Mind Control
dass seine Genialität unterbezahlt sei. Er hat die KI der Station mit einer Backdoor ausgestattet, die ihm unbegrenzten Zugriff auf nahezu alle Funktionen ermöglicht. Bis heute schlummert diese Zugriffsmöglichkeit gut versteckt im Innenleben des Stationsrechners. Man benötigt nur noch den entsprechenden Schlüssel.« Bitangaro zwinkerte der Chinesin zu.
»Und dieser Schlüssel ist ganz zufällig identisch mit Chiangs persönlichem Gen-Code. Wer ihn besitzt, kontrolliert die Station. Und dieses Wissen hat er vor zwei Jahren meistbietend verkauft. Raten Sie mal, an wen?«
»An ihren Zulu«, stellte Chu Jiang entsetzt fest.
»Korrekt, Sie könnten direkt bei Wer-wird-Stellar-Trillionär? auftreten. Ach, da fällt mir ein: Sie brauchen das Geld ja gar nicht.« Bitangaro lächelte süffisant. »Leider kam Chiang nicht mehr dazu, uns die Ware auch zu liefern, denn er ist damals auf der Reise nach Terra einem Unglück zum Opfer gefallen. Ein recht seltsamer Zwischenfall: Sein Schiff stürzte mit allen Passagieren in die Sonne von Perose.«
»Sie hatten offenbar einen unsportlichen Mitbieter«, höhnte Nikolaj.
»Ja, sieht ganz so aus.« Bitangaro fuhr sich mit dem Daumen über die Nase. »Unglücklicherweise war Cheng zeit seines Lebens sehr misstrauisch. Nirgendwo hinterließ dieser CoDriver auch nur das kleinste bisschen genetisches Material. Nicht einmal auf seinen privaten Domizilen wurden wir fündig. Mit seinem Tod schien der Deal endgültig geplatzt.« Er betrachtete wieder Chu Jiang. »Und dann stießen wir auf jene alte Spur, die uns zu Ihrer Familie führte. Ausgerechnet. Können Sie sich vorstellen, wie angetan unser Herrscher über die schicksalhafte Verknüpfung dieser Umstände war?«
»Kommen Sie, Bitangaro«, sagte Nikolaj. »Ich habe zwar keine Ahnung, was Zulu mit der Familie von Chu Jiang verbindet, aber betäuben Sie die Frau wenigstens.«
»Bedaure.« Bitangaro sah ungerührt auf. »Zulu wünscht, dass Chu Jiang den gleichen Schmerz spürt, den auch er ertragen musste. Zumindest im übertragenen Sinne.« Er streckte seine Linke zu einem der beiden Afrikaner aus, die neben der Tür standen. »Yoruba, den GenSequalizer!«
»Ich, äh …« Der angesprochene Schwarze fasste sich unglücklich an den Bauch. »Er ist noch nicht draußen.«
»Was?« Bitangaro stellte den Bohrer ab, und einen Moment lang wurde es still im Raum.
»Ich würde ja Abführmittel nehmen.« Der Afrikaner grinste unsicher. »Aber die haben hier keins. Kann höchstens noch eine Stunde dauern.«
»Bedauerlicherweise fehlt uns diese Zeit.« Bitangaro zog die VersatileXP und schoss dem Mann ein Loch in den Kopf.
Fassungslos sah Nikolaj dabei zu, wie der Schwarze leblos nach hinten kippte. Goldring und der andere Afrikaner leckten sich unruhig über die Lippen.
»Unelegant und altmodisch. Trotzdem, eine gute Waffe.« Bitangaro betrachtete die Pistole, bevor er sie wieder wegsteckte. Er nickte dem Schwarzen mit der Mower-MP zu. »Chandu, such Yusra und lasst euch von Cheng einweisen. Wir werden losschlagen, sobald wir angedockt haben.«
»Und was ist mit Azazi?« Der Angesprochene nickte in Richtung Goldring.
»Er wird hierbleiben und die Gefangenen bewachen.« Der Farbige salutierte und verließ den Raum hastig.
Bitangaro schenkte Nikolaj ein öliges Lächeln. »Haben Sie gut zugehört, Poljakow? Freuen Sie sich, Sie dürfen noch ein bisschen leben. Denn wenn wir wieder zurück sind, werden wir uns mit Ihrer Hilfe Ihren Freund Sergej schnappen. Sein Schiff ist zu kostbar, als dass wir es einem weiteren Herumtreiber überlassen dürfen. Das Gleiche gilt natürlich auch für Ihr kleines Schmuckstück.«
Nikolaj starrte ihn schweigend an.
Bitangaro ignorierte ihn und wies zur anderen Raumseite. »Gwinny, meine Beste, würden Sie jetzt bitte den Bordcomputer der Nascor bereitmachen, damit er die Daten des GenSequalizer entschlüsseln kann?«
Gwinny folgte dem Befehl.
»Und dann nehmen Sie bitte das Laserskalpell da hinten zur Hand und helfen dem guten Yoruba dabei, seinem Befehl nachzukommen.«
»Sie wollen, dass ich…?« Entsetzt starrte Gwinny den Toten an. Sie zitterte am ganzen Leib.
»Ja, das möchte ich. Und bitte seien Sie hübsch vorsichtig. Der GenSequalizer ist gerade mal fingergroß und reagiert sehr empfindlich auf Laser. Ich schätze, er steckt im Dickdarm.« Bitangaro aktivierte den Knochenbohrer.
Chu Jiang sah leichenblass zu ihm auf. »Dafür lasse ich Sie büßen!«, schrie sie und versuchte sich nun
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