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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Gitters der Klimaanlage und hockte dann auf der klippenähnlichen Kante aus Kupferfarbe, von wo aus sie ins Büro blickte. Greg verstand nur wenig von dem, was er sah, nur verschmierte Umrisse, als würde er einen gestörten Lichtverstärker tragen. Die Wespe war sich jedoch des leeren Raums vor ihr bewußt, und irgendwo da draußen gab es Blumen und Pollen. Der Zucker saugte an ihr wie eine Gezeitenkraft.
    Greg nahm die außersinnliche Wahrnehmung zur Hilfe, um das Bewußtsein zu lokalisieren, das er suchte – vier Meter von der Wespe entfernt und leicht unter ihr. Er drängte den Wunsch in das instinktgesteuerte Hirn des Insekts. Das Bedürfnis, zu dem Mann zu fliegen, der am Schreibtisch saß. Die Flügel schlugen schwirrend.
    »Sie möchten nur den Stachel verändert haben?« hatte Jools the Tool Greg heute morgen neugierig gefragt. Er war ein kleiner Mann, ganz in Schwarz gekleidet. Eine Brille mit runden, goldgerahmten und rosa gefärbten Gläsern schirmte seine feuchten Augen ab. Seine kalkweiße Haut wirkte ungesund, obwohl Greg das teilweise der Tageszeit zuschrieb. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als er die Klingel an dem Haustiergeschäft drückte.
    »Yeah«, sagte Greg. »Mehr nicht.«
    »Wie wollen Sie sie dann steuern?«
    »Ich bin Drüsenpsioniker.«
    Jools the Tool nahm das mit unwirschem Nicken zur Kenntnis und führte ihn an den Käfigen mit schlafenden Tieren vorbei in das Operationskabuff an der Rückwand des Ladens.
    Die Operation dauerte nicht lange. Greg stand hinter dem kleinen Frankensteinchirurgen und betrachtete über seine Schulter hinweg den Flachbildschirm des Mikroskops. Er zeigte die Wespe, auf dreißig Zentimeter vergrößert, mit Seidenfutteralen fixiert. Mikrochirurgische Instrumente amputierten vorsichtig den Stachel und ersetzten ihn durch einen bösartig wirkenden hohlen Dolch. Klingen und Klemmen tanzten mit hypnotischer Beweglichkeit um den gelb und schwarz gestreiften Unterleib herum und reagierten dabei auf die Fernsteuerung, die Jools the Tool mit sanften Bewegungen steuerte.
    »Ich mache ihn mit einem Schuß AMRE7D scharf«, informierte er Greg, als sich der künstliche Stachel mit einer klaren Flüssigkeit füllte. »Es ist ein Nervengift, eines der besten. Sobald es in den Blutstrom eingedrungen ist, hat man noch höchstens zwanzig Sekunden, bis der Tod eintritt.«
    Der Hinterkopf des Mannes wurde jetzt erkennbar, das Haar wie dichtes Gestrüpp, die Haut eine Mondlandschaft. Greg lenkte die Wespe zum Genick hinunter und erlaubte den Instinkten des Insekts, für die Landung die Kontrolle zu übernehmen. Als die warme Haut unter den Füßen spürbar wurde, schrie Gregs Bewußtsein den inneren Zwang hinaus. Die Wespe stieß den Kompositstachel in die Haut und feuerte das AMRE7D in einem einzelnen Schwall hervor.
    Clifford Jepson zerschlug die Wespe mit der Hand, und sein Schrei der Überraschung und des Schmerzes erzeugte im ganzen Büro Echos.
    Greg konzentrierte sich auf die brodelnden Gedankenströme. Ich möchte, daß Sie etwas erfahren, ehe Sie sterben, Jepson, flüsterte sein Bewußtsein. Ich möchte, daß Sie den Grund erfahren.
    Clifford Jepsons Muskeln waren starr geworden, vielleicht vom Schreck, vielleicht von dem Nervengift. Greg blickte zu den hervorquellenden Augen hinaus, spürte die Halsmuskeln wie Eisenbänder, fühlte, wie sich die Hände in die Lederarmlehnen des Stuhls gruben.
    Sie erhielten einen ehrenvollen Weg aufgezeigt, den Wahnsinn wegen der atomaren Strukturierung zu beenden. Sie lehnten ihn ab, weil Sie glaubten, noch mehr Geld herauspressen zu können. Sie waren habgierig, Jepson. Und diese Habgier hat meiner Freundin das Leben gekostet. Vielleicht war es Ihr Psycho-Cyborg Reiger, der den Abzug drückte, aber Sie hatten sein Programm geladen, Sie haben ihn gelenkt. Deshalb werden Sie jetzt sterben. Ich bin froh darüber, und auch dafür hasse ich Sie.
    Greg stellte die Sekretion der Psidrüse ein und öffnete die Augen. Er saß auf dem Beifahrersitz eines marineblauen Lada Sokol, der auf einem großen, offenen Parkplatz im Schatten einer japanischen Schirmtanne stand. Fünfzig Meter vor ihm leuchteten in der hellen Sonne des mittleren Vormittages die mit kunstvollen Steinmetzarbeiten verzierten Mauern des prächtigen Gebäudes, das Globecast als europäisches Hauptquartier diente. Ein Schwarm weißer Vögel flog über den wolkenlosen Azurhimmel von Kent.
    »Haben Sie den Auftrag beendet?« fragte Col Charnwood.
    »Yeah.«
    »Gut.« Col

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