Milliardär meines Verlangens - Ebook
Collingwood. Vielleicht sollte ihr das zu denken geben, aber sie weigerte sich, darüber nachzugrübeln.
Außerdem, es ist ja nicht so, als hätte ich nicht genügend Erinnerungen an Marcus, dachte sie, während sie Ava Brenner, der Besitzerin von „Talk of the Town“, zusah, wie sie eine Quittung für die zurückgebrachten Sachen ausschrieb. Diese Erinnerungen würden sie ihr Leben lang begleiten. Sie würde nie vergessen, wie sinnlich Marcus seine Fingerspitzen über den Rand seines Glases hatte gleiten lassen, als sie im Club gesessen hatten. Wie seine braunen Augen golden zu leuchten schienen, wenn er lachte. Wie sich sein Jackett angefühlt hatte, als er es ihr um die Schultern gelegt hatte. Wie der Schnee auf der Clubterrasse gefunkelt hatte. Wie Marcus’ warmer Atem ihr Ohr gestreift hatte, als er ihr aufregende Dinge zugeflüstert hatte.
Doch vor allem würde sie sich daran erinnern, wie er heute Morgen ausgesehen hatte, als sie ihn verließ.
Er hatte sich schlafend auf die Seite gedreht, einen Arm über die Matratze gestreckt, auf der sie gelegen hatte. Sein Gesicht war vom Mondschein beleuchtet gewesen, und Della hatte gesehen, dass seine Miene, zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, ganz entspannt war. Er wirkte … glücklich. Zufrieden. Erfüllt.
Sie hatte versucht, ihm eine Nachricht zu schreiben, hatte versucht, in Worte zu fassen, was sie ihm so verzweifelt sagen wollte. Doch als sie begriff, was das war, hatte sie das Papier in winzige Stücke zerrissen, und wie Schneeflocken in die kleine Handtasche fallen lassen, die jetzt auf dem Ladentisch zwischen ihr und Ava lag. Sie waren ohnehin albern, diese Gefühle, die sie für Marcus zu hegen glaubte. Unmöglich obendrein. Nicht nur, weil sie ihn kaum achtundvierzig Stunden kannte. Und nicht nur, weil er noch immer an eine andere dachte. Sondern auch, weil Della keine Frau war, die sich Hals über Kopf verliebte. Liebe war etwas für Träumer und Irregeleitete. Und sie war definitiv keins von beiden.
„So“, sagte Ava, „wenn Sie hier unterschreiben, händige ich Ihnen die volle Kaution wieder aus.“
„Aber ich bin doch zu spät dran“, sagte Della. „Ich hätte die Sachen doch am Sonntag zurückbringen müssen.“
Ava machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich hätte am Sonntag auch hier sein sollen. Aber Mutter Natur hatte etwas anderes mit uns vor, oder?“
Kann man wohl sagen, dachte Della.
„Also ist Montagmorgen der nächstmögliche Termin“, fuhr Ava fort. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie so pünktlich hier aufgekreuzt sind.“
Ja, so war Della. Immer das perfekte Timing. Vor allem, wenn es darum ging, ihr eigenes Leben durcheinanderzubringen. Wäre sie Silvester fünf Minuten später zu der Verabredung mit Egan gekommen, hätte sie ihn nicht mit einer anderen Frau gesehen und erfahren, dass es sich dabei um seine Ehefrau handelte. Wäre sie am Neujahrsmorgen zehn Minuten später ins Büro gekommen, hätte sie das Memo von ihrem Chef nicht gesehen, das alles in Bewegung gesetzt hatte. Und würde noch immer völlig ahnungslos in New York leben.
Sie hätte niemals Marcus getroffen.
Sie konnte sich nicht entscheiden, ob das gut oder schlecht wäre. Einem Sprichwort zufolge war es besser geliebt zu haben, selbst wenn man seine Liebe wieder verlor, als gar nicht geliebt zu haben, doch Della war sich da nicht so sicher. Wenn man gar nicht wusste, was einem entging, ersparte man sich den Schmerz. Nicht, dass sie Marcus liebte . Aber trotzdem …
„Hat Ihnen die Oper gefallen, Miss Hannan?“, fragte Ava und riss Della aus ihren Gedanken.
„Es war wundervoll“, antwortete sie lächelnd. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Abend so sehr genossen habe.“ Oder die Nacht danach, fügte sie stumm hinzu. Oder den Tag und die Nacht danach .
„Ich war noch nie in der Oper“, gestand Ava. „Und schon gar nicht bei einer Premiere, mit rotem Teppich und allem Drum und Dran. Das muss doch toll gewesen sein.“
Della nickte, auch wenn die Äußerung sie überraschte. Auf sie wirkte Ava wie eine Frau, die aus gutem Hause stammte und die diesen Laden nur zum Zeitvertreib betrieb. Doch sie war am Samstagnachmittag, als Della sich die Sachen abgeholt hatte, hier gewesen, und auch jetzt am frühen Montagmorgen war sie wieder fröhlich und munter bei der Arbeit. Della schaute auf Avas Hände und stellte fest, dass sie weder einen Verlobungs- noch einen Trauring trug. Ob sie wohl auch schon einmal geliebt
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