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Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition)

Titel: Minus 0.22: Monster In Uns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Theis
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Bravo-Spezialeinheit komplett ausgelöscht.
     
     
    10
     
    Es war ebenfalls die kälteste Winternacht, die Blutwäldchen je erlebte. Die Luft war stechend kalt und schnitt über die Haut wie eine Klinge des Kartenspielers. Gerade der berüchtigte Kartenspieler trug jedoch einen großen Anteil dazu bei, dass die Minusgrade von den Dorfbewohner nicht allzu tragisch wahr genommen wurden, denn die durch ihn ausgelöste Explosion im Wald erhellte noch Stunden danach den schwarzen Nachthimmel. Die brennenden Holzsplitter wurden durch den Wind gewirbelt und verhalfen dem Himmel zu einem warmen Farbverlauf von schwarz und orange.
    St. Angelo bedauerte diesen Anblick zutiefst, denn es war der vorerst letzte Nachthimmel, den er über Blutwäldchen begutachten würde. Die fertig gepackten Koffer in seinen Händen untermauerten seinen Entschluss, dem gottlosen Blutwäldchen den Rücken zu kehren. Mit einem bedauernden Blick verabschiedete er sich von Blutwäldchens Kirche, der Ort, der jahrelang seine Heimat war. Die kleine Kirche, die vor einem halben Jahr höchst explosive Strapazen überstand, war von Blutwäldchens Entweihung gezeichnet. Das Gemäuer war alt und wirkte zerfallen, die Scheiben gefroren, während das gesamte Dorf aufgrund des finanziellen Aufschwungs am Aufblühen war. Er hatte keine Kraft mehr, für seine Religion in diesem Ort einzustehen. Woanders bestimmt, aber nicht mehr hier. Nicht mehr nach dieser Nacht.
    Mit beiden Koffern ging er in Richtung Dorfausgang, bis ihm Emma über den Weg lief.
    „Angelo!“, rief sie und lief ihm hinterher. „So bleib doch stehen!“
    St. Angelo hielt ein und drehte sich um. „Emma...“
    Emma blieb vor ihm stehen und betrachtete seine Koffer. „Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, du willst verreisen.“
    „Es wird eine Reise sein, aber eine Reise ohne Wiederkehr“, erklärte St. Angelo.
    „Mit zwei Koffern?“
    „Mehr brauche ich nicht.“
    „Du verlässt das Dorf für immer?“, fragte Emma überrascht. „Ist es wegen diesem Kartenspieler? Ich kann dich zwar verstehen, ich meine wir saßen beide in der Klemme, aber glaubst du da draußen gibt es keine gefährlichen Menschen?“
    St. Angelo zog beide Mundwinkel nach unten. „Kein Ort dieser Welt wird von so vielen Katastrophen heimgesucht wie dieses Dorf. Ich weiß nicht, wie viel dir deine Tochter verschwiegen hat, aber in letzter Zeit gehen hier die Dinge drunter und drüber. Dieser größenwahnsinnige Kartenspieler ist nur die Spitze des Eisbergs.“
    „Gerade dann brauchen diese Menschen doch einen Mann Gottes“, sagte sie und legte ihre Hände auf seine Schultern. Sie schüttelte ihn leicht, als sollte er wieder zu Besinnung kommen. „Es sind zwar nicht mehr viele, die auf die Religion vertrauen, doch gerade diese Menschen brauchen deine Unterstützung. Die Leute im Dorf sind verwirrt und suchen nach einer Erklärung. St. Angelo, sie brauchen dich!“
    St. Angelo schmunzelte. „Sie brauchen nicht mich, nein! Sie brauchen ihre Götzenbilder, ihr Geld, ihr Job, alles was nur von Bedeutung in diesem temporären, irdischen Leben ist. Ich habe mich die letzten Jahre immer gewundert, warum Kollegen mir von immensen Gläubigerzuwächsen in ihren Gemeinden berichten konnten, obwohl die Zeichen der Zeit gegen die Religion dieser Welt stehen. Irgendetwas gewaltiges liegt in der Luft, Emma. Der Glaube ist auf jedem Ort dieser Welt am wiederauferstehen, außer in diesem verfluchten Dorf. Oh ja, Gott muss Blutwäldchen abgeschrieben haben. Dieses Dorf ist Sodom und Gomorrha in einem.“
    Emma sah ihn verstört an. „Das kannst du doch nicht wirklich glauben“
    „ Glauben ...“, wiederholte St. Angelo fasziniert. „Schau dich doch nur einmal um, welche gottlosen Gestalten in diesem Dorf zusammen kommen. Sprechende Tiere und Serienmörder mit schier übermenschlicher Stärke. Wenn das nicht die Strafe Gottes ist, sag mir, was dann? Sie sind nur Vorboten für etwas größeres, was in dieses Dorf einfallen wird. Mich würde es nicht wundern, wenn hier demnächst die vier Reiter der Apokalypse einreisen.“ St. Angelo machte eine Pause und schüttelte den Kopf. „Tu mir den Gefallen und verschwinde aus diesem Dorf. Nimm deine Tochter und fahrt soweit hinaus wie ihr könnt. Dieser Ort wird der Vorhof zur Hölle werden.“
    Emma schnaufte. „Auch wenn deine Schauermärchen wahr würden, könnte ich Louise nicht allein damit überzeugen. Nicht jeder besitzt einen so stark verankerten Glauben wie du, St.

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