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Mio, mein Mio

Mio, mein Mio

Titel: Mio, mein Mio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Halt.
    Aber da war nichts. Ich schwebte über einer schwarzen bodenlosen Tiefe. Ich hatte Angst, und es gab keine Hilfe.
    Gleich stürze ich ab, dachte ich, und dann ist alles vorbei … Oh, hilf mir doch einer, hilf mir!
    Plötzlich ging jemand auf der Treppe. War es Jum-Jum?
    Kam er zurück? »Jum-Jum, guter Jum-Jum, hilf mir«, flüsterte ich. Ich sah ihn nicht, es war ja finster. Ich sah sein freundliches Gesicht nicht und nicht seine Augen, die denen von Benka glichen. Aber er flüsterte mir etwas zu. »Ja, ja, nimm meine Hand, dann werde ich dir helfen«, flüsterte der, den ich für Jum-Jum hielt. »Nimm meine Hand, dann werde ich dir helfen.« Und ich nahm seine Hand. Aber es war keine Hand. Es war eine Klaue aus Eisen.
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    Ein gefährlicheres Schwert
    sah ich nie in meiner Burg

    Einmal werde ich es sicher vergessen können. Einmal werde ich mich sicher nicht mehr an Ritter Kato erinnern.
    Ich werde sein abscheuliches Gesicht vergessen und seine abscheulichen Augen und seine abscheuliche Klaue aus Eisen. Ich wünsche mir den Tag herbei, an dem ich ihn vergessen haben werde. Dann werde ich auch seine abscheuliche Kammer vergessen. Ritter Kato hatte eine Kammer in seiner Burg, in der die Luft dick war von Bosheit. Es war die Kammer, in der Ritter Kato Nacht und Tag saß und Böses ausdachte. Nacht und Tag, Nacht und Tag saß er dort und dachte Böses aus, und die Luft war so voll des Bösen, daß man in seiner Kammer nicht atmen konnte. In Schwaden kroch das Böse von dort hinaus und tötete alles Schöne, was draußen lebte, und vernichtete alle grünen Blätter und alle Blumen und all das zarte Gras und legte sich wie ein Schleier vor die Sonne, so daß dort niemals richtig Tag war, sondern nur Nacht und etwas, das fast wie die Nacht war.
    Es war nicht verwunderlich, daß das Fenster seiner 141
    Kammer wie ein böses Auge über das Wasser des Toten Sees glühte. Die Bosheit Ritter Katos glühte durch das Fenster, wenn er in seiner Kammer saß und Böses ausdachte. Nacht und Tag, Nacht und Tag saß er dort und dachte Böses aus.
    In diese Kammer wurde ich gebracht. Ritter Kato fing mich, als ich meine beiden Hände brauchte, um mich festzuhalten, und deshalb mein Schwert nicht ziehen konnte. Dann warfen sich seine schwarzen Späher über mich und brachten mich in seine Kammer. Dort stand schon Jum-Jum. Er war sehr blaß und sah sehr traurig aus und flüsterte, als er mich sah: »O Mio, nun ist alles vorbei.« Ritter Kato kam herein, und wir sahen ihn in seiner ganzen Abscheulichkeit. Wir standen vor seinem abscheulichen Gesicht. Stumm sah er uns an. Seine Bosheit floß über uns hin wie eine kalte Flut. Seine Bosheit kroch über uns hin wie loderndes Feuer. Sie kroch über unsere Gesichter und unsere Hände und brannte in unseren Augen. Ich fühlte, daß Wellen seiner Bosheit mich durchrannen, und wurde unendlich müde und hätte mein Schwert nicht hochheben können, selbst wenn ich es versucht hätte. Die Späher reichten Ritter 142
    Kato mein Schwert, und als er es ansah, zuckte er zusammen. »Ein gefährlicheres Schwert sah ich nie in meiner Burg«, sagte er zu den Spähern, die ihn als Wachen umstanden. Er trat ans Fenster. Dort stand er und wog das Schwert in seiner Hand. »Was tue ich mit diesem Schwert?« fragte Ritter Kato. »Die Guten und die Unschuldigen tötet man nicht mit einem solchen Schwert. Was tue ich also damit?«
    Er sah mich mit seinen abscheulichen Schlangenaugen an, und er sah, wie sehr ich nach meinem Schwert verlangte. »Ich versenke das Schwert im Toten See«, sagte Ritter Kato. »Ich versenke es in die tiefste Tiefe im Toten See, denn noch nie sah ich ein gefährlicheres Schwert in meiner Burg.«
    Er hob das Schwert und schleuderte es durch das Fenster.
    Ich sah, wie es, durch die Luft fallend, sich überschlug, und war ganz verzweifelt. Tausend und abertausend Jahre hatte der Schwertschmied an einem Schwert geschmiedet, das durch Stein schneiden konnte. Tausend und abertausend Jahre hatte man gewartet und gehofft, daß ich Ritter Kato besiegen würde. Und nun warf er 143
    mein Schwert in den Toten See. Niemals mehr würde ich es wiedersehen, und alles war vorbei. Ritter Kato kam und stellte sich vor uns, und als er uns so nahe war, erstickte mich seine Bosheit fast. »Was soll ich nun mit diesen meinen Feinden machen?« sagte Ritter Kato.
    »Was soll ich mit meinen Feinden tun, die von weit her gekommen sind, um mich zu töten? Es lohnt, darüber nachzudenken. Ich könnte ihnen

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