Mir verspricht dein Name Liebe
im Bilderbuch, gerade recht für eine große Hochzeit.
Hunderte von Menschen säumten die Barlinghausener Straßen, die zu der alten Dorfkirche führten. Sie mussten draußen bleiben, denn drinnen waren alle Plätze von den zahlreichen Hochzeitsgästen der Brautpaare belegt. Nach der kirchlichen Zeremonie würden noch viel mehr geladene Personen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft in den weitläufigen Park des Barlinghausener Gutes kommen, um mit Musik und Tanz die Vermählung der beliebten Brautpaare zu feiern.
Und da kamen sie schon aus der Kirche heraus, zuerst sechs reizende kleine Mädchen in entzückenden rosa Kleidchen, die duftende Rosen auf dem Weg verstreuten. Dann erschienen Tristan und Isolde. Ein wunderschönes Paar gaben die beiden ab. Die Menge jubelte ihnen zu und warf Reis auf sie. Denn sie sollten fruchtbar werden und viele edle Nachkommen in die Welt setzten. Die Frauen und Kinder machten “Ah!“, als sie die Baroness in ihrem wunderschönen Hochzeitskleid aus der Nähe sahen. Es war ein Traum in Tüll mit einem langen Schleier. Das Satinmieder umspannte anmutig die schöne Büste der jungen Isolde. Auf ihren rotbrauen Locken, die verspielt ihr zartes Gesicht umrahmten, trug sie einen Kranz aus Myrte und kleinen, roten Rosen. Ihre Augen leuchteten vor Glück, als sie zu ihrem Gemahl, der seinen klassischen Smoking mit lässiger Eleganz trug, aufschaute. Er küsste sie zärtlich auf ihren reizenden Kirschmund und alle klatschten Beifall.
Dann kam die blonde Melina mit Gerro von Winterfeld. Sie hatte ein edel geschnittenes Etuikleid aus cremeweißer Seide gewählt. Um ihre nackten Schultern war eine Stola aus weißem Organza drapiert. In ihr Haar hatte man zarte Vergissmeinnichtzweige eingeflochten, die das leuchtende Blau ihrer glücklichen Augen verstärkten. Auch Gerro sah sehr vornehm aus in seinem Smoking, in dem er sich bewegte, als hätte er ein Leben lang nichts Anderes getragen.
Und dann kam noch ein Brautpaar aus der Kirche heraus. Baronin von Barlinghausen hatte endlich, nach so vielen Jahren unerfüllter Liebe, ihrem Mark das Jawort gegeben und schritt jetzt als Fürstin von Kornwallenburg am Arm ihres Gemahls an den Dorfbewohnern vorbei. Manche ältere Dame wischte sich verstohlen eine Träne aus ihren Augen, als sie das würdevolle Fürstenpaar so einträchtig beieinander sah. Für die Baronin, pardon Fürstin, war etwas wahr geworden, wovon jede unverheiratete oder verwitwete Frau in den besten Jahren träumte: ein spätes Glück.
Auch sie waren ein schönes Brautpaar, der hoch gewachsene Mann mit dem edel geschnittenem Gesicht und den grauen Schläfen und die immer noch zierliche Dame, deren rotbraunes Haar zu einem eleganten Knoten hochgesteckt war. Darauf hatte sie einen kleinen runden Hut aus hellgelber Seide gesetzt, der mit einem zarten Schleier in der gleichen Farbe verziert war. Auch ihr elegantes, enges Kostüm hatte die gleiche Tönung. Der kurze Rock lenkte geschickt die Blicke der Herren auf ihre schlanken Beine, die von ihrem wahren Alter unberührt zu sein schienen.
Nach den Trauzeugen, die Studienfreunde der Brautleute waren, erschienen die engsten Verwandten: Irmela und Hubertus von Horsten und Margarethe von Bernhoff am Arm ihres verwitweten Schwagers Wolfram. Damian und Raban waren die Begleiter von Gundula und Gabriele Bernhoff, Damians Cousinen. Auch Adalbert von Meiersdorf, der sich mit seiner Schwester Sophie wieder versöhnt hatte, war gekommen und eskortierte Gerros einzige noch lebende Verwandte, Gertrude von Winterfeld. Sie war eine unverheiratete Schwester seines Vaters. Gerros Eltern waren schon lange tot, so war ihm die Tante wie eine Mutter gewesen.
Damian und Raban schienen sich als Kavaliere der unscheinbaren jungen Damen in ihrer Haut nicht so richtig wohl zu führen. Sie schielten in die Menschenmenge nach hübschen Mädchen, von denen viele diese jungen Männer in ihren eleganten, hellen Anzügen anschwärmten.
Auf alle drei Paare wartete jeweils eine Kutsche vor der Kirche, in die auch die jeweiligen Trauzeugen einstiegen. Und dann fuhr die riesige Hochzeitsgesellschaft zum Gut Barlinghausen, wo ein Fest für rund tausend Personen ausgerichtet worden war.
Die besten französischen Köche hatten ein Galadiner ausgetüftelt, das alles Dagewesene übertreffen sollte. Die Wahl der Weine war des Barons von Horsten Aufgabe gewesen. Der renommierteste Florist hatte den exquisiten Blumenschmuck hergestellt. Und eine ganze Armee von
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