Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt
Geschwindigkeiten und verschiedene Streckenlängen. Auf einer der Dünen ging ich mit Ella auf ein Tandem und bevor wir das untere Ende der Düne erreichten, fielen wir vom Board. Oh, gute Güte! Auf einigen Dünen konnte ein erfahrener Boarder sogar eine Geschwindigkeit von 80 km/h erreichen! Ziemlich schnell, denkst du nicht?!
Sossusvlei
9. September 2002
Und dann war es Zeit, Swakopmund und die Freizeitaktivitäten in der Wüste Namib zurückzulassen! Was für eine riesige Dosis Adrenalin ich in einer solch kurzen Zeitspanne erlebt hatte! Wir kletterten zurück auf den LKW und fuhren etwa 400 Kilometer südlich nach Sossusvlei. Sossusvlei ist eine große Lehmpfanne umschlossen von gewaltigen Rotsanddünen im Herzen der großen Wüste Namib. Einige dieser Dünen waren 300 Meter hoch, was sie zu den höchsten der Welt macht. Diese herrlichen Rotsanddünen gehören zu den spektakulärsten Landschaften, die ich je in meinem Leben gesehen habe. So außerordentlich schön!
Wir campten für die Nacht in Sesriem, einem Dorf am Rande der Wüste, sodass wir früh am Morgen eine 300 m hohe Düne hochklettern konnten, die sich genau vor uns erhob. Es war das einzige Hindernis zwischen uns und der Wüste. Von dort, wo wir standen, schien die Spitze der Düne sehr nah. Es schien, dass wir in zehn Minuten ihr Rift erreichen würden. Glaube nie deinen Sinnen! Wir brauchten beinahe eine Stunde, um die Spitze zu erreichen. Wie am Vortag war es nicht einfach, die Düne hochzuklettern, weil meine Füße mit jedem Schritt im weichen Sand versanken. Von Zeit zu Zeit hörte ich während meines Kletterns ein weiches Rutschgeräusch. “Was war das?”, dachte ich. Das Geräusch war regelmäßig. Bald erkannte ich, was es war: Der Sand auf der Oberfläche der Düne war getrocknet und hatte eine harte Kruste gebildet und wenn Stücke dieser Kruste zerbrachen, rutschten sie langsam an der Seite der Düne herunter und verursachten das Geräusch. Einige Male während meines Kletterns sah ich auch Fußspuren kleiner Tiere auf der Oberfläche der Düne. Ich versuchte zu erraten, welche Tiere es gewesen sein konnten. Alles in allem genossen wir das Klettern sehr und die Szenerie um uns herum war einfach magisch! Die majestätischen, hellorangefarbenen Sanddünen erstreckten sich so weit das Auge blickte, bevor sie mit dem intensiven Blau des Himmels am Horizont verschmolzen. Als wir an die Spitze kamen, hatte ich das Gefühl, den Himmel erreicht zu haben!
Nach der Dünenklettertour fuhren wir südlich zum Schloss Duwisib, das in einem entlegenen Tal lag, am Rande der Namibwüste. Wie kam dieses Schloss hier mitten in die afrikanische Wüste? Es war ein ungewöhnliches Schloss, mit einer lustigen Geschichte dahinter. Es wurde 1909 für den Baron Hans-Heinrich von Wolfe erbaut, einen exzentrischen deutschen Armeekapitän, und seine amerikanische Ehefrau. Alle Materialien für die Errichtung wurden von Deutschland importiert und über 600 km per Ochsenwagen von der Küste durch die Namibwüste transportiert. Als der Erste Weltkrieg ausbrach, schloss sich der Baron wieder der deutschen Armee an und wurde getötet. Seine Frau kehrte nie auf Schloss Duwisib zurück. So viel Zeit, Mühe und Geld hatte man in dieses riesige 22-Zimmer-Schloss gesteckt, dass es eine große Verschwendung schien, dass es nur für fünf Jahre genutzt worden war!
Nach dem Schloss machten wir am späten Nachmittag für unser gewohntes ‘Zeltaufbau’-Ritual Halt. Da fragte ich Laura: “Also, was wirst du tun, wenn du zurückgehst? Wirst du dein Promotionsangebot annehmen oder dir einen Job suchen?” Sie antwortete: “Hm, ich bin mir nicht sicher! Vielleicht promoviere ich. Ja, das ist eine gute Idee!” Sie war sich etwa genau so sicher wie ich, was sie in der Zukunft wollte! Wie sie hatte ich das Gefühl, dass es so viele Möglichkeiten gab, aber ich hatte Schwierigkeiten, mich zu entscheiden, was ich mit meinem Leben tun wollte. Ich wusste mit Sicherheit, dass ich nicht wieder im Labor arbeiten wollte. Ich wollte einen Job, wo ich Menschen treffen konnte, während ich immer noch meine wissenschaftlichen Fähigkeiten nutzen konnte, oder vielleicht einen Job, in dem ich meine Sprachfähigkeiten gebrauchen konnte, oder beides? Es war alles sehr verschwommen!
An dem Abend versuchte ich, mir vorzustellen, wie mein Leben sein würde, wenn ich zurückkam. Würde ich zurück nach Frankreich oder nach England gehen? Oder vielleicht würde ich gar nicht zurück gehen!
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