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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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was zurückstecken bedeutet, und weil sie sich an so vieles erinnerte, was ihr Vater sagte. Sie erinnerte sich auch, wie sie gebetet hatte, daß bei dem anderen Gör alles heilen sollte, die Schürfwunden und die kaputte Brille, und wie das tatsächlich dann eingetroffen war, die Pflaster verschwanden und das Gör mit neuer Brille kam. Das wollte sie Pagelsdorf sagen, aber sie bewegte nur die Lippen, und er hörte sie wohl nicht. Er nickte aber, und als die Sanitäter sie in die Luft hoben, sah sie die andere wieder.
    Sie sah sie nicht richtig, nur die Trage, auf der sie lag, sah Decken, einen Schuh, ein hochgeschnürter Treter. Dann verschwand sie wieder, schoben Hände die Trage irgendwohin, doch sie sah sie noch immer, sah sie fallen. Über ihr war sie, dann unter ihr, mit aufgerissenen Augen, einer großen Angst, als sie fiel. Ein Bild, das man nicht sehen durfte, ein eingefrorenes Bild, ein aufgerissener Mund, ein erhobener Arm, schützend vor ein Gesicht gehalten, und sie stöhnte auf und jemand sagte: »Gut, gut, gut.«
    Oder etwas ähnliches. Als sie die Treppe heruntergetragen wurde, fühlte es sich an, als würde ein Flieger starten, obwohl es doch herunterging. Ein Sanitäter hielt etwas fest, das mit ihrem Arm verbunden war, und sie erinnerte sich, daß sie das bisweilen machten. Die andere war weg. Sie sah sie nicht mehr. Sie wollte sich aufrichten, doch Hände hielten sie fest und drückten sie wieder herunter. Vor ihr ein Gesicht, das sie nicht kannte.
    Draußen war es hell. Das Haus, in dem sie wohnte, schien zu leuchten, ein blendender Himmelskörper, von anderen Sternen bestrahlt. Blaue Sterne, rotierendes Licht von den rotweißen und grünweißen Wagen. Sie sah den Farn hinter ihrem Schlafzimmerfenster, Tommy hatte ihn gebracht, weil er meinte, ein Fenster ohne Pflanzen sei kein richtiges Fenster. Sie hatte gesagt, daß der Kater das nicht möge, wenn er auf der Fensterbank saß, doch es störte ihn nicht, er machte sich dünn. Sie sah Jerry, zusammengerollt neben dem Farn.
    Es war laut hier draußen, Geräusche, die im Kopf pulsierten, Schritte und schlagende Türen. Viele Leute, Uniformen. Zwischen den Gesichtern suchte sie Hieber, doch fand sie ihn nicht.
    Stimmen, das Schaukeln hörte auf. Vor ihr die offene Tür des Rettungswagens. Die Sanitäter blieben stehen und redeten über Krankenhäuser, keine ruhigen Stimmen, eher nervös. Sie drehte den Kopf. Neben ihr, unter Decken und Gurten, die andere. Und sie sah sie an. Ein Augenblick, ein Atemzug, aus einem Auge nur sah sie sie an.
    Zwei Bahren in der Luft, sekundenlang. Ina Henkel schob einen Arm zu ihr hin und tastete nach Biggis Gesicht. »Sag was«, murmelte sie. »Sag jetzt was.«
    Ein Ruck, als es weiterging, in diesen riesigen Wagen hinein, sie hatte das Auge nicht wieder geöffnet, doch sie hatte sie bestimmt gehört. Man mußte weiter mit ihr reden, immer weiter. Es wurde dunkler, als die Türen sich schlössen, schemenhaft ein Mann, der sich ihr entgegenbeugte.
    Immer weiter reden, bis es gut war. Ich hab das Licht noch an. Da oben, wo ich wohne, du weißt doch, wo ich wohne.
    »Nicht reden«, sagte jemand.
    Doch, hör zu, es muß jemand gucken. Der Farn, der trocknet doch. Am Fenster. Man muß den Kater füttern, er ist da drin, er wartet. Jerry

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