Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
nicht wahr, MacLennan? Wie, denken Sie, hat sich Clarissa Wynne gefühlt, als Sie ihr den Kopf unter Wasser drückten. Hat es ihr weh getan, MacLennan?«
»Clarissa?« Es klang wie ein Wiehern.
»Sie haben sie getötet, nicht wahr? Vor elf Jahren haben Sie sie mit Syntho vollgestopft und umgebracht.«
»Sie wollte das ganze Lob für sich!«
»Sogar jetzt lügen Sie noch! Es war ihre Arbeit.«
»War es nicht!«
Schuldbewußtsein überlagerte jeden Gedanken in MacLennans Kopf. Nichts weiter blieb zu sagen.
Greg holte mühsam Luft. »Royan, feuere es hinüber.«
Das Gitter löste sich für einen Moment, als der Zielerfassungslaser nach MacLennans Augen stach.
Greg hörte, wie das Paradigma durch die Funkverbindung schwappte, ein Jaulen im Kopfhörer, fast im Ultraschallbereich, eine Explosion von Photonen, die die Essenz Liam Burskens enthielten, verbunden mit monomanischem Haß auf einen einzelnen Mann.
Poetische Gerechtigkeit oder intuitive Inspiration; Greg wußte nicht recht, was von beidem es war, nur daß es richtig war. Es paßte einfach.
Er zog sich das Lichtverstärkerband vom Gesicht, und Hautringe um beide Augen stachen, als es sich löste. Die wirkliche Welt stürmte wieder auf ihn ein, furchtbar und feucht, gesättigt mit menschlichen Schwächen. Die saubere Schlichtheit der virtuellen Graphik, die sich aus der Laserreflexion speiste, war dem beinahe vorzuziehen. Irgendwo hinter ihm loderten Flammen aus dem Jeepwrack in die Nacht empor. Regen platschte vom Himmel und prügelte die in Dunkelheit getauchte Vegetation in den schlammigen Boden.
MacLennans gepflegte Züge waren schmerzverzerrt, und das Haar klebte ihm wirr am Kopf. Der Unterkiefer klappte lautlos auf und zu, als erstickte er.
»Wissen Sie, wen Sie hassen, Liam?« fragte Greg ruhig. »Wissen Sie das?«
MacLennan starrte ihn aus wahnsinnigen Augen an und verzog die Lippen zu einem freudigen Lächeln. »Ja. Mich. Mich hasse ich!«
»Das stimmt.« Er zog das Vibratormesser aus dem Gürtel, schaltete es ein und warf es MacLennan vor die Füße.
MacLennan griff mit der gesunden Hand hastig danach. »Erlösung. Der Herr schenkt mir die Erlösung!« Er lachte ekstatisch, während er sich die Klinge in den Bauch rammte. Blut schäumte aus der Wunde. Er sank auf die Knie, preßte mühsam die Zähne zusammen; die Wangen wölbten sich, als er die Klinge aufwärts bis zum Brustbein durchzog. »Ja. O ja, mein Gott!«
Greg drehte sich um und ging weg. Zurück zu dem Bauernhaus und zu Eleanor, wohin er gehörte.
Hoch über dem Stausee kam die Schwenkdüsenmaschine der Sicherheit aus den Wolken hervor, und die Turbinen heulten schrill vor Eile.
Kapitel fünfundzwanzig
Julia ertappte sich dabei, wie ihre Hand zu Robins Haar wanderte. Er schlief lang hingestreckt auf dem Bauch, mitten auf dem Bett, den Kopf zwischen zwei großen flauschigen Kissen, den Mund leicht geöffnet. Sie streichelte das Haar sachte, strich die zerzausten Büschel glatt. Im üppigen Morgenlicht, das sich einen Weg um die Ränder der Vorhänge bahnte, sah er noch besser aus als bei ihrem ersten Zusammentreffen am Schwimmbecken. Und er war so schrecklich süß. Zärtlich, besorgt und eifrig zugleich – und dazu ein exzellenter Körper. Ihm fehlte Patricks schonungslose Dynamik, weshalb der Sex weit sinnlicher gewesen war. Sie wußte nach wie vor nicht so recht, ob sie seine erste Frau war, aber sie kam sicherlich ziemlich weit vorne in der Schlange. Ein kostbarer Gedanke.
Er bewegte sich unter ihrer Hand, und sie hielt den Atem an. Sie wollte ihn jetzt noch nicht wecken. Der arme Schatz mußte nach dieser Nacht müde sein.
Sie wollte erst eine Tasse Tee trinken, die Frühstücksnachrichten durchsehen und kurz auf die Toilette gehen – dann wurde es für ihn Zeit, wieder Leistung zu bringen.
NN-Kern bittet um Zugriff.
Kein Frieden für die Lasterhaften. Und letzte Nacht war sie phantastisch lasterhaft gewesen!
Kanal zum NN-Kern öffnen.
Morgen, Juliet.
Morgen, Opa. Wir können doch so früh noch keine Krise haben?
Keine Krise, nein.
Dem Himmel sei Dank! Was dann?
Ich bin neugierig auf etwas, was du gestern getan hast.
Wieder mal spioniert?
Nein. Ich habe mir nur einen Teil deines Datenverkehrs angesehen. Und zweimal nachgeschaut. Dazu bin ich ja da, als dein Sicherungsnetz.
Yeah, red weiter. Sie hatte schon eine recht gute Vorstellung davon, worauf es hinauslief.
Du hast gestern eine Verbindung zu einem unserer biochemischen Forschungslabors
Weitere Kostenlose Bücher