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Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Bock
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er lernen und etwas wahrnehmen konnte, wenn er seinen Fokus darauf lenkte. Der kritische Erfolgsfaktor war in seiner Situation eindeutig Arbeit. Und ich bat ihn, sich ohne weitere Vorgaben einfach auf »Arbeit« als Lebensbereich zu konzentrieren. Er machte das wie jeder ausbalancierte Mensch, der sich die Erlaubnis dazu gibt und aufhört, sich währenddessen zu stören, auf seine eigene, kreative Art. Anstatt zu Hause zu bleiben und zum wiederholten Mal Stellenanzeigen zu wälzen, ging er vor die Tür. Er streifte in der Stadt umher und sah sich wie ein neugieriger Junge Menschen bei der Arbeit an. Bisher war er fixiert darauf gewesen, eine Stelle in seinem alten Beruf als Schlosser zu bekommen. Nun sah er sich um, erweiterte seine Perspektive und sammelte Erfahrungen, die ihn auf ganz neue Gedanken brachten. Er berichtete in den nächsten Sitzungen lachend von den verschiedenen
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die ihn auf seinen Touren »überfallen« hatten. Er müsse doch Stellenanzeigen suchen, er dürfe doch nicht einfach »müßig« durch die Stadt schlendern, das sei doch alles dummes Zeug etc. Doch er kannte bereits die Macht der Selbstsabotage und wie man sie bricht. Auf seinen Streifzügen waren ihm viele verschiedene neue Ideen gekommen, die wir im Coaching gemeinsam auswerteten. Die letztlich erfolgreiche Idee verdankte er seiner Offenheit für einen Zufall: Eines Tages hatte er vor einer Baustelle einen Wachmann getroffen, der einen Hund dabeihatte. Mein Klient war ein großer Hundenarr, und so ergab sich das Gespräch wie von selbst. Dabei erfuhr er eine Menge über die Tätigkeit des Security-Mitarbeiters, und eine neue Idee war geboren. Er besprach seine Erfahrungen und Ideen mit seiner Frau, die ihn ermunterte, sich nach den Möglichkeiten in diesem Beruf zu erkundigen.
    Zu unserer nächsten Sitzung hatte er bereits stapelweise Informationen mitgebracht. Wir erarbeiteten eine erfolgversprechende Bewerbungsstrategie und trainierten, wie er offen, vertrauensvoll, selbstbewusst und mit Freude an der Erfahrung in das Gespräch gehen konnte. Nach zwei Vorstellungsgesprächen schon hatte er ein Angebot für eine Stelle.
    Freude an der Erfahrung als Teil einer konstruktiven Lebenshaltung hilft uns nicht nur, mehr Mut in unserem Leben zu haben, sondern ist auch die beste Haltung, um Neues zu lernen und selbst anspruchsvolle Ziele zu erreichen. Eine Voraussetzung, die wir in der kommenden Zeit gut brauchen können.
    Körper und Geist versöhnen
     
    Denken im
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-Modus verkrampft, macht eng und kurzatmig. Es ist nachvollziehbar, dass viele Menschen, die innerlich zwischen Aggression und Depression wechseln, keinen Zugang mehr zu ihrem Körper und ihren Gefühlen haben. Sie spalten sich von ihrem Körper und ihrem Gefühl ab, um sich auch dann zu überwinden, wenn sie etwas tun, was eigentlich nicht in ihrem Sinne ist. Sich zu unterwerfen und zu gehorchen verlangt den Preis der Abspaltung vom eigenen körperlichen Befinden und von den eigenen Gefühlen. Besonders in früheren Zeiten tat, wer der Macht und Gewalt anderer ausgesetzt war, gut daran, möglichst wenig zu fühlen. Denn ansonsten wäre das Leben für viele ein einziger Schmerz gewesen. Dennoch wurde und wird in autoritären Systemen immer mit Gefühlen gearbeitet. Sie sind die Peitschenhiebe des alten Denkens. Wir fühlen uns schlecht, wenn wir versagt haben, wir zittern und schwitzen, wenn wir Angst haben. Wir fühlen uns euphorisch, wenn wir unseren und anderen Anforderungen Genüge getan haben. Im destruktiven alten Denken ist der Körper mit seinen Gefühlen der Bestrafung und des Lobes der Erfüllungsgehilfe des verinnerlichten Systems von Befehl und Gehorsam.
    Unsere biologische Existenz, unser Körper, war über Jahrhunderte ein Ort der Scham und der Sünde, verhüllt und verachtet. Der Körper war wenig, der Geist oder die Seele alles. Das Verhältnis zwischen Körper und Geist geriet aus den Fugen. Diese Extreme bezogen sich auch auf unsere unmittelbare Lebensbasis.
    In den westlichen Gesellschaften ist seit etwa den 80er Jahren ein Gegentrend zu erkennen. Plötzlich wurde der Körper, ganz dem Muster des zweipoligen extremen Denkens folgend, zum Ein und Alles. Einen gesunden, schönen, starken und schlanken Körper zu haben entscheidet bis heute in vielen Milieus und in den Medien über das Ansehen eines Menschen. Man flüchtet sich ins Fitnessstudio, Männer und Frauen versprechen sich Erleuchtung durch Yoga und die richtige Ernährung. Nun ist es der

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