Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
Meister der Katastrophen-Ängste. Im Ausland gibt es den Begriff der
»German Angst«,
der besagt, dass wir Deutschen uns immer wieder ohne tatsächliche Not überängstlich zeigen, obwohl es uns zumindest vergleichsweise in der Regel recht gut geht. Historiker wie der englische Deutschland-Kenner Gordon A. Craig führen das auf die turbulente Geschichte unseres Landes zurück, die den Menschen im Verlauf der Generationen immer wieder existenzielle Wechsel abverlangte und größtes Leid zumutete. In den vergangenen fünf Jahrhunderten allein war Deutschland so häufig Schauplatz von Kriegen, Epidemien und Hungersnöten, dass in jedem Jahrhundert in fast jeder Familie Opfer zu beklagen waren. Angst und Schrecken scheinen hierzulande eine kollektive Erfahrung zu sein, die auch die Nachgeborenen bis heute prägen und erschüttern.
Der
Katastrophen
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MINDFUCK
speist sich möglicherweise aus dieser historischen Erfahrung. Dennoch ist es wichtig, die Denkgewohnheit, immer mit dem Schlimmsten zu rechnen, abzustellen, wenn sie uns zu Feiglingen im eigenen Leben werden lässt. Wir trauen uns dann viel zu wenig zu und sind – statt zu leben – vor allem mit unserer Vorsicht vor dem Leben beschäftigt. Das aber hält uns davon ab, wichtige neue Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und zu wachsen. Wir verpassen unsere eigenen Chancen: Ein angstfreies Leben dagegen ist ein schöneres Leben. Dieses neue Leben lässt uns wieder mutig, wirkungsvoll und fähig werden, unsere Herausforderungen zu begreifen und selbstbewusst zu meistern.
2 Selbstverleugnungs- MINDFUCK:
Die Lebensinteressen anderer über
die eigenen stellen
Mit dieser Strategie der Selbstbegrenzung haben wir es zu tun, wenn wir der Meinung sind, unsere eigenen vitalen Lebensinteressen und Bedürfnisse hinter die anderer Menschen stellen zu müssen. Nach dem Glaubenssatz:
Erst wenn es allen anderen gutgeht, darf es dir gutgehen.
Dieser Mechanismus kann besonders für Menschen, die sich als sehr wertorientiert erleben, eine Falle sein, die zu vielen sehr störenden Übertreibungen führt.
Ich habe mit Klienten gearbeitet, die der Meinung waren, zuerst müssten die Interessen ihrer Kinder, dann die ihrer Ehepartner, dann die ihrer Eltern- und Schwiegereltern und dann die ihres Arbeitgebers erfüllt sein, bevor irgendwann zum Schluss ihre eigenen Bedürfnisse zum Zuge kommen dürften. Selbst bei Menschen, die sich aus einem lange ungeliebten Job oder einer destruktiven Beziehung lösen wollen, beobachte ich häufig dieses irrtümliche Verständnis von Loyalität, das sich aus dem
Selbstverleugnungs
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MINDFUCK
nährt:
Aber das kann ich meinem Chef oder meinem Partner doch nicht antun!
Den für mich stärksten Fall der Selbstverleugnung erlebte ich einmal bei einem Mann, der zu Beginn unserer Arbeit der Ansicht war, er habe kein gutes Leben verdient, solange Kinder in Afrika hungerten oder das mit der Klimaerwärmung so weitergehe. Er war bis zur extremen Verleugnung der eigenen Bedürfnisse von dem Gedanken beherrscht, seinen Ressourcenverbrauch klein zu halten und keine Spuren in Natur und Umwelt zu hinterlassen. Ich bat ihn, mit mir gemeinsam diese Gedanken zu Ende zu führen. Wann hätte er denn das optimale Ergebnis erreicht, möglichst spurlos in dieser Welt zu existieren? Er wurde sehr nachdenklich. Dann endlich lachte er laut und auch ein wenig befreit auf: »Eigentlich dürfte ich dann gar nicht da sein. Und das ist natürlich vollkommener Quatsch.«
Welche tiefenpsychologischen Ursachen der
Selbstverleugnungs
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MINDFUCK
auch für jeden persönlich haben mag: Er gehört in den Giftschrank des destruktiven
MINDFUCK
s,
und wir erkennen ihn daran, dass wir falsche Rücksicht nehmen und uns im eigenen Leben ganz hinten anstellen.
Es allen recht machen wollen
Eine besonders unter Frauen weitverbreitete Spielart des
Selbstverleugnungs
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MINDFUCK
s
ist der Wunsch, es allen recht machen zu wollen. Das zeigt sich, wenn wir den Mund halten, obwohl uns etwas ärgert. Oder wenn wir für andere noch etwas erledigen, obwohl wir selbst Ruhe oder Unterstützung bräuchten. Es sind die vielen Gefallen für andere, die viele Frauen davon abhalten, sich selbst einen zu tun und ihr Leben endlich in die Hand zu nehmen. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, in einem solchen Fall nicht lockerzulassen, und lade die Damen und die vereinzelten Herren, mit denen ich an diesem Problem arbeite, hartnäckig ein, sich zu fragen, was sie tun würden, wenn sie es als Allererstes
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