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Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt

Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt

Titel: Minztee bis Maori Tatoo! Mit dem Rucksack um die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carolina Veranen-Phillips
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besuchen, erinnerte mich daran, als ich damit beschäftigt war, mich für eine Position als Au-pair in den USA zu bewerben. Die Dame der Agentur, die die amerikanische Familie für mich fand, riet mir: “Du kannst über alles und jedes mit deiner Gastfamilie reden, aber es gibt zwei Themen, die du vermeiden solltest: Politik und Religion!” Ich dachte: “Komm schon! Ist es nicht möglich, Religion in einer freundlichen Art und Weise zu diskutieren, ohne die andere Person aufzuregen?” Dann erinnerte ich mich an meine Schulzeit. Ich muss 16 oder 17 gewesen sein. Ich erinnerte mich, stundenlang mit einer meiner Freundinnen über Religion gesprochen zu haben. Ihre Mutter war Buddhist und meine Mutter war evangelisch. Also dachten wir natürlich, dass unsere jeweiligen Mütter die ‘beste’ Religion hatten und wir verbrachten viel Zeit und Energie damit, zu versuchen einander zu überzeugen, dass ‘unsere’ Religion besser war als die andere. Ich erinnere mich, dass ich diese Momente genoss. Ich weiß nicht, ob ich versuchte, sie oder mich zu überzeugen. Vielleicht überzeugte ich mich selbst, dass ich die richtige Religion gewählt hatte? Am Ende änderte sich nichts und wir behielten unsere Religion.
    Rückblickend denke ich: “Was für eine Zeitverschwendung, zu versuchen, meine Freundin zu bewegen, die Religion zu wechseln!” Warum wollte ich sie überhaupt überzeugen, dass ‘meine’ Religion besser war als ihre? Es gibt so viele Religionen auf der Welt. Warum sollte meine Religion ‘die Beste’ sein? Zu der Zeit schien es ‘die Beste für mich’ zu sein. Aber ist es für mich heute immer noch die Beste? Ich verstehe jetzt, was die Dame von der Au-pair-Agentur mir sagte. Sie hatte Recht: Religion ist ein heikles und persönliches Thema und eines, das man in Diskussionen meiden sollte. Menschen sind schnell beleidigt, wenn man ihre Religion in Frage stellt.
    So viel Zeit ist vergangen seit jenen Schuljahren! Ich habe mich seitdem verändert. Ich bin nicht mehr evangelisch. Tatsächlich habe ich keine Religion mehr. Meine persönliche Lebenserfahrung hat mich dahin geführt, dass ich keine habe. Erfahrung und Zeit haben mir gezeigt, dass ich nicht einem Buch folgen muss, dass mir sagt, wie ich mein Leben leben sollte. Ich habe gesunden Menschenverstand, Integrität und moralische Standards. Ich gebrauche meine Erfahrung, meine Gefühle, was ich höre und lese, um meinen eigenen Lebenspfad zu schaffen. Ich weiß ganz genau, wenn ich etwas richtig oder etwas falsch getan habe und übernehme dafür Verantwortung! Ich verstehe, dass nicht jeder so ist wie ich und ich akzeptiere den Unterschied. Manche Menschen brauchen Religion, andere nicht. Ich brauche sie nicht.
    In jedem Fall glaube ich, dass keiner vorschreiben kann, welche Religion oder Glaube das Beste für uns ist. Wir als Individuen müssen es für uns selbst herausfinden. Jeder sollte die Freiheit haben, zu wählen und nicht indoktriniert und in eine Religion gezwungen werden. Selbst heute ist es immer noch schwierig, diese persönliche Wahl zu treffen. Es wird nicht immer verstanden, wertgeschätzt und respektiert. In manchen Ländern ist es sogar unmöglich und gegen das Gesetz. Ich denke einfach, dass ich Glück habe, dass ich in einem Teil der Welt lebe, wo ich mich frei für eine Religion entscheiden kann, oder auch nicht, so wie ich will.
    Aswan
    Nach dem Kloster des Saint Paulus fuhren wir für einige Stunden entlang der Küste des Roten Meeres nach Süden runter nach Hurghada. Obwohl es ein berühmter Touristenurlaubsort war, hatte diese Strandstadt seine ägyptische Tradition beibehalten. Wir hielten dort nur für eine Stunde, um unsere E-Mails zu checken, etwas zu trinken und am allerwichtigsten, um auf einen Armeekonvoi zu warten. Als ich meine Mailbox öffnete, fand ich zu meiner großen Überraschung zwischen den E-Mails meiner Freunde und Familie eine von Mohamed. Wer war Mohamed? Ah, der Reiseführer aus Wadi Rum! Er schickte mir Blumen per E-Mail! Das brachte mich zum Lachen. Aber wie konnte das passiert sein? Woher hatte er meine E-Mailadresse? Ich weiß es nicht. Dann erinnerte ich mich, dass er uns erzählt hatte, dass er Khalil aus Petra kannte. Vielleicht hatte Khalil ihm meine E-Mailadresse gegeben. Es war alles sehr eigenartig!
    Ein paar Minuten später warteten wir an der Straßenseite darauf, dass der Konvoi ankam. Ein Armeeauto hielt und ein Wachmann kletterte auf unseren LKW. Er saß dann neben uns und hielt sein

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