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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Überraschung der Pfarrer hereinkam und
sich im Schlafzimmer seiner Frau umsah, als ob er es nie vorher gesehen hätte.
    Er hatte
tatsächlich seit der letzten Schwangerschaft seiner Frau vor achteinhalb
Jahren kaum je einen Fuß hineingesetzt. Als Mrs. Armitage von den Zwillingen
entbunden war und damit dem Pfarrer gleich zwei Stammhalter statt eines
weiteren Mädchens geschenkt hatte, beschloß er – wie er es insgeheim
formulierte –, »die Zucht einzustellen«. Er war dankbar, wieder in einer Art
Zölibat leben zu dürfen. Nur gelegentlich frönte er seinen Lüsten, gewöhnlich um
die Erntezeit herum mit einem willigen und geeigneten Landmädchen.
    Er legte
den Finger an die Lippen und bedeutete Minerva, Mrs. Armitage nicht zu wecken,
sondern ihm aus dem Zimmer zu folgen.
    Er führte
sie schweigend hinunter in den Salon. »Ich fahre heute nach Hopeminster. Da ist
Pferdemarkt, und ich möchte, daß du mitkommst.«
    »Ich kann
leider nicht, Papa«, sagte Minerva freundlich und geduldig. »Ich muß meine
Runde machen, und montags lese ich immer Lady Wentwater vor.« Lady Wentwater
war eine ältere Witwe, die etwa zwei Meilen außerhalb des Dorfes wohnte.
    »Ach was«,
sagte der Pfarrer. »Du kommst mit mir. Annabelle kann ihr vorlesen.«
    »Warum,
Papa? Du kennst dich doch mit Pferden aus. Ich wüßte nicht, was ich dir zu
diesem Thema noch sagen sollte. Außerdem ist ein Pferdemarkt kein geeigneter
Aufenthaltsort für eine Da ...«
    »Pscht,
Mädchen! Wirst du tun, was ich dir sage! Du kannst einen Einkaufsbummel machen,
bis ich alles erledigt habe, und dann essen wir zusammen im ›Goldenen
Hahn‹, bevor wir heimfahren. Es ist Zeit, daß du dich mehr unter Männern
bewegst. Damit du etwas in Übung kommst, weißt du. Was hast du auf dem letzten
Jägerball gemacht? Anstandsdame von Annabelle, weil Mrs. Armitage krank war,
und fast den ganzen Abend bist du bei den Matronen herumgesessen. Und jetzt
Schluß damit! Sag Bella, sie soll vorlesen und die Besuche machen, und sag
deiner Mutter ›Auf Wiedersehen‹. Und setz dir einen hübschen Hut auf!«
    Minerva
senkte den Kopf und ging kochend vor Wut nach oben in das Zimmer ihrer Mutter.
Sie hatte es geschafft, mit der Langeweile des Landlebens fertig zu werden,
indem sie sich nützlich machte, und sie hatte sich darauf gefreut, wieder ihren
üblichen Pflichten nachzugehen – vor allem nach dem Schock am gestrigen Abend.
Und jetzt das! Sie fürchtete sich vor dem bevorstehenden Ausflug nach Hopeminster,
und ihre Furcht machte sie gereizt und nervös. Entsprechend wütend war sie auf
ihren Vater.
    Ihre Mutter
war erwacht und nippte an ihrer Schokolade, als Minerva vorsichtig die Tür
öffnete.
    »Guten
Morgen, Liebling«, sagte Mrs. Armitage mit schwacher Stimme und bot Minerva die
eingefallene Wange zum Küssen dar. »Ich lese gerade ein faszinierendes Buch ...
da ist es ... gib's mir ... ich werde ...«
    »Mama! Papa
besteht darauf, daß ich mit ihm zum Pferdemarkt fahre. Das bedeutet, daß ich
meine Besuche nicht machen kann. Er hat zwar gesagt, daß Annabelle sie machen
soll. Aber ich will gar nicht weggehen und ...«
    »Du mußt
tun, was Papa für das Beste hält«, sagte Mrs. Armitage. »Außerdem brauche ich
neue Bänder für meine Haube. Und jetzt gib acht! Denn du mußt lernen, etwas für
deine Schönheit zu tun, weißt du.«
    Mrs.
Armitage öffnete das Buch und machte sich zwischen den Spitzen an ihrem Busen
zu schaffen, um ihr Lorgnon zu finden. Sie begann zu lesen, indem sie mit einem
Auge durch das Lorgnon spähte und das andere, in der Bemühung etwas zu
sehen, ganz schrecklich zusammenzwickte.
    »Es heißt
›Die Toilette der Flora‹ und ist aus dem Französischen übersetzt. Paß
auf! Diese ungewöhnliche Gesichtsmaske könnte dich interessieren. Da steht,
daß man sie herstellt, indem man eine Unze Harz vom Sandarakbaum und eineinhalb
Unzen Benzoeharz in drei Achtelliter Brandy auflöst. Es soll der Haut den
wunderbarsten Schimmer geben, den man sich denken kann! Und hier ...«
    »Mama! Ich
glaube nicht, daß es nötig ist, daß ...«
    »Und meinst
du, du kriegst eine grüne Ananas? Hier steht, daß der Saft von grünen Ananas
gut gegen Falten ist und die Haut verjüngt. Man kann angeblich auch Zwiebelsaft
nehmen, wenn man keine grüne Ananas auftreiben kann – aber ich meine, daß
Zwiebelsaft nicht besonders verlockend riecht, und der Geruch geht überhaupt
nicht mehr weg. Erinnerst du dich noch, als Annabelle Ohrenschmerzen hatte und
wir ihr eine

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