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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nächtlichen Stadtbeleuchtung sickerten um die Ränder der Vorhänge herum und überzogen die weißen Möbel im Zimmer mit einer phosphoreszierenden Tönung.
    Fabian schlief, lag mit ausgebreiteten Gliedern quer über dem Doppelbett auf dem Bauch, dort, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Sie fragte sich, ob es wohl illegal war, wenn ein Vormund mit seinem Mündel schlief. Mehr als wahrscheinlich. Wäre er doch nicht so schrecklich jung gewesen! Aber drei ganze Jahre lang gehörte er jetzt ihr, bis er achtzehn wurde. Nichts in ihrem Leben hatte bislang jemals drei Jahre gedauert. Und nach diesen drei Jahren, na ja … Auch Träume gehörten zu Peterborough. Sie lächelte auf ihn herab und streifte den Hausmantel von den Schultern. Fabian bewegte sich, als sie sich neben ihm aufs Bett legte.
    »Fabian«, rief sie leise.
    Er öffnete verschlafen die Augen und lächelte sie an. »Träume ich?«
    Sie küßte ihn auf die Stirn. »Was denkst du?«
     
    Julia strich sich das schweißnasse Haar aus den Augen, als er sich zurück in die Kissen lehnte. Er sieht wirklich sehr gut aus, dachte sie. Komisch, daß mir das nie aufgefallen ist. Oder hatte ich es bislang nie merken wollen? Es wäre so kompliziert gewesen.
    Dann runzelte sie die Stirn und musterte sein Gesicht. »Ich glaube es einfach nicht! Du siehst schon schuldbewußt aus!«
    »Bestimmt nicht!« protestierte Victor. »Was du siehst, ist blanke Erleichterung. Ich dachte …«
    »Was?« fragte sie eifrig. Es machte Spaß, ihn zu necken; sie hatte schon lange nicht mehr die Freiheit genossen, einen solchen Mann zu necken. Es machte auch Spaß, ihn im Bett zu haben. Es war nichts Erstaunliches dabei, aber auch das würde sich mit der Zeit einstellen. Sie plante, in Zukunft eine Menge Zeit dafür aufzuwenden.
    Victor zuckte die Achseln. »Rick.«
    »Oh, er. Nein. Er war süß – und natürlich auch prima.«
    »Vielen Dank, Ma’am.«
    Sie kicherte. »Allerdings nicht mein Typ. Neben seiner Arbeit ist nichts an ihm interessant. Eigentlich traurig.«
    »Mir blutet das Herz.«
    Sie wartete eine Weile. »Ich bin ihm aber extrem dankbar. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das Hexaemeron wieder wegzuschicken. Herrgott, bei dem Gedanken, daß ich diese Entscheidung treffen mußte, wird mir immer noch ganz kalt.«
    »Dazu kommt es nicht wieder.«
    »Gott sei Dank.« Sie legte den Kopf auf seine Brust. »Ich werde Rick belohnen, ihm zeigen, wie dankbar ich bin.«
    »Wie?«
    »Ich gebe ihm sein Radioteleskop, dieses Steropes, über das er ständig jammert.«
    »Im Ernst?«
    »Ja. Wir wissen jetzt, daß die Suche nicht sinnlos ist. Dadurch ist die SETI-Abteilung in ein ganz neues Licht gesetzt. Jetzt, wo die Leute überzeugt worden sind, daß es Leben in der Galaxis gibt, erwarten sie auch, daß es damit weitergeht. Und ich möchte, daß Event Horizon auf dem Gebiet führend bleibt.«
    »Daran wird ohnehin wohl niemand zweifeln, fürchte ich. Greg wird ganz gewiß nicht vortreten und irgendwelche Verdienste an dem beanspruchen, was oben in New London passiert ist. Und Sinclair ist schon eine Fernsehberühmtheit geworden mit seiner Religionssendung, in der er der Welt erzählt, wie du das Tier gebändigt und das Neue Jerusalem befreit hast. Damit ist ein weiterer Mauerstein fest im Wall der Legende verbaut. Julia Evans, die Superfrau.«
    »Mist.« An diesen Aspekt hatte sie gar nicht gedacht. Vielleicht könnte Greg … Nein, das wäre überhaupt nicht fair. »Oh, na ja, wenigstens wird Steropes mich finanziell jetzt nicht mehr belasten.«
    »Nur zu wahr. Diese zweite Habitathöhle ist schon was, obwohl die Bergleute gar nicht begeistert darüber waren, ihre Jobs schon fünf Jahre vor dem geplanten Termin zu verlieren.«
    Sie beide waren am Tag nach dem Aufbruch des Außerirdischen durch die ganze zweite Habitathöhle gewandert; unter ihren Stiefeln waren Schwaden trockenen Staubs aufgestiegen. Es war eine Landschaft aus Felstürmen und tiefen, im Zickzack verlaufenden Schluchten, der zierlichen Bogenbrücken, die mit Kernen aus massivem Eisen verstärkt waren. Richtige Fertiggeologie; Julia hatte glatte Kurven gesehen, wie von Wasser abgeschliffen, und war mit dem Handschuh des Raumanzuges über verwitterte Rotsteinvorsprünge gefahren. Und trotz des unberührten Zustandes erzeugte das massive Rundgemälde ein Gefühl des Déjà-vu. Es war die Landschaft von Julias Kindheit, eine Komposition aus dem Gedächtnis. Damals hatte es nur wenige Nächte gegeben, in denen sie nicht auf

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