Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt
Die unermessliche Weite vor mir zu betrachten, machte mir bewusst, wie klein ich in dieser Welt war. Während ich die Szenerie von der Spitze des Klosters bewunderte, hörte ich jemanden die Flöte spielen. Ich blickte vor und zurück, um auszumachen, woher der Klang kam. Plötzlich erkannte ich, dass es der kleine Junge war, der auf die Spitze der Urne geklettert war und dort, auf einem Bein stehend, die Flöte spielte. Es war offensichtlich etwas, dass er jeden Tag tat, aber wie er es geschafft hatte, den ganzen Weg hinaufzuklettern, werde ich nie wissen! Ich stand einfach da und starrte ihn verwundert an …
Wir wanderten dann zurück durch die ‘Verborgene Stadt’ und hielten an einem Restaurant. Khalil, der Besitzer, wollte uns mehr Minztee anbieten. Als wir uns hinsetzten und unseren Tee tranken, kam Abel, ein anderer Beduine, den wir zuvor im Kloster getroffen hatten, herein. Er war vom Kloster zurückgekommen und schaute sehr besorgt aus. Er erklärte Khalil, dass er einer kleinen Gruppe japanischer Touristen Minztee serviert hatte und eines der Mädchen hatte angefangen zu schreien und erzählte allen, dass der Tee, den er ihr serviert hatte, mit Etwas versetzt worden war. Abel hatte große Angst, da er lebenslänglich ins Gefängnis gehen konnte, selbst wenn die Touristin log. Er tat mir wirklich leid und ich konnte nicht verstehen, warum das geschah. Wir hatten gerade den gleichen Tee getrunken und er schmeckte vollkommen in Ordnung. Minztee zu servieren, war eine arabische Tradition und eine Art Willkommensgeste. Ich dachte wirklich, dass die Art und Weise, wie das japanische Mädchen sich benommen hatte, lächerlich war, besonders da es große Konsequenzen auf das Leben dieses Mannes haben konnte, der einfach nur er selbst war und Menschen willkommen hieß. Wir waren bereit, zur Polizei zu gehen und eine Erklärung zu seinem Vorteil zu abzugeben, als wir erfuhren, dass sich die Japanerin entschuldigt hatte und verschwunden war.
Ich denke, Abel und Khalil schätzten es sehr, dass wir bereit gewesen waren, Abel zu helfen und so boten sie uns mehr Minztee an und Kebabs, die wir sehr genossen. Diese Situation knüpfte eine Art Band zwischen Abel, Khalil und uns, nehme ich an.
Es wurde später Nachmittag und wir mussten schon bald zu unserer Jugendherberge zurückkehren. Aber Khalil und Abel wollten uns noch etwas Anderes zeigen. Sie baten uns, ihnen in einen anderen Teil der ‘Verborgenen Stadt’ zu folgen. Als wir dort waren, setzten wir uns alle auf den gleichen Felsen und warteten schweigend darauf, dass die Sonne unterging. Wie wunderschön! Alle genossen es, den Sonnenuntergang zwischen den Bergen zu beobachten, jeden einzelnen Moment. Während ich den Sonnenuntergang betrachtete, kam mir der Gedanke, dass ich bis zum Ende meiner Reise wahrscheinlich die Geschichte der meisten der Orte, die ich besucht hatte, vergessen haben würde, aber Momente wie dieser würden für immer bleiben. Es fühlte sich gut an! Das war bisher der beste Tag meines Trips gewesen.
Es war sehr spät, als wir uns von Khalil und Abel verabschiedeten. Ich glaube, wir hätten um die nächtliche Zeit noch nicht mal mehr vor Ort sein sollen, weil wir nicht für einen Nachtbesuch bezahlt hatten. Wir gingen durch den Siq zurück und dann stumm zum Tor. In meinem Kopf spielte ich noch einmal durch, was ich, wir gerade, heute, in Petra erlebt hatten. Der Siq war mit Kerzen erleuchtet für die Touristen, die Petra bei Nacht besuchten, was zum Charme und zur Mystik des Ortes beitrug und uns half, unseren Weg zurück zu finden. Wir sollten eigentlich nur den Morgen in Petra verbringen, um die Hitze des Tages zu vermeiden, aber wir hatten gerade 14 Stunden dort verbracht! Es gab so viel zu sehen und Abel und Khalil zu treffen, hatte unseren Besuch bereichert. Zeit verflog. Müde, aber glücklich!
In der Jugendherberge war der Rest der Truppe schon beim Abendessen. Alle starrten uns an, als wir den Raum betraten. “Wo zum Teufel seid ihr gewesen?”, fragte jemand. Wir lächelten nur und gingen, um unser Abendbrot zu essen. Das war unser kleines Geheimnis und das teilten wir nicht mit den anderen!
Während ich vor dem Einschlafen auf meiner Matratze lag, flossen Dutzende von Bilder von Petra durch meinen Kopf. Petra war ein schöner und sehr attraktiver Ort, nicht nur wegen seiner Landschaft, seiner Gebäude und seiner Menschen; sondern auch wegen der Atmosphäre des Ortes, seines Charmes und seiner Mysterien, seines
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