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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der Rampe und wedelten wie Verkehrspolizisten mit den Armen. Die Metallarme lösten sich von Charlotte und übergaben sie an wartende Hände. Diese Hände waren weich, richtige Hände mit Haut und Knochen.
    Hitzige, drängende Stimmen schrien ringsherum, feuerten in rascher Folge Fragen ab. Charlotte konnte die Leute nur ausdruckslos anstarren. Jemand legte ihr einen silbernen Schal um die Schultern und setzte sie auf einen der Gurtsitze.
    Plastikboxen wurden ihr an Arme, Hals und Bauch gedrückt, und winzige bunte Lampen blinkten daran. Ein kleines Rohr versetzte ihr einen Bienenstich in den Hals, der sich schnell in einen Eisflecken verwandelte und dann ganz auflöste. Die Welt verlor jetzt wirklich jeden Zusammenhang und zog sich auf eine ferne Stelle aus lautlosem, frostigem Licht zusammen.
    Charlotte blieb eine Zeitlang auf Distanz und gestattete ihren Gedanken, wieder zueinander zu finden. Dann weitete sich das Licht von neuem aus und brachte auch Geräusche und Gefühl mit sich, vor allem von eiskalter Haut. Charlotte war benommen, was von dem Tranquilizer herrührte, wie sie wußte.
    Jettornister heulten laut, als die Mitglieder des Einsatzkommandos jeweils zu zweit auf der Flugzeugrampe landeten. Gurgelndes Grollen drang aus der dunklen Masse der Colonel Maitland herüber, einen Kilometer weit entfernt.
    »Sind Sie wieder okay?« schrie eine ernsthafte junge Frau in weißem Overall über den Tumult hinweg. Sie hatte sich dicht zu Charlotte vorgebeugt. Jeden Arm zierte ein rotes Kreuz.
    Charlotte nickte. »Mir ist kalt«, sagte sie.
    Die Frau lächelte. »Ich besorge Ihnen einen Thermoanzug. Wir machen jedoch in einer Minute dicht und bauen Druck auf. Sie werden den Unterschied gleich spüren.«
    »Danke.«
    Der Mann, der Greg hieß, saß auf einem Gurtsitz ihr gegenüber und machte Yoga-Atemübungen. Er lächelte sie bedauernd an.
    Charlotte sah es lange, ehe der Schall eintraf. Die Colonel Maitland fiel in sich zusammen; Bug und Heck stiegen hoch, und die Mittelsektion brach auf. Lange Flammen leckten aus den Fenstern der Gondel.
    »Vater!« schrie Fabian heiser. Er saß neben ihr; sie hatte ihn nicht mal bemerkt.
    Die Colonel Maitland sank außer Sicht. Nicht, daß sie regelrecht gestürzt wäre, eher ein langsamer, müßiger Sinkflug zum Meer, das so tief unter ihr lag. Menschen standen auf der Rampe des Flugzeuges und blickten ihr hinterher. Charlotte erkannte die kleine Hardlinerin darunter, die mit der Faust in die Luft schlug. Und dabei süffisant lächelte.
    »Vater!«
    Charlotte legte die Arme um Fabian, als sich ihm zwei weißgekleidete Sanitäter näherten. Einer hielt eine Spritze bereit.
    »Bleiben Sie weg von ihm!« schrie sie.
    Fabian vergrub den Kopf an ihrer Brust und schluchzte hemmungslos.
    »Bleiben Sie einfach weg von ihm!« Sie wiegte ihn sanft, und ihr stiegen selbst Tränen in die Augen.
    Die Rampe klappte zu.

 
Kapitel einundzwanzig
     
     
    Ins SETI-Büro kam jetzt Schwung. Rick Parnells ursprünglicher Stab aus zwölf Personen war durch zwanzig Mann aus der Astronomie-Abteilung des Raumfahrtinstituts verstärkt worden. Die beiden Gruppen arbeiteten gemeinsam daran, die optischen und Radioteleskope von Event Horizon auf den Jupiter auszurichten. Die SETI-Leute waren begeistert über die Aussicht, endlich, endlich praktische, hardwareorientierte Arbeit leisten zu können, während die Astronomen kalte Wut darüber empfanden, daß man sie in ihren Beobachtungen störte. Die Stimmung wurde allmählich gereizt. Dabei war auch nicht gerade hilfreich, daß Victor Eddie Coghlans Sicherheitsprogrammierer hinzugezogen hatte, um zu verhindern, daß Daten aus den neuen Verbindungen sickerten, die zwischen den Observatorien und dem SETI-Büro eingerichtet wurden.
    Victor stand neben seinem Leibwächter unter der Tür zu Rick Parnells Büro und sah der hemdsärmeligen Crew dabei zu, wie sie sich hinter die Arbeit klemmte. Das angespannte Gewirr aus Aktivität wies erste Anklänge ans Börsenparkett einer Bank auf. Immer die gleiche Routine: Einer der Leute, die an den Terminals arbeiteten, richtete sich auf und fuchtelte in irgendeiner unbekannten Zeichensprache mit den Händen; daraufhin bildete sich rings um ihn ein Knäuel von Technikern und Betriebsleitern, die hitzig miteinander stritten. Tigergruppen voll geballter Autorität und praktischer Kenntnisse – theoretisch wenigstens. Datenabfragen wurden in die Terminals geschossen, dicke Aktenmappen aufgeschlagen und konsultiert, und

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