Mind Control
gezüchtet hat. Irgendwann im… Warte…«
»Im frühen 22. Jahrhundert«, half ihm Chu Jiang zu Nikolajs Überraschung auf die Sprünge. Sie glitt von der Liege und betrachtete Apollo ebenfalls interessiert. Das K-Spray schlug bei ihr an. »Alphas wurden schon im ersten Kon-Krieg zu Sabotagezwecken eingesetzt. Der erste erfolgreiche Versuch, Tier- und Menschengene miteinander zu kreuzen.«
»Ich sehe, wir verstehen uns, meine Dame.« Apollo zwinkerte ihr tatsächlich zu. »Leider wurde unsereins recht bald durch das Beta Class Humanoid Construct ersetzt. Ich gebe zu, dass die Betas eine steilere Karriere durchlaufen haben als wir. Keine Ahnung, ob ich der Letzte meiner Art bin. Aber seit meinem Erwachen bin ich auf keinen weiteren Alpha gestoßen.«
»Erwachen?« Chu Jiang hob interessiert eine ihrer schmalen Augenbrauen.
Apollo sah hechelnd zu Nikolaj auf, der unmerklich den Kopf schüttelte. Er wollte nicht alle ihre Geheimnisse auf einmal preisgeben. Vor allem fand er die Reaktion der Chinesin seltsam. Unmittelbar neben ihr sah es aus wie auf dem Schlachtfeld, doch die Künstlerin schien den Anblick der Toten einfach auszublenden.
»Alphas werden noch immer gezüchtet«, fuhr sie fort und griff sich an die Schulter. »Die meisten von euch arbeiten nur nach wie vor verdeckt. Allerdings ist das von System zu System unterschiedlich. In SchuhmannStadt auf Gauss II gibt es sogar einen Petshop mit Alphas zur Kinderbetreuung.«
»Kinderbetreuung?« Apollo knurrte. »Na, da ziehe ich doch einen veritablen Kampfeinsatz vor. Da ist die Überlebensrate höher.« Er fletschte die Lefzen und stieß einige Nieslaute aus, die offenbar so etwas wie ein Lachen darstellen sollten.
»Trotzdem, das Ganze ist eine Riesensauerei!« Empört baute sich Jack vor Apollo auf. »Das heißt doch auch, dass du uns, äh, in all der Zeit verstehen konntest?«
»Ja, und deine Vorliebe für Stylicous amüsiert mich prächtig.«
Jack wandte sich mit hochrotem Kopf zu Nikolaj um. »Nikolaj, wie lange arbeiten wir jetzt zusammen? Elf Jahre?
Zwölf?«
»Fast dreizehn.«
»Und das mit Apollo erfahren wir erst jetzt?«
»Tut mir leid. Aber Apollo und ich wollten nicht riskieren, dass euch eine unbedachte Bemerkung rausrutscht.«
»Aber Gwinny wusste doch offenbar ebenfalls von ihm?« Er sah seine Schwester an.
»Reine Beobachtungsgabe, Jack.« Gwinny reichte Chu Jiang ein Kühlpad für ihre Schwellung. Sie war noch immer blass. »Sieh dir Apollo genauer an, und du wirst feststellen, dass seine Augen fast menschlich sind. Ich habe ihn vor vier Jahren dabei erwischt, wie er im StellarTV durch das Programm zappte, als er dachte, er wäre allein.« Sie warf dem Alpha einen spöttischen Blick zu. »Und seine Vorliebe für Hunde-Schönheitswettbewerbe ist mindestens ebenso amüsant wie deine Sehgewohnheiten… «
Apollo knurrte ertappt.
»Jack hat Recht.« Roger wirkte ebenfalls verärgert. »Wenn ich mir überlege, was wir in all der Zeit zusammen durchgemacht haben, wäre das Wissen um einen Alpha doch wohl die geringste unserer Sorgen gewesen, oder?«
»Das war vor allem meine Entscheidung, Roger.« Apollo erhob sich wieder und beäugte die toten Afrikaner hechelnd. »Und jetzt wollen wir uns um Bitangaro und seine Leute kümmern. Die haben hier auf Farspace Horizon irgendetwas vor.«
»Hey, wartet mal, Freunde«, unterbrach ihn Jack hastig. »Wir haben doch mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun.
Warum mischen wir uns da überhaupt weiter ein?« Fragend sah er Nikolaj und seine Geschwister an. Roger wollte etwas sagen, doch er schwieg.
»Und was ist mit Nikolajs Hakenwurm?«, wollte Gwinny wissen.
Chu Jiang musterte Nikolaj fragend, doch der ignorierte ihren Blick.
»Jack, mir gehen langsam die Optionen aus. Ich muss diesen Mistkerl erwischen. Vielleicht ist er Zulu wichtig genug, dass er mir dann tatsächlich hilft?«
»Aber das ist doch gequirlte Kacke«, schimpfte Jack los. »Selbst wenn du ihn erwischst, was willst du dann machen? Warum wendest du dich nicht einfach an sie.« Aufgebracht deutete er auf Chu Jiang. »Sie sind doch reich, oder?«, fuhr er die Chinesin an. »Ihnen wird Ihre Rettung doch etwas wert sein?«
»Keine Ahnung, wovon Sie sprechen«, befand Chu Jiang ausdruckslos. Die Chinesin nahm eine Wundklammer aus einer Schublade und steckte sich damit ihr schwarzes Haar seltsam unprätentiös im Nacken zusammen. Kühl beugte sie sich über die Leiche Goldrings und nahm ihm das Vibromesser ab. »Aber ich werde Ihnen
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