Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
ein Abhängiger, ein Junkie auf Zaubersuppe! Kein Wunder, dass er keine klare Entscheidung mehr fällen kann.“
Die Menge staunte auf und sah Merlin erschrocken an, der unter Scham verzweifelt unter sich sah.
Friedjof ließ nicht locker. „Erzähl uns Merlin, was siehst du zur Zeit? Welche Illusionen gaukelt dir dein Verstand diesmal vor? Gib uns auch etwas von deiner Droge, Merlin, damit können wir sicherlich diese scheiß Situation auch so locker wegstecken wie du.“
„Ich sehe sie alle“, wimmerte Merlin. „Ich sehe alle unserer Freunde. Alle, die zu schwach waren weiterzukämpfen, alle die für uns starben, damit wir weiterleben durften.“
Friedjof näherte sich Merlin und hauchte: „Wir müssen für sie kämpfen, Merlin. Wir müssen .“
Merlin nickte benommen. „Du hast so recht, Friedjof. Wir müssen kämpfen. Wir müssen sogar töten, um unseren Frieden zu erlangen.“ Blitzschnell beugte sich Merlin zu seinem Knöchel und zog ein langes Messer aus seinem Strumpf.
„Endlich, verstehst du mich“, sagte Friedjof glücklich.
Willi visierte Merlin an. „Macht euch bereit“, sagte er leise zu seinen Kameraden.
Löckchen richtete seine Flinte auf Friedjof. „Wie immer muss alles blutig enden.“
Frederick erhob die Fäuste. „Erledigt sie, bevor sie uns verhexen.“
Elvis schnatterte und schwang seine Flügel bedrohlich.
Merlin nahm gezielt mit seinem Messer aus. Er packte Friedjof an der Schulter, drehte ihn in seine Richtung und versenkte die Klinge in seinem Herz. Ein Blutschweif, gefolgt von einem Schmerzensschrei stieß Friedjof aus.
„Heilige Scheiße“, sagte Willi überrascht.
Merlin presste sein Messer tiefer in Friedjofs Rumpf, während der überraschte Zigeuner stöhnte: „Merlin...“ Aus Friedjofs Mund entstieg eine blutrote Blase, die zerplatzte, als er leise sprach: „Wir sind... wir sind doch eine... Familie.“
Die offene Stelle rundherum der Klinge begann sich zu schließen, dem Merlin entgegen wirkte, indem er am Messerknauf drehte und die Wunde erneut öffnete.
„Das ist der Unterschied“, sagte Merlin mit Tränen in den Augen. „Die Familie ersticht einen von vorne.“
Friedjof hustete eine Ladung Blut aus. Sämtliche Muskeln seines Körpers verkrampften sich, während zeitgleich sein Gesicht leichenblass wurde. Schwarze Äderchen zeichneten sich auf seinem geschockten Gesichtsausdruck ab. Seine zittrige Hand erhob sich.
„Es tut mir leid...“, seufzte Merlin. „... Cousin.“
Friedjofs zittrige Hand legte sich an Merlins Wange. Das Blut lief Friedjofs Kinn hinunter, als er seine letzten Worte formte. „Cou...sin.“ Danach schlossen sich Friedjofs dunkle Augen für immer.
Langsam ließ Merlin Friedjofs Leiche in den Schnee gleiten. Erst dann registrierte Merlin die fassungslosen Blicke seiner Folgschaft.
Frederick schlug sich mit beiden Händen gegen den Kopf. „Er hat seinen Cousin abgestochen...“
Wie ein leises Echo hallte der Vorwurf durch das Zigeunerlager.
Merlin schnaufte und sah seine Freunde an. „Mit der Zeit lernte ich zwischen Verwandtschaft und Familie abzugrenzen. Zu meiner Familie gehören auch Menschen, die ich erst einige Jahre kenne. Zu ihr gehören Freunde, die ich in den Schlachten verloren habe oder mit mir hierhin geflüchtet sind. Es sind Menschen, die mit mir die gleichen Ziele und Wünsche verfolgen, die mit mir gemeinsam an einem Strang ziehen. Menschen, für die ich grenzenlos da bin. Vielleicht kann ich im Gegenzug nicht von jedem das gleiche erwarten, aber das ist nicht wichtig. Familie ist, wofür ich bereit wäre zu sterben oder auch zu töten.“ Er sah bedauernd auf Friedjofs Leiche. „Leider hat nicht jeder das gleiche Verständnis einer Familie. Erst als Zigeuner lernt man die Familie zu schätzen, denn sie ist das einzige, was auf unserer endlosen Reise beständig bleibt.“
Unschlüssigkeit mit einem Funken Verständnis durchdrang jeden einzelnen Beteiligten. Willi musste an die Familie denken, die er enttäuscht hatte. Er war wie Blutwäldchens Friedjof, der seiner Familie den Rücken gekehrt hatte.
Merlin richtete sich wieder auf. „Friedjof hatte mir immer unterstellt, ich wäre ein schlechter Anführer, da ich nicht wusste, wie man Kriege gewinnt. Wie recht er damit doch hatte. Was mich zum Anführer letztendlich machte, war die Selbstverständlichkeit mit der ich seit jeher versuche den Frieden zu wahren.“ Merlin schritt auf Willi zu. „Wir werden euch eine Entschädigung für die
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