewesen wäre …
Vergeblich versuchte er, die Erinnerungen zu verdrängen und sich auf die Frau neben ihm zu konzentrieren. Wenn Charlotte nicht gewesen wäre, säße Marcus jetzt nicht hier mit Della. Und das nicht nur, weil Charlottes Abwesenheit gestern Abend ihm die Möglichkeit eröffnet hatte, mit der schönen Fremden ins Gespräch zu kommen. Wenn Charlotte nicht gewesen wäre, säße Marcus inzwischen wohl im Gefängnis oder wäre auf Sozialhilfe angewiesen, weil seine Familie ihn enterbt hätte.
„Woran denkst du?“
Dellas Frage brachte ihn zurück in die Gegenwart. Aber er wollte sie nicht beantworten. Warum sollte er, wenn sie ihm die Antworten auf alle seine Fragen schuldig blieb?
Als er schwieg, fügte sie hinzu: „Du sahst aus, als wärst du meilenweit weg.“
„War ich auch.“
„Wo?“
Er nippte an seinem Kaffee und schaute sie an. „Sag ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Du erzählst mir ja auch nichts von dir.“
Einen Augenblick lang hoffte er, dass er sie damit vielleicht aus der Reserve locken konnte, doch Della nickte nur. „Das ist wohl auch das Beste.“
Verdammt schade.
„Für dich oder für mich?“
„Für uns beide.“
Je mehr sie sagte, desto verwirrter und neugieriger wurde Marcus. Wer, zum Teufel, war sie? Woher kam sie? Wohin ging sie? Warum verriet sie ihm nichts über sich? Und warum, verdammt noch mal, wollte er so verzweifelt etwas über sie erfahren?
„In Ordnung, wenn du es wirklich wissen willst, ich habe an die Arbeit gedacht“, log er.
Della erwiderte nichts darauf, sondern biss in ihren zweiten Donut.
„Willst du nicht wenigstens wissen, womit ich mein Geld verdiene?“
„Nein.“
So langsam ging ihm dieses Wort auf die Nerven.
„Ich arbeite für eine Brokerfirma“, erzählte er ihr, ohne seine Position dort genauer zu umreißen, da er sich noch nicht sicher war, wie viel er ihr erzählen wollte. Was genau genommen nicht stimmte. Er würde ihr gern mehr von sich preisgeben. Aber nicht aus den üblichen Gründen. Normalerweise öffnete er sich einer Frau, um sie zu beeindrucken und um sie schneller ins Bett zu bekommen. Aber mit Della hatte er bereits geschlafen, und noch immer wollte er sie beeindrucken. Das war an sich schon merkwürdig. Noch verrückter war, dass er sie wahrscheinlich am ehesten beeindruckte, wenn er sich bescheiden zurückhielt.
Sie schluckte gerade, als er ihr von seinem Job erzählte, und dabei schien sie etwas in den falschen Hals bekommen zu haben, denn sie fing sofort an zu husten. Marcus wollte ihr auf den Rücken klopfen, doch sie hob eine Hand, um ihn aufzuhalten, und griff nach ihrem Kaffee. Nach ein paar Schlucken schien sie wieder okay zu sein, wenn man davon absah, dass sie immer noch ganz blass war.
„Mir geht es gut“, sagte sie, bevor er fragen konnte. „Ich habe mich nur verschluckt.“
Er nickte und nahm die Unterhaltung wieder auf. „Ich arbeite für …“
„Halt“, sagte sie und hob eine Hand. „Erzähl mir nicht, was du machst. Oder wo du arbeitest. Bitte, Marcus. Wir waren uns doch einig. Keine Hintergrundinformationen. Keine Nachnamen. Keine Bindungen. Keine Vergangenheit, keine Zukunft.“
„Wir hatten uns auch darauf geeinigt, nur eine Nacht zusammen zu verbringen“, erinnerte er sie, „aber das funktioniert offensichtlich nicht. Also ist es doch nicht schlimm, wenn wir uns ein bisschen besser kennenlernen. Es sei denn, du kannst mir einen guten Grund nennen, warum wir es nicht tun sollten.“
An ihrer Miene konnte er ablesen, dass ihr da viele Gründe einfielen. Noch nie hatte er eine Frau kennengelernt, deren Gesicht so sehr einem offenen Buch glich. Dem er jetzt entnehmen konnte, dass sie sich ihm gegenüber nicht öffnen
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