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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Der Ripgunschuß war mit unglaublicher Genauigkeit gezielt und durchdrang glatt die Brust des Sicherheitshardliners.
    Hätte Julia einen Magen gehabt, wäre ihr an diesem Punkt schlecht geworden.
    Leol Reiger stand reglos in den Strudeln des Halogenqualms, die Beine leicht auseinander, und zielte mit der Ripgun auf die Decke. Er pustete ein großes Loch ins Komposit und feuerte weiter. Er schwenkte den Steuerknüppel seiner Panzerung unter dem linken Arm in Position. Der Kompressor des Jettornisters drehte hoch.
    Er startete wie eine Weltraumrakete alten Stils in gerader Linie nach oben.
     
    Innenkamera, Zentralkorridor auf dem Gondeloberdeck. Leol Reiger kam durch den Fußboden herauf und verschwand durch ein Loch in der Decke.
    Innenkamera, Rumpfkiel. Ripgunschüsse hatten ein drei Meter langes Stück des Laufstegs verdampft, und die rauchenden Enden hingen aufs Gondeldach herab. In dem sphärischen Gasbehälter darüber klaffte ein Riß.
    Leol Reiger brauste vorbei.
     
    Dort endete Julias Aufnahmebereich. Im Gasbehälter konnte sie nur auf Sensoren zurückgreifen, die Temperatur, Kontamination und Druck maßen.
    Die Steuersysteme der Colonel Maitland meldeten starken Heliumverlust aus dem Gasbehälter, in dem sich Leol Reiger versteckt hatte. Außenkameras zeigten ihr, wie Ripgunentladungen aus der Rumpfoberseite schlugen und lange Risse in der Solarzellenhülle erzeugten.
     
    Gespräche der Teksöldner über Helmfunk. Leol Reiger: »Versenkt den Eimer. Macht Kleinholz aus ihm!«
    Teksöldner fünf: »Du bist verrückt, Leol.«
    Leol Reiger: Gelächter. »Ganz und gar nicht. Die Sache ist geplatzt. Die Notsignalsender an Bord schreien so laut um Hilfe, daß jeder Rettungsdienst auf dem Planeten mithört. Wir haben keinen Störsender mehr. Die Luft-See-Rettung wird in wenigen Minuten eintreffen.«
    Teksöldner acht, weiblich: »Jesus, er hat recht!«
    Leol Reiger: »Da könnter drauf wetten, daß ich recht habe. Benutzt eure Lockheeds, pustet euch einen Weg in die Gasbehälter frei und laßt den Druck raus. Wir segeln mit der Kiste zum Meer runter.«
    Teksöldner zwei: »Ich bin dabei, Leol.«
     
    Julia sah zu, wie die Teksöldner im Rumpf sich ihren Weg in die Gasbehälter freibrannten. Weitere Ripgunschüsse durchschlugen die Solarzellenhülle. Sie erzeugten eine zunehmende statische Ladung, die überall im geodätischen Gerüst knallte und zischte. Sie übersprang die Stromkreisunterbrecher und schmolz Ware- Prozessoren durch. Julia verlor allmählich die peripheren Schaltkreise.
    Hast du vor, das Einsatzkommando hinter den Teksöldnern her in den Rumpf zu schicken? fragte sie ihr lebendiges Selbst.
    Nein. Reiger hatte recht, was die Küstenwache angeht. Die NN-Kerne melden, daß schon drei Hyperschallflugzeuge des Such- und Rettungsdienstes aus Nigeria unterwegs sind. Reiger ist ein furchtbares Ärgernis, mit dem wir uns irgendwann auseinandersetzen müssen, aber Charlotte Fielder genießt oberste Priorität. Ich weise Victor Tyo an, sich später um Reiger zu kümmern.
     
    Charlotte wußte, daß sie träumte. Ihr Leben war nicht so – Schmerz, Entsetzen, Dunkelheit, Angst. Tod. Diese harte kleine Hardlinerin hatte das Zimmermädchen getötet. Hatte nichts gesagt, nicht gefragt, was dort vor sich ging, war einfach in die Bude gekommen und hatte sie erschossen. Gehörte das auch zum Traum? Es wirkte alles so lebhaft.
    Sie hing benommen im festen Metallgriff des Maschinenmannes und sauste durch den hellblauen Raum. Die Kälte biß in ihre nackte Haut. Hinter ihr zuckten Blitze und grollte der Donner.
    Sie ging wieder die langen, verlassenen Straßen von London entlang, fror im Regen und fürchtete die Blitzgabeln, die über den grauen Dächern tanzten. War klein, hungrig und verlassen. War vielleicht ihr ganzes Leben ein Traum gewesen? Die Pracht, der Wein, das Lachen und die hellen, leuchtenden Farben. Nur Hirngespinste, die durch ihr Bewußtsein wirbelten.
    Sie sehnte sich nach diesem Leben zurück.
    Das große Flugzeug zischte sie giftig an, als es im Sturzflug über die Rampe ins offene Ende hineinging. Charlotte kam in einem dicken metallokeramischen Rohr zum Stehen, dessen Wände mit gelben Nylongurtsitzen gesäumt waren. Zwei Bioleuchtstreifen zogen sich an der kahlen Decke entlang. Dicke Drähte und kompositverstärkte Leitungen schlängelten sich über den Boden und endeten in klobigen Steckern, die neben jedem Sitz an die Wand geklemmt waren.
    Einige Leute in weißen Overalls standen gleich hinter

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