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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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des Mannes hinwegspülte. Die außersinnliche Wahrnehmung zeigte ihm, daß die Gedankenströme wütend hochkochten. Ein lautes, abgründiges Klagen drang durch die Scheibe.
    »Was passiert da?« wollte Eleanor wissen.
    »Ich bin mir nicht sicher.« Noch während er das sagte, spürte er, wie die Flut einer anderen Persönlichkeit hochstieg und Burskens entschlossene Gedankenströme verdrängte. Der Rückschlag aus lähmender Verwirrung, der in dem mißhandelten Hirn tobte, brach über Gregs Empathie herein, und das Feedback jagte einen heftigen Schauer der Bestürzung durch die eigenen Synapsen. Dann sackte der Mann dort unten auf die Knie und rollte sich zusammen wie ein Fötus, während sich sein Bewußtsein begeistert ins Vergessen stürzte.
    »Okay, den hätten wir. Schalte jetzt die übrigen zwei um, Royan.«
    Die Gitterumrisse blinkten. Der Zielerfassungslaser feuerte zweimal.
    »Das Feuer, Mandel!« schrie Ronnie Kay. »Es wird dich verzehren! Es gibt keine Rettung mehr!«
    »Warte!« rief Greg zurück. »Ich komme gleich raus!«
    »Greg!« flehte Eleanor.
    »Diese Irren fackeln das Haus ab, wenn ich es nicht tue. Wir müssen sie hinauswerfen.«
    »Soll das doch die Einsatzgruppe tun.«
    »Dieser Mistkerl MacLennan ist immer noch da draußen. Er kann sie mit Burskens Bewußtsein füttern, sobald sie aussteigen. Was wird dann aus uns? Sie sind bewaffnet und gepanzert, Eleanor. Der Lynchmob hat wenigstens nur Schrotflinten.«
    »Dann komm, Mandel! Komm heraus zu uns!«
    Eleanor saugte Luft scharf durch die Zähne. »Gott, sei bloß vorsichtig, Gregory!«
    Er wußte genau, wie schwer es ihr gefallen war, das zu sagen. »Kein Vertun.«
     
    Sie warteten am Fuß der Treppe in der Diele. Fünf Mann in dichtgedrängter Pfeilformation mit Ronnie Kay an der Spitze.
    Zwei Schrotflinten folgten Gregs Bewegungen mit mechanischer Präzision. Die Männer zeigten alle das gleiche geistlose leise Lächeln.
    Gregs außersinnliche Wahrnehmung umspülte sie, wanderte durch die Diele, durch die leeren Zimmer. Das waren die einzigen Eindringlinge im Haus. Tief im Hinterkopf trommelte leichter Druck: Die Neurohormone strapazierten die Synapsen inzwischen bis an die Grenze.
    Er hielt das Gewehr gelassen auf Hüfthöhe, als er hinunterstieg.
    »Nimm zuerst die mit den Schrotflinten aufs Korn«, flüsterte er.
    OKAY.
    Das Gitter erschien erneut und teilte sich in fünf Segmente auf, die kybernetischen Schmetterlingsflügeln ähnelten. Fließend umhüllten sie die ahnungslose Beute.
    Ronnie Kay blinzelte und betrachtete mißtrauisch das Gewehr. »Leg das weg, Mandel.«
    FERTIG.
    »Jetzt!«
    Der Laser zischte los und spießte sie nacheinander auf. Es dauerte sieben Zehntelsekunden.
    Sie erschlafften unisono und gaben ein groteskes katzenähnliches Jammern von sich. Arme und Beine schienen wie von eigenem Leben erfüllt und fuchtelten und beugten sich aufs Geratewohl.
    »Scheiße«, murmelte Greg.
    HABEN WIR SIE ERWISCHT?
    »O yeah, das haben wir.«
    Eleanor lief den Flur entlang, die Betäubungspistole schußbereit, und erweckte den Eindruck, sie würde gleich einen Krieg anzetteln.
    »Das Sondereinsatzteam trifft in fünf Minuten ein«, sagte Philip.
    Eleanor lief in Greg hinein und umarmte ihn fest. Sie schluckte und schluchzte kurz auf. »Es tut mir leid.« Sie wischte sich die Augen ab.
    Er legte den Arm um sie und hielt sie ganz fest. Er küßte sie auf die Stirn, wobei ihm ihr feuchtes Haar über die Lippen strich.
    Sie stiegen langsam die letzten Stufen hinunter, und jeder Schritt kostete sie große Mühe.
    Die Haustür war aufgebrochen, das Schloß ausgehebelt worden. Feuchte Luft blies herein. Greg schob die Tür zum Wohnzimmer mit dem Gewehrlauf auf. Glasscherben häuften sich unter dem eingeschlagenen Fenster. Die Vorhänge flappten schwach im Wind.
    »Alles frei«, sagte Greg. »Ich gehe hier hinaus, durchs Fenster. Die Haustür liegt in MacLennans Blickfeld.« Eleanors Finger drückten sich ihm durch den Lederanzug in die Haut. »Ich muß das zu Ende bringen.« Und diesmal gab es kein Zögern, kein Widerstreben. MacLennan hatte Jagd auf ihn gemacht, sein unantastbares Haus entweiht. Nun, das waren jetzt die Bedingungen für die Klärung. Einer gegen einen, ohne alle Regeln.
    »Ich weiß«, sagte Eleanor.
    Er duckte sich und huschte zum Fenster. »Royan, schalte die Kamera der Zielerfassung aus. Ich möchte dieses Paradigma nicht abbekommen …« Er brach ab. Die Intuition machte sich wie ein Glas Wein bemerkbar, sickerte

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