Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
nicht selbst stören. »Aber beim Gehen oder Einschlafen habe ich ja die Erfahrung gemacht, dass es geht«, konterte die Klientin. Richtig. Aber irgendwann musste sie auch hier zum ersten Mal vertrauen, dass es klappen wird. Bei allem, was wir jemals gelernt haben, müssen wir irgendwann anfangs darauf vertraut haben, dass es möglich sein
kann.
Lernweltmeister sind also immer auch Vertrauensweltmeister. Gefordert ist nicht das Vertrauen, dass eine Sache funktionieren
wird,
das wäre Zuversicht. Vielmehr ist das Vertrauen gefordert, dass die Sache funktionieren kann, weil wir es uns zutrauen, sie mit unseren Fähigkeiten bewältigen zu können. Der Schritt ist also kleiner, als wir dachten.
Augen zu und durch
Dieses Quentchen Vertrauen, gepaart mit der Neugierde und Lust, etwas Neues zu erleben, bringt uns im Leben ganz enorm weiter. Es ist das Geheimrezept, mit dem wir unsere Glückszone ganz natürlich ausweiten. Denn, wie gesagt, nichts ist förderlicher für unsere Lebendigkeit und unser persönliches Wachstum, als dem Trott zu entkommen und vielfältige neue Erfahrungen zu machen. Das kleinste Quentchen Vertrauen fühlt sich übrigens an wie »Augen zu und durch«, ein leicht tröstliches Gefühl, es schon irgendwie zu schaffen. Aber selbst das kann schon wahre Wunder in Ihrem Leben bewirken. Das schönste, vollentwickelte Vertrauen dagegen fühlt sich an wie ein großes warmes Gefühl, das viele Menschen in der Bauchgegend spüren. Es beruhigt uns sofort und klingt wie ein tiefes, zufriedenes Brummen. Wenn wir dieses Gefühl immer wieder wahrnehmen und trainieren, unternehmen wir gleichzeitig viel für unsere Ausstrahlung auf andere. Menschen, die vertrauen können, strahlen Gelassenheit und Sicherheit aus und erhalten auch Vertrauen.
Aus dem alten Denken heraus ist Vertrauen etwas, das wir nur dann haben, wenn wir Beweise für berechtigtes Vertrauen bekommen haben. Das bedeutet, dass die alte Grundhaltung in Wirklichkeit die des Misstrauens und des Wunsches nach Kontrolle ist. In einer Gesellschaft, in der jeder ein potenzieller Feind des anderen ist, ist das nachvollziehbar. In einer Gesellschaft von gleichberechtigten Erwachsenen in einem sicheren Umfeld ist es nicht mehr sinnvoll. Denn es beengt uns sowohl in unseren persönlichen Lern- und Wachstumsmöglichkeiten als auch in Hinblick auf unsere Lebensqualität. Vertrauen in die Möglichkeit, positive Erfahrungen zu machen, bedeutet dabei keineswegs Naivität. Ebenso wenig schließen wir mit ihr die Augen vor möglichen schlechten Erfahrungen. Dennoch erhöhen sich die Chancen, gute Erfahrungen mit anderen Menschen und Situationen zu machen, wenn wir uns für Vertrauen entscheiden. Und mit höherer Selbstwirksamkeit steigt schließlich unsere Kompetenz, auch mit schlechten Erfahrungen umzugehen.
Wichtig, und ohne Ausnahme richtig, ist es aber, uns selbst gegenüber Vertrauen und Zutrauen zu entwickeln. Romy Schneider hätte an dieser Stelle wahrscheinlich widersprochen, soll sie doch einmal gesagt haben: »Ich habe vor niemandem Angst. Außer vor mir selbst.« Ich nehme an, sie sprach von ihrem Inneren Wächter oder anderen inneren Zuständen, in die uns Selbstsabotage bringen kann. Und die kennen wir alle. Misstrauen sich selbst gegenüber ist meist ein Zeichen für ausgeprägte
MINDFUCK
-Gewohnheiten. Dann stimmen die vom Wächter gesetzten Werte, die eigenen Bedürfnisse und vielleicht auch das Umfeld nicht miteinander überein.
Vertrauen ist Zutrauen in sich selbst
Das Vertrauen, das Gallwey meint und mit dem ich täglich arbeite, ist ein auf das Individuum und seine Fähigkeiten orientiertes Vertrauen, nicht unbedingt ein spirituelles. Religiöse Menschen kennen das Gottvertrauen, nämlich die angenommene Gewissheit, dass alles, was passiert, schon seine Richtigkeit haben wird, weil es von Gott so gewollt ist. Viele Menschen kennen auch ein Vertrauen, das sich in dem Satz
Es wird schon gutgehen
zeigt. Dem Selbst-Vertrauen, das ich meine, würde ich folgenden Satz zuschreiben:
Ich vertraue darauf, dass ich das lernen oder damit umgehen kann.
Diese Sicht stimmt mit den Empfehlungen der Erfolgsforscherin Carol Dweck und ihrem Plädoyer für ein dynamisches Selbstbild überein [29] . Es bedeutet, dass wir uns weder über- noch unterschätzen, sondern schlicht und einfach Vertrauen in unser Lern- und Entwicklungspotenzial haben sowie in unsere Fähigkeit, als Erwachsene mit allen möglichen Situationen angemessen umzugehen.
Wenn wir also
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