Miramar
strahlender Lichter, in
der Töpfe mit Hors d'oeuvres schwimmen, Büchsen mit scharfen und süßen
Delikatessen, in Scheiben geschnittenes geräuchertes und frisches Fleisch,
Milch und Milchprodukte, gerippte, glatte, flache, viereckige, gemusterte
Flaschen voller Alkoholika der verschiedensten Art. Deswegen halten meine Füße
automatisch vor jedem griechischen Laden in der Stadt inne. Der Herbstwind
umfächelte mich mit seinen würzigen, sinnlich erregenden Düften. Ich schaute
auf die Fellachin unter den Kunden vor dem Ladentisch. Gesegnet sei die Erde,
die deine braunhäutigen Wangen und deine runden Brüste hervorgebracht hat! Ich
wurde zufällig auf das Mädchen aufmerksam, als ich die Preise der verschiedenen
Flaschen miteinander verglich. Ich blickte sie, während ich draußen auf dem
Trottoir stand, lange an, über ein Fäßchen mit Olivenöl hinweg, durch eine
Lücke zwischen einer Flasche Haig und einer Flasche Dewarts hindurch, an einem
Stück Basturma vorbei. Mein Blick blieb an ihrem braunhäutigen Profil hängen,
das sie dem Kaufmann mit dem Schnauzbart zugewandt hatte. Eine Tasche aus
geflochtenem Stroh, voller Einkäufe, hing an ihrem Arm. Aus ihrem Umhang
schaute der Hals einer Flasche Johnny Walker hervor.
Ich stellte mich ihr in den Weg, als
sie aus dem Laden kam, und unsere Blicke begegneten sich, der ihre fragend,
streng, der meine lachend, bewundernd. Sie ging ihres Weges weiter, und ich
folgte ihr mit keinem anderen Ziel, als dieser Schönheit mit dem bäurischen
Gepräge, das ich so mag, meine Reverenz zu erweisen. An der Corniche umwehten
uns herbstliche Windböen, die noch warm waren von den verblassenden Strahlen
der untergehenden Sonne. Sie ging mit schnellem, soldatischem Schritt vor mir
her und bog dann hinter dem Miramar-Gebäude ein, drehte sich aber vorher, schon
am Eingang des Gebäudes, noch einmal zu mir um. Mich traf ein un-interessierter
Blick aus braunen Augen.
Mir kam die Erinnerung an die Tage der
Baumwollernte in unserem Dorf.
Ich hatte sie schon fast vergessen, da
sah ich sie am Ende der Woche zum zweiten Mal. Vor der Auslage des
Zeitungsstands von Machmud Abul-Abbas erblickte ich sie, als sie gerade
Zeitungen kaufte. Bevor sie weiterging, holte ich sie ein und sagte zu ihr:
»Einen ganz schönen guten Morgen!«
Machmud Abul-Abbas grüßte an ihrer
Statt zurück. Aber sie schaute mich an, und ich erwiderte ihren Blick so, als
wolle ich sie für immer an mich fesseln. Schnell ging sie weiter, doch sie
hatte mich im Innersten erregt.
Ich rief Machmud zu: »Herzlichen
Glückwunsch!«
Er lachte naiv. Ich fragte ihn: »Woher
kommt sie?«
»Sie arbeitet in der Pension Miramar«,
antwortete er gleichgültig.
Ich gab ihm eine Summe zurück, die ich mir
vor einiger Zeit von ihm geborgt hatte, als ich mich aufgrund der Forderungen,
die meine Familie an mich stellte, in einer finanziellen Klemme befunden hatte.
Dann ging ich weiter, um den Springbrunnen herum, denn ich erwartete den
Ingenieur Ali Bakir. Die Fellachin ist hübsch, ganz außerordentlich hübsch. Sie
bringt mich jetzt schon um den Verstand. Ich bin ganz berauscht vor Erregung,
berauscht von den zärtlichen Strahlen der Sonne, berauscht auch von den
Gesichtern der vielen Menschen, die gleich mir und in meiner Nähe auf jemanden
warten.
Und mir kommt die Erinnerung an die
Tage der Baumwollernte in unserem Dorf.
Ali Bakir kam gegen zehn
Uhr morgens. Wir gingen zusammen in meine Wohnung in der Lido-Straße in
Mazarita. Safejja hatte sich schon umgezogen. Wir machten uns dann gemeinsam
auf den Weg ins Kino Metro. Um ein Uhr mittags kamen wir aus der Vorstellung.
Die beiden gingen vorauf in die Wohnung, während ich noch im High-Life eine
Flasche Zypernwein kaufte.
Wieder sah ich die Fellachin. Sie stand
im Laden und kaufte ein. Das schien mir so schön wie eine zärtliche Liebkosung
im Traum oder das Lächeln des Glücks. Irgendwie spürte sie, daß ich hinter ihr
stand. Fragend wandte sie sich um und schaute in mein glückliches Gesicht. Als
sie sich wieder nach vorn gedreht hatte, sah ich in einem Spiegel inmitten von
Weinflaschen ein Lächeln ihre Lippen umspielen. Wie in einem Tagtraum erblickte
ich mich selbst als Bewohner der Pension, dort Liebe und Wärme genießend. Sie
hatte sich in mein Herz geschlichen und es in solche Erregung versetzt, wie das
bisher nur ein Mal in meinem Leben geschehen war, in der Zeit meines Studiums
an der Handelsfakultät. Dieses Lächeln war klar wie die Sonne an
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