Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)
Unmöglichkeit, so werde ich beide Bomben zünden. Wir wollen ja schließlich nach den Regeln spielen, nicht?
Ja, bisher klingt es ganz langweilig, ich weiß, aber wollen wir Würze ins Spiel bringen. Ich werde euch verraten, wen ich wo versteckt habe.
Das erste Versteck ist tief im Walde, in der verlassenen Hütte, in der du von dem verrückten Marian eingesperrt wurdest, ich bin sicher du erinnerst dich gut an diesen Platz. Darin warten auf ihre Rettung: St. Angelo, Schrubbi und Frau Kraskovna.
Das zweite Versteck ist auf Stevens Hühnerfarm in einer ungenutzten Scheune. Darin wartet auf ihre Rettung: Na... Na? Überraschung: Einzig und allein deine wunderbare Mutter Emma wartet dort auf dich.
„Oh, da ist ihm aber ein Fehler unterlaufen: Vier Gefangene durch zwei Versteckte ergibt zwei Gefangene pro Versteck und nicht drei zu eins“, könnte der Laie jetzt denken. Aber nein, das ist so gewollt. Die Entscheidung soll dir ja schließlich schwer fallen.
Wofür würde sich wohl ein tollkühne/r Held/in (Zwinker, Zwinker) entscheiden, für den/die du dich hältst? Sicher würde er ohne zu zögern drei Menschenleben retten, so unbeliebt und uninteressant diese Dorfbewohner auch sind.
Aber ein selbstsüchtiger Mensch, der nur seine eigene Ziele im Sinn hat, wird lieber nur ein Leben statt drei retten, da diese eine Person für ihn selbst einen größeren Nutzen mit sich bringt. Was mit anderen drei geschieht? Ach, zur Hölle mit denen. Sicher könnte ich deine Entscheidung verstehen, denn ich bin in gewisser Weise wie du.
Oder? Beweise mir einfach das Gegenteil.
Deine Mutter hat mir einst gesagt: „Vergiss nie, dass du immer eine Entscheidung hast, egal wie verzwickt die Situation aussieht.“
Du hast eine Entscheidung Louise, sie liegt in deiner Hand.
MFG,
Der Kartenspieler.“
Lüc riss den Schlüssel aus dem Umschlag und ließ den Brief in den Schnee fallen. „DIESER MISTKERL!“, schrie sie und drehte sich in Richtung Dorfausgang.
„Halt“, sagte Zack. „Steht deine Entscheidung?“
„Wir müssen sie retten!“, sagte Lüc.
„Du musst ihm nichts beweisen. Er ist ein Verrückter, der nicht mehr weiß, was er redet. Wenn du deine Mutter retten willst, kann ich das hundertprozentig nachvollziehen.“
Lüc nickte. „Ich weiß... aber, ich...“ Zweifellos musste sie jemanden wie dem Kartenspieler nichts beweisen. Zu allererst galt es, ihre Mutter zu retten. „Ich werde meine Mutter retten.“
„Der Kartenspieler wird sich in der Nähe aufhalten. Wenn wir Emma befreit haben, bleibt noch Zeit ihn zu stoppen, bevor er die Zündung aktiviert. Wir können auch die anderen drei retten.“
„Wir müssen sie retten!“, sagte Lüc, wobei die Überzeugung nicht eindeutig rauszuhören war. Sie wusste, sobald der Kartenspieler seine Finger im Spiel hatte, ging jede Partie hässlich aus.
Gemeinsam liefen sie aus Blutwäldchen und folgten der Spur zu Stevens Hühnerfarm.
4
Im Zigeunerlager war die Lage ebenfalls alles andere als entspannt. Nachdem Friedjof vergeblich versuchte Blutwäldchen an sich zu reißen, zumindest Ansatzweise von Erfolg gekrönt, verbrachte Merlin seine Zeit grübelnd darüber, wie er Willi wieder besänftigen könnte. Das Bestreben des Zigeuneranführers war seit jeher die Vermeidung einer direkten Konfrontation, nicht nur weil sie technologisch und zahlenmäßig weitaus unterlegen waren, sondern Merlins Erfahrungen mit Krieg nicht besonders rosig waren. Seine Leute waren wie er ausgelaugt und geschwächt von der ewigen Flucht. Das Letzte, was er gebrauchen könnte, war eine erneute Ausweisung aus dem frisch gemachten Nest.
Merlin ging hektisch um das Lagerfeuer umher und überlegte nach einer Lösung, als eine Ansammlung Schnee von einer der Zeltplanen rutschte. Ein kalter Luftzug eilte Willi und seinen Freunden voraus, die Merlin aus der Ferne ankommen sah. Der stolze Kaiserpinguin wurde begleitet von Löckchen mit seiner Flinte, dem kampfeslustigen Frederick mit erhobenen Fäusten und auch von Elvis, dem goldenen Hahn.
„Scheiße“, sagte Merlin.
Willi passierte die ersten Zelte und sang fröhlich: „Ohhh Merliiiiiin! Ich fürchte wir müssen deine Miete erhöhen.“
Merlin lief dem Pinguin beschwichtigend entgegen. Er rutschte auf die Knie. „Willi, lass es mich bitte erklären. Du musst Friedjof verzeihen. Er war nicht er selbst. Bitte, schmeiß’ uns nicht raus, bitte!“
Die Zigeuner kamen aus ihren Wohnwagen und Zelten und umkreisten neugierig die
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