Mina_Hepsen_03-Unsterblich wie die Liebe
nicht. Ohne sie war sein Leben bedeutungslos. Er
packte sie bei den Pobacken und hob sie hoch, dann fühlte er, wie ihn ihre
feuchte Hitze umschloss. Sie warf den Kopf in den Nacken, und ihre Haarspitzen
streiften seine Oberschenkel. »Mikhail«, stöhnte sie, während er sie an sich
zog und sich in ihr zu bewegen begann, schneller, heftiger.
»Ich liebe dich«,
flüsterte sie ihm ins Ohr, und da explodierte die Welt rings um ihn. »Ich liebe
dich, Nell«, flüsterte auch er, den Kopf in ihrer Halsbeuge vergraben.
41. Kapitel
Als Nell die Augen
aufschlug, tanzten farbige Flecken durch ihr Gesichtsfeld. Ihr Kopf fühlte sich
schwer an, ihr Körper wie zerschlagen. Mühsam die Augen offenhaltend, versuchte
sie sich umzuschauen. Die Zimmerdecke über ihr war dunkel, nur leise
gesprenkelt vom Mondlicht; das durch ein hohes, offenes Fenster hereinfiel. Sie
holte tief Luft und drehte den Kopf nach rechts. Ein scharfer Schmerz
durchzuckte sie, und sie stöhnte laut auf. Woher kamen diese Schmerzen? Sie
waren in ihrem Kopf, in ihrer Brust, in ihren Armen ... überall!
»Ah, du bist wach!«
Ein glatzköpfiger
Mann trat zu ihr und beugte sich über sie. Er hatte tiefliegende Augen und eine
Hakennase, und seine Miene drückte, was sie höchst ungewöhnlich fand, Besorgnis
aus. War er um sie besorgt? Und wo war sie?
»Wo bin ich?«, stieß
sie hervor. Ihr Mund war ganz trocken, und sie hatte Mühe zu sprechen. Er
ignorierte ihre Frage. Undeutlich vor sich hin murmelnd trat er um sie herum
und verschwand aus ihrem Gesichtsfeld.
Lag sie auf einem
Bett? Sie versuchte herauszufinden, worauf sie lag, fühlte aber nur eine kalte,
harte Oberfläche. Versuchsweise hob sie die Finger, streifte ihr Bein. Ihr
nacktes Bein ... War sie etwa noch immer nackt?
Undeutliche
Erinnerungen stiegen in ihr auf. Mikhail und sie in dem Sessel; dann waren
Vampire gekommen und hatten sie gepackt. Etwas hatte ihren Kopf getroffen,
vielleicht hatte sie sich aber auch irgendwo angeschlagen. Dann nichts mehr. O Gott, wo war
Mikhail? Das Bild einer Wiese tauchte jäh vor ihrem inneren Auge auf, grünes Gras, Füße
... Was?
Diesmal versuchte sie
nach links zu schauen.
»Mikhail!«
Mikhail lag auf einem
Tisch. Zwei Schläuche steckten in seinen Unterarmvenen. Einer davon führte zu
einem Apparat, der andere hing in eine Schüssel. Eine rote Flüssigkeit tropfte
aus dem Schlauch in die Schüssel.
»Mikhail!«, rief Nell
erneut, aber er rührte sich nicht. Er war bleich, und auf seiner Stirn standen
Schweißperlen. Sie brachten ihn um! Sie wollten ihn umbringen! Plötzlich
verschwand Mikhail, und sie sah an seiner Stelle den Mond und ein paar
vereinzelte Sterne am Nachthimmel blinken. Nell schüttelte sich, panisch
versuchte sie die unwillkommenen Visionen abzuschütteln, sich auf das Hier und
Jetzt zu konzentrieren. Und da war er wieder: Mikhail.
Sein Gesicht war
vollkommen zerschunden, und auch auf seiner Brust waren üble Blutergüsse. Und
die sind verschwunden!
Der Glatzkopf betrat
erneut das Zimmer, diesmal in Begleitung von Ramil. Hilflos musste Nell
zuschauen, wie sie an ihr vorbeigingen und vor Mikhails reglosem Körper stehen
blieben.
»Es muss das Blut
seiner Mutter sein! Er ist ein Mensch, und sein Vater war ein Mensch, aber in
den Adern seiner Mutter floss das Blut der Auserwählten. Sein Blut verträgt
sich mit dem unseren! Und so kommt es, dass das Blut, das ich ihm gegeben habe,
das tut, was es bei uns tut: Es heilt ihn von innen heraus!«
Außer sich vor Aufregung
ging der Kahlköpfige auf die andere Seite des Tischs. »Zu schade, dass er keine
Frau ist, aber seine weiblichen Nachkommen können sich mit Vampiren paaren und
Kinder mit ihnen zeugen!«
Ramil beugte sich vor
und riss zornig den Schlauch, der mit dem Apparat verbunden war, aus Mikhails
Arm. Dieser stöhnte vor Schmerzen, was die Vampire überhaupt nicht beachteten.
»Und was dann, Wissenschaftler?«, zischte Ramil. »Noch
mehr von diesen Missgeburten, diesen sogenannten Auserwählten? Nein! Vergiss ihn.
Er soll sterben.«
Ramil wandte sich
abrupt ab und richtete seine schwarzen Augen auf Nell. »Diese hier sollte dich
interessieren! Erzwinge die Wandlung oder töte sie, mir ist's egal!« Mit diesen
Worten stürmte er aus dem Zimmer.
»Nun, du hast den
Anführer gehört«, grinste der kahlköpfige Vampir. Er zog am Tisch, sodass sie
nun dicht neben Mikhail lag. Dann nahm er den Schlauch an sich, den Ramil aus
Mikhails Arm gerissen hatte. Er beugte sich über
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