Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
Körper, der den Geist angeblich lenkt.
Körper und Gefühle als Feedback-Geber
Im neuen, konstruktiven Denken ergänzen sich Körper und Geist. Der Körper ist ebenso wie der Geist die Basis unseres Selbst. Körper und Gefühle sind dabei wichtige Feedback-Geber. Sie zeigen uns an, ob wir uns verkrampfen, ob wir Angst haben oder ob wir entspannt und offen sind.
Ab und zu bitte ich meine Klienten, ein Körpertagebuch zu führen, wenn sie neue Ziele anvisieren. Der Körper zeigt uns manchmal schneller als unser Geist, wenn wir in alte Selbstsabotage-Strukturen verfallen, und er gibt uns ein klares Feedback darüber, wie gut und nützlich
MINDFUCK
-freies, konstruktives Denken ist. Wenn wir auf unsere Körpergefühle achten, schaffen wir es, uns nach und nach besser zu fühlen. Bessere Gefühle stehen immer in Verbindung mit besserem Denken und stärken unsere Fähigkeit, Ziele entspannt und konstruktiv zu erreichen.
Mit dem Körpertagebuch kann man trainieren, seine Aufmerksamkeit auf Körperempfindungen und Gefühle zu lenken. Ich bat einmal eine Klientin, die im Beruf permanent auf die Bedürfnisse anderer, nicht aber auf ihre eigenen achtete, ein Köpertagebuch zu führen und darin zu bestimmten Uhrzeiten zu notieren, wie gut sie sich ganz allgemein auf einer Skala von null bis zehn fühlte. Anstatt an direkten Durchsetzungsstrategien zu arbeiten, entschied ich mich, mit ihr ein konsequentes Gefühlstraining zu machen. Ich bat sie zum Beispiel, verschiedene Gefühlszustände genau zu beschreiben und möglichst phantasievoll, vielleicht sogar drastisch zu benennen. Es fiel ihr auf, dass sie sich während der Zeiten im Büro vor allem
leer, ausgelaugt, todmüde, total verkrampft
und
am Boden zerstört
fühlte.
Im Coaching bat ich sie, sich einen Moment Zeit zu nehmen und sich bewusst genau in das Gegenteil dieser Gefühle hineinzuversetzen. Sie wählte dafür
erfüllt, energetisiert, vital, gut drauf, hellwach
und
entspannt.
Als sie diese Gefühle auf meinen Wunsch hin nachempfand, richtete sie sich instinktiv auf und spürte sofort den warmen Energiestrom, der durch ihren Körper pulsierte. Dann fragte ich sie: »Was denken Sie jetzt? Wie wäre Ihr Verhalten im Büro anders, wenn Sie sich so fühlen möchten wie gerade eben?« Sie antwortete: »Ganz klar. Ich würde mich stärker einbringen, mehr aktiv sein, als passiv zu warten, was andere von mir wollen. Ich würde wissen, was mir wichtig ist, was ich schaffen will an diesem Tag, und mir eher Unterstützung holen, als welche anzubieten.« Die Erkenntnis, die für meine Klientin den Durchbruch brachte, hatte ihr Geist aufgrund von Körpergefühlen selbständig entwickelt.
Was Menschen zu allen Zeiten erleben konnten, ist heute wissenschaftlich erwiesen: Gefühle erzeugen Gedanken, und Gedanken erzeugen Gefühle. [30] Wenn wir von Besserwissern zu Besserdenkern werden wollen, ist es deshalb wichtig, unsere Gefühle und unseren Körper wieder zusammenzubringen und aufmerksam dafür zu sein, wie das eine das andere beeinflusst. Denn Verstand und Gefühle sind nur dann gegensätzlich, wenn der Verstand im alten Denkmodus etwas vorschreibt, wogegen wir Abneigung empfinden und was wir gar nicht tun wollen.
Angst vor Gefühlen verlieren – Lebensqualität gewinnen
Wie weit unsere verkopfte Welt von Gefühlen entfernt sein kann, konnte ich einmal in einer meiner Life-Coach-Ausbildungen erleben, in der ich die angehenden Coachs bat, sich so lebendig wie möglich in verschiedene Gefühle und innere Zustände hineinzuversetzen. Die Übung war, die verschiedenen Gefühlslagen der Freude, Zuneigung, Liebe, Überraschung, Interesse und der Verliebtheit nachzuempfinden und sie zu einem maximalen Empfindungspunkt zu bringen. Ich nenne diese Arbeit »Glücksstretching«, denn durch jahrelange
MINDFUCK
s
haben die meisten von uns gelernt, ihr Gefühlsleben herunterzuregeln.
Am meisten verblüffte mich ein Teilnehmer Anfang 30, der nicht wusste, wie sich Verliebtheit anfühlt. Er konnte mit dem Begriff nichts anfangen und fand auch kein Gefühl dafür. Ich fragte ihn, wann er zuletzt verliebt gewesen sei, und er antwortete freiheraus: »Das ist mir zu gefährlich. Wenn es zu emotional wird, lasse ich es sein.«
Starke Gefühle, auch sehr angenehme, lösen immer noch bei vielen Menschen Angst aus. Angst, sie nicht mehr durch den Kopf, also rational, in den Griff zu bekommen. Angst, nicht mehr sicher zu sein und nicht mehr alles unter Kontrolle zu haben. Ein paar
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