Milliardär sucht Traumfrau (Baccara) (German Edition)
Fabrik zu einem symbolischen Preis zu überlassen. Ihr war eh nicht klar, was ihn überhaupt zu dem Kauf veranlasst hatte. „Und was ist Ihr nächstes Projekt?“, fragte sie.
„Im Moment finde ich Immobilien interessant. Früher oder später wird es der Wirtschaft wieder besser gehen. Dann wird der Trend mehr denn je zu größer, schöner, neuer gehen.“
„Und daraus werden Sie Kapital schlagen.“
Er nippte an seinem Wein. Ein ausdrucksstarker Mund wie seiner hätte einem Rockstar alle Ehre gemacht. „Man muss auf alles vorbereitet sein.“
Die Fabrik ihres Vaters lag mitten in einem alten Industriegebiet, in dem die meisten Gebäude inzwischen zu Lofts umgebaut waren. Sie stammte aus den Fünfzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts und sah aus wie eine überdimensionale Schuhschachtel. Bis vor sechs Wochen hatten dort achtzehn Menschen gearbeitet.
Über andere Einkommensquellen verfügte ihr Vater nicht. Mithilfe irgendwelcher Tricks hatte James die örtliche Regierung dazu gebracht, ihm die Fabrik wegen angeblicher Steuerschulden für einen Apfel und ein Ei zu verkaufen. Die Beschäftigten waren entlassen worden.
Nun stand ihr Dad kurz vor dem Ruin. Die Uhr tickte …
Früher hatte er eine Restaurantkette besessen, aber davon war offensichtlich nichts mehr übrig. Nach dem Umzug in die Vereinigten Staaten hatten ihre Mutter und sie nur noch wenig Kontakt zu ihm gehabt.
Jetzt hatte Fiona ihn wiedergefunden, aber der erfolgreiche Selfmademan von einst war kaum noch wiederzuerkennen.
Schon immer hatte sie sich gewünscht, ihm zu zeigen, wie ähnlich sie ihm war. Aber kaum hatte sie ihre ersten Millionen verdient, war ihr Erfolg von seinem Niedergang überschattet worden. Jetzt sah es so aus, als wäre sie eigens nach Singapur gekommen, um über den Mann zu triumphieren, der sie damals im Stich gelassen hatte. Dabei lagen ihre Motive genau entgegengesetzt.
Ihr Herz krampfte sich zusammen. Sie war ohne ihren Dad aufgewachsen, und ganz sicher wollte sie ihn nicht noch einmal verlieren. „Ja, das finde ich auch“, bestätigte sie. „Aber darauf, dass ich mit einem Fremden nach Schottland fahre, war ich nicht vorbereitet.“
Er hob das Glas, um ihr zuzuprosten. „Dann also auf das Unerwartete.“
Lächelnd stieß sie mit ihm an. Wenn er wüsste …!
2. KAPITEL
„Die Böschung hier ist die Grenze zu meinem Grundbesitz.“ James wies mit dem Kinn zur Seitenscheibe des Land Rovers, mit dem sein Fahrer ihn und Fiona am Flughafen von Aberdeen abgeholt hatte.
Gespannt sah Fiona hinaus. Dabei war diese Vorfreude absolut lächerlich, denn sie verfolgte eine geheime Mission. Dennoch war sie aufgeregt, so als könnte sie es kaum erwarten, nach diesem komischen Pokal zu suchen und sich womöglich auf eine wilde Affäre mit James Drummond einzulassen. Neben der Straße verlief ein Graben, der von einem hohen gras- und baumbewachsenen Wall eingefasst wurde.
„Wie viel Land besitzt du?“
„Ziemlich viel. Aber keine Angst, wir sind gleich da.“
Endlich, nach einer Kurve, fuhren sie durch ein mächtiges Steintor. Die hohen Hügel ringsumher und die geradezu dramatisch schöne Landschaft vermittelten einem das Gefühl von Bedeutungslosigkeit.
„Meine Vorfahren liebten die Abgeschiedenheit“, erklärte er lächelnd.
„Du nicht?“
„Nicht so sehr. Ein Wall zur Abgrenzung würde mir reichen. Von mir aus müssten nicht noch zusätzlich viele Hektar Land zwischen mir und meinen Nachbarn liegen.“
„Dann ist es ja ein Glück, dass ich jetzt da bin und deine Ruhe störe.“
„Ja, wirklich.“
Bei dieser ehrlichen Bestätigung verspürte sie ein angenehmes Prickeln.
Ihr schlechtes Gewissen, weil sie nur wegen der Fabrik hier war, hielt sich in Grenzen. Schließlich stand in allen Businessmagazinen, welch skrupelloser Geschäftspraktiken James Drummond sich bediente. Wenn es seinem Vorteil diente, ging der Mann über Leichen. Und ganz sicher hatte er sie nicht hierher mitgenommen, damit sie nach irgendeinem alten Pokal suchte. Bestimmt hatte auch er Hintergedanken – und wenn es ihm nur um ein Liebesabenteuer in den Highlands ging.
Die Straße verlief schnurgerade. Sie in die hügelige Landschaft hineinzubauen musste seinerzeit ein Meisterwerk der Ingenieurskunst gewesen sein. Als sie die hohen Hecken zu beiden Seiten hinter sich gelassen hatten, blieb Fiona vor Bewunderung beinahe der Mund offen stehen: Vor ihnen lag ein mächtiges Schloss wie aus dem Märchenbuch.
Es bestand aus einer Vielzahl
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