Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
sich selbst recht machen würden. Viele sind von dieser Überlegung sehr berührt. Manche wehren zunächst ab und sagen einen typischen Satz aus der Denkwelt des
Selbstverleugnungs
-
MINDFUCK
s: Wo kämen wir denn hin, wenn alle zuerst an sich selbst denken würden?
Die Antwort: Vielleicht würden wir dann dafür sorgen, dass es uns
und
anderen gutgeht, statt uns selbst zu vergessen und uns fortlaufend zu sabotieren.
Im Modus der Selbstverleugnung befürchten wir, dass uns selbst oder anderen etwas Schlimmes passieren könnte, wenn wir uns nicht aufopfern. Wir könnten anecken, uns Feinde machen, unbeliebt sein oder Gegenwind bekommen, dem wir vielleicht nicht standhalten können. Häufig wird der
Selbstverleugnungs
-
MINDFUCK
dann mit dem
Katastrophen
-
MINDFUCK
verknüpft:
Wenn du jetzt deine ehrliche Meinung sagst, wirst du es bitter bereuen.
Konfliktscheu sein aus Angst vor unangenehmen Gefühlen oder aus Angst, in einem Streit zu unterliegen, wirft uns leider in die hilflose Position eines Kindes zurück, das vor den Großen kuscht, um keinen Ärger zu bekommen. Die Folge: Leider bekommen wir dann häufig auch nicht, was wir wollen, oder nur das, was irgendwann für uns abfällt. Sehen wir uns an einem Beispiel genauer an, wie das passieren kann:
Die Frau, die niemandem auf den Schlips treten wollte
Birgit K. ist eine erfahrene Journalistin. Seit einiger Zeit hat sie das Gefühl, dass ihre Karriere ins Stocken geraten sei. Früher hat sie Aufmacher produziert und viele Themen eingebracht. Ein guter Kollege, mit dem sie sich vertrauensvoll darüber austauscht, rät ihr, sich in den täglichen Redaktionskonferenzen besser in Szene zu setzen. »Du musst dich besser verkaufen«, sagt er, »du sagst ja gar nichts. Da weiß doch kein Mensch, was du alles draufhast!« Also nimmt sie sich vor, beim nächsten Meeting nicht nur stumm dabeizusitzen, sondern allen zu zeigen, was sie kann, denn an Ideen mangelt es ihr nicht. Als die nächste Sitzung beginnt, ist sie trotz ihrer jahrelangen Routine aufgeregt.
Heute muss mir etwas Gutes einfallen.
Ihr Mund ist trocken.
Hoffentlich merkt niemand, wie nervös ich bin.
Sie hört aufmerksam zu, was der Chefredakteur zu sagen hat. Und tatsächlich hat sie eine gute Idee. Der Pulsschlag steigt, jetzt wäre die Gelegenheit, direkt etwas zu sagen. Doch Frau K. nimmt sich zurück und überlegt erst einmal, ob das, was sie zu sagen hätte, wirklich so gut ist. Sie sammelt Gegenargumente.
Ist das nicht doch alles ein wenig zu einfach, was ich mir da gedacht habe? Könnte es nicht auch ganz anders sein? Ja, natürlich, es könnte auch ganz anders sein. Gut, dass ich das noch bedacht habe, ich hätte mich sonst ganz schön blamieren können.
Sie sagt also nichts. Ein anderer Kollege ergreift das Wort, Birgit K. hat aber bereits gehörig »Betriebstemperatur« bekommen und sitzt mit roten Bäckchen in der Sitzung.
Ob es jemand mitbekommt, wie aufgeregt ich bin? Wäre ja ganz schön peinlich.
Da kommt in der Runde ein neues spannendes Thema auf. Birgit K. hat sofort eine gute Idee dazu. Sie sagt sich:
Jetzt muss ich aber wirklich etwas sagen.
Sie möchte das Thema unbedingt haben. Keiner weiß, wie viel sie schon darüber weiß. Doch wieder zögert sie einen Moment.
Könnte ich vielleicht irgendjemandem auf die Füße treten mit diesem Vorschlag? Vielleicht will ja die Kollegin F. das Thema machen, sie scheint ja schon fast mit den Füßen zu scharren. Kollegin F. ist immer sehr scharfzüngig. Mit der will ich mich nicht anlegen.
Und tatsächlich, da meldet sich Kollegin F. und schnappt sich das Thema. Wieder nichts. Birgit K. ärgert sich den Rest der Stunde, dass sie das schöne Thema nicht bekommen hat.
Wäre das nicht genau mein Thema gewesen? Warum habe ich nichts gesagt? Schon wieder den Mund gehalten, statt ihn aufzumachen!
Als sie so mit sich und der letzten Viertelstunde hadert, wirft ihr der Chefredakteur das letzte Thema hin, das noch übrig ist. »Alles okay bei dir?«, fragt er beim Rausgehen. »Alles in Ordnung«, lächelt sie verkrampft. Mit hochgezogenen Schultern schleicht sie in ihr Büro.
Na, das war ja wirklich eine super Leistung,
sagt sie zu sich selbst und geht erst mal ins Café um die Ecke.
Heute bringt sie eh nichts mehr zuwege.
Den aufrechten Gang lernen
Aus diesem Beispiel können wir lernen, dass das Abenteuer Leben erst da beginnt, wo wir wind- und wettererprobt auch in glimpflichen Lagen unsere Frau oder unseren Mann stehen lernen. Es geht manchmal
Weitere Kostenlose Bücher