Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
Ohr...“
„Ja, ich weiß“, sagte George Power gelassen. „Ich habe den Kartenspieler getroffen.“
„Was?“ Zack horchte auf. „Du bist ihm begegnet? Hat er dir dein Ohr abgeschnitten?“
George Power schüttelte den Kopf. „Nein, wieso? Das war ich selbst.“
Zack stand auf und packte George Power am Kragen. „Du verdammter Irrer. Wir haben jetzt keine Zeit für deine Perversionen. Sag mir, wo und wann du ihm begegnet bist.“
„Ganz sachte!“, sagte George Power und versuchte sich loszureißen. „Ich war im Wald unterwegs, als ich auf die Idee kam mir mein Ohr abzutrennen. FÜR DIE KUNST! Er beobachtete mich und war ganz begeistert von meiner Idee. Jedenfalls überreichte er mir diesen Brief.“
„Brief?“, fragte Zack.
George Power streckte seinen Arm über Zacks Schulter und reichte Lüc den Brief. „Er ist genau genommen für dich.“
Zack ließ George Power in den Schnee fallen und stellte sich neben Lüc. „Für Louise“ war in Schnörkelschrift und schwarzer Tinte auf den Umschlag geschrieben. Der i-Punkt war durch ein Herz ersetzt worden.
„Ich ahne nichts Gutes“, sagte Lüc misstrauisch und öffnete den Brief. Sie entfaltete ihn und las gemeinsam mit Zack die Nachricht des Kartenspielers:
„Guten Morgen / Tag / Abend, je nachdem wann euch der irre Künstler meine Nachricht überreicht.
Zack, ich hoffe du liest mit. Wenn Lüc vor lauter Aufregung den Brief zittrig hält, schließ ein Auge, dann verbessert sich automatisch auch der Schärfegrad auf dem zweiten Auge - Oh, ich Schussel, habe ja ganz vergessen, dass ich dir dein Auge, nun ja, entfernt habe. Tut mir leid.
Ich schweife noch ganz vom Thema ab, also ich werde in erster Linie mit Louise reden, aber Zack, fühl dich auch ruhig angesprochen.
Liebe Louise,
vermisst du nicht irgendetwas?
Oh ja, kannst du dich an den Sprengstoff erinnern, der sich im Baumhaus befand? (Schickes Baumhaus übrigens.)
Der ist jetzt wohl behütet in meinen Händen. Wie? Ja, gute Frage. Während die Zigeuner ihre erbärmliche Randale probten, nutzte ich die Gelegenheit und packte etwas ein.
Warum? Nun, auch eine gute Frage. Warum habe ich Zack sein Auge herausgeschnitten? Einfach so, stimmt. (Nicht böse gemeint, Zack. Zwinker, Zwinker. (Zweimal Zwinker mit einem Auge.))
Allerdings habe ich mir bei diesem explosiven Diebstahl etwas gedacht. Erinnere dich an meine Worte bei unserer letzten Begegnung zurück. Ich versprach, dir den Spiegel vorzuhalten und dir zu beweisen, dass in dir die gleiche Verdorbenheit schlummert, wie sie auch in mir zu finden ist. Zweifelhaft hast du dir versucht einzureden, dass wir uns auf irgendeine Art und Weise unterscheiden, außer in der Anzahl der Leichen, die unseren Weg bereits pflastern. (Das gleiche gilt übrigens auch für dich Zacki, Zwinker, Zwinker. Zwinker. Dreimal.)
Ich werde dir beweisen, dass in uns die selben Monster hausen, die uns zu den Mördern machen, die wir sind. Etwas wie Helden, die rationale Entscheidungen treffen und die Welt retten, existieren nur in Märchen und ganz gewiss nicht in diesem Dorf.
Starten wir ein Experiment. Ich habe genug Sprengstoff und was habe ich noch?
Achja, ich fragte, ob du etwas vermisst.
Sicher vermisst du nicht den Sprengstoff, sondern deine geliebte Mutter. Lange nicht gesehen, was? Liegt wohl daran, dass sie nun in meiner Obhut ist. Reizende Frau. Ebenfalls bei mir zu Gast sind der Imbissbudenbesitzer Schrubbi, die fleißige Putzfrau Frau Kraskovna und natürlich unser heiliger St. Angelo. Keine sonderlich beliebten Dorfbewohner habe ich mir da sonst noch ausgesucht, leider.
Kommen wir nun zum springenden Punkt. Ich habe zwei Orte ausgesucht, an denen ich eure Freunde weggesperrt habe. Natürlich sind die Verstecke ebenfalls mit genügend Sprengstoff ausgestattet, um sie alle in die Luft zu jagen. Die Gefangenen sind gründlich gefesselt und geknebelt, was eine selbstständige Flucht unmöglich macht. Die Verstecke sind abgeriegelt und verschlossen, doch praktischerweise befindet sich im Briefumschlag ja dieser kleine Schlüssel, der in jedes Schloss der zwei Verstecke passt (Oh Wunder der Technik!). Jetzt wird es interessant: Natürlich dürft ihr nur ein Versteck räumen, das andere fliegt samt Gefangene in die Luft. Ich werde euch ständig beobachten, damit ich auch weiß, welche Gefangenen ihr rettet und welche ihr letztendlich ihrem sicheren Tod überlasst. Sollte Zack einen heldenhaften Versuch unternehmen, mich zu suchen, ein Ding der
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