Mir verspricht dein Name Liebe
Examensarbeit vorankam. Sein Professor war sehr begeistert und hatte ihm vorgeschlagen, daraus eine Doktorarbeit zu machen.
„Das ist ja prima“, lobte ihn Gerro, „damit wäre dir eine Assistenzstelle an der Uni so gut wie sicher. Und willst du es machen?“
„Ich weiß noch nicht genau. Ich bin hin und her gerissen. Das Thema ist schon äußerst interessant, aber manchmal denke ich, ich bin für den Unibetrieb nicht wirklich geeignet. Immer im Haus zu sein, macht mir trübe Gedanken.“
Gerro dachte sich, was er aber nicht aussprach: „ Das ist eher dein Liebeskummer, der dich betrübt und nicht das Imhausesein.“
Tristan schwärmte weiter: „Einer meiner Kinderträume war es, eine Pferdezucht zu haben. Das ist ein vielseitiger Job. Und ich könnte die meiste Zeit im Freien arbeiten. Ich liebe das Landleben. Ich bin halt ein Bauer!“
„Dann kommt dir meine Einladung wohl gerade recht. Ich brauche unbedingt deine Hilfe auf Gut Horsten morgen. Bei einigen Schriften bin ich mir nicht sicher, in welche Geschichtsperiode ich sie einordnen soll. Hast du Lust mitzukommen? Dann könnten wir dort auch ein bisschen reiten.“
Und er erklärte Tristan weit und breit sein fachliches Problem, für deren Lösung er unbedingt seine Fachkompetenz brauchte. Er schloss mit den Worten: „Wir könnten schon morgen gegen Mittag fahren, bevor der Wochenendverkehr anfängt, und dann bis Sonntagabend bleiben. Was meinst du?“
Es war nicht weiter schwierig, Tristan zu überzeugen. Er sagte sofort begeistert zu. Er brauchte dringend eine Pause vom Schreiben.
So fuhren am nächsten Tag gegen Mittag Gerro, Melina und Tristan mit seinem klapperigen Auto nach Horsten und freuten sich schon auf das gute Essen, das man auf dem Gut immer bekam. Alle drei hatten große Lust aufs Auszureiten. Sie sprachen über dies und das, doch keiner von ihnen erwähnte dabei Isolde. Aber sie war in ihren Herzen allgegenwärtig.
Da Gerro und Melina schließlich anfingen zu turteln, hatte Tristan viel Zeit seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Wie lange war es her, dass er das letzte Mal diese Strecke gefahren war? Mehr als sechs Wochen. Sechs Wochen ohne Isolde! Er seufzte. Er hatte doch alles versucht, um sich Isolde aus dem Herzen zu reißen. Er hatte wie ein Verrückter gearbeitet. Er hatte versucht, mit anderen Frauen anzubandeln. Er hatte sogar, dabei stieg ihm die Schamesröte ins Gesicht, mit dieser Vanessa eine Nacht verbracht. Und dann auch noch alles vergessen.
Aber wenn er ganz ehrlich mit sich war, liebte er seine Isolde immer noch. Er hatte sich die schlimmsten Erklärungen für ihr treuloses Verhalten ausgedacht. Er hatte ihr die gemeinsten und niederträchtigsten Motive unterstellt, aber im Herzen wusste er, dass sie ein grundehrlicher, treuer Mensch war. Und dass auch sie ihn von ganzem Herzen liebte. Leider hatte das Schicksal ihnen jedoch eine lebenslange Verbindung nicht vorbestimmt. Er musste sich dieser Tatsache endlich fügen und seiner Liebsten aus tiefsten Herzen alles Gute für ihre Zukunft wünschen, auch dann, wenn sie diese nicht an seine Seite erleben würde.
Er wusste in diesem Augenblick noch nicht, dass Vanessa gerade bei seiner Mutter war und ihre verkündete, dass sie bald Großmutter werden würde.
Kapitel 25
Gerro , Melina, Baronin von Horsten und Tristan hatten den Nachmittag mit intensiver Arbeit in der Bibliothek verbracht. Sie hatte lange über einem Werk gebrütet, das sie dann endlich in einen geschichtlichen Zusammenhang bringen konnten. Sehr zufrieden mit sich und der Welt gingen sie in ihre Zimmer, um sich für ein opulentes Abendessen etwas festlicher anzuziehen.
Als Tristan in den kleinen Salon hinunterkam, um einen Aperitif zu nehmen, blieb er wie angewurzelt in der Tür stehen. Das saß seine liebste Isolde, an die er eben noch so intensiv gedacht hatte. Auch sie hatte ihn offenbar nicht erwartet, denn ihr süßes Gesicht überzog sich rosig und sie fasste sich bei seinem Anblick unwillkürlich ans Herz. Beide waren sie unsicher, wie sie sich verhalten sollten.
Melina, die das alles beobachtet hatte, zog ihren Vater, der gerade auf Isolde einredete, nach draußen, wo sie ihm die Situation schnell erklärte. Darauf postierte sich der Hausherr vor der Tür zum Salon und ließ niemanden mehr hinein.
So mussten sie alle in der Diele warten und statt der kostbaren Aperitifs, die im Salon aufbewahrt wurden, schon mal ein Glas des exquisiten französischen Rotweins trinken,
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