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Miramar

Titel: Miramar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nagib Machfus
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einem
strahlenden Tag. Eine Fellachin, fern ihrem Dorf, fremd in der Pension, fremd
wie ein Hund, der sich verirrt hat und getreu seinen Herrn sucht.
    Als wir gleichzeitig den Laden verließen,
sagte ich zu ihr: »Wäre jetzt nicht heller Tag, so würde ich Ihnen anbieten,
Sie nach Hause zu begleiten.«
    Sie zog spöttisch die Augenbrauen
zusammen und entgegnete, ohne wirklich ärgerlich zu werden: »Sehr freundlich
von Ihnen!«
    Ich träumte glückliche Träume, die von
den Düften des Rif und jungfräulicher Liebe erfüllt waren.
    Ali Bakir hockte auf
einem Sitzkissen in dem Zimmer, das wir mit Polstern rings an den Wänden
ausgestattet hatten, während Safejja in der Küche das Essen vorbereitete. Ich
warf mich auf das Polster neben ihn, stellte die Flasche vor mich hin und stieß
hervor: »Die Hölle — das ist die endgültige wissenschaftliche Definition für
die jüngste Entwicklung der Preise!«
    Er packte mich am Unterarm und fragte:
»Hast du jetzt die dringendsten Einkäufe für deine Geschwister zum neuen
Schuljahr hinter dir?«
    »Ja, ich habe sie erledigt, aber ich
bin nicht gerade friedfertig gestimmt!«
    Ich hatte ihm irgendwann einmal
erzählt, daß ich zugunsten meiner Mutter und meiner Geschwister auf die
Einkünfte aus meinem Erbteil verzichtet hatte, das aus vier Feddan Acker
bestand. Doch was war das schon?
    »Du stehst am Beginn deines Lebens und
hast eine glänzende Zukunft vor dir«, versuchte er mich zu ermutigen.
    »Sprich mir lieber von der Gegenwart«,
gab ich verärgert zurück, »und sag mir, was das Leben ohne ein eigenes Haus,
ein Auto und eine schöne Frau für einen Sinn hat!«
    Ali Bakir lachte zustimmend. Safejja,
die meine Worte gehört hatte, als sie mit dem Tablett hereinkam, warf mir einen
wütenden Blick zu und äußerte ihren Ärger gegenüber dem Ingenieur: »In
Wirklichkeit fehlt ihm gar nichts, aber er ist eben ein undankbarer Kerl!«
    »Bis jetzt habe ich es nur bis zu
dieser Frau gebracht«, schränkte ich ein.
    Safejja klagte: »Wir leben nun schon
seit mehr als einem Jahr zusammen.
    Ich war fest entschlossen, ihm
Sparsamkeit beizubringen, aber statt dessen hat er mich in seine
Verschwendungssucht hineingerissen!«
    Wir aßen, tranken und legten uns danach
schlafen.
    Kurz vor Sonnenuntergang verließen wir
zu dritt die Wohnung. Safejja ging ins Genevoise, Ali Bakir und ich begaben uns
zum Cafe de la Paix.
    Während wir unseren Kaffee tranken,
fragte er mich: »Ist sie denn immer noch darauf aus, dich zu heiraten?«
    »Sie ist eben verrückt ... Was kann man
von einer Verrückten schon anderes erwarten?«
    »Ich fürchte. ..«
    »Sie trägt ihren Kopf höher als ich
meinen. Außerdem langweilt sie mich entsetzlich.«
    Durch die Scheiben sahen wir auf einen
wundervollen Abend. Ich fühlte Ali Bakirs Blick auf mir ruhen, tat aber so, als
merkte ich das nicht, denn ich ahnte eine Gefahr auf mich zukommen.
    »Laß uns im Ernst miteinander reden!«
forderte er mich auf.
    Ich schaute ihn an. Wir saßen einander
gegenüber. Es gab jetzt keine Ausflüchte, kein Entweichen. »Ja, laß uns das
tun!« pflichtete ich ihm bei.
    »Okay, wir haben den Plan in allen
Details geprüft.« Mir krampfte sich das Herz zusammen. Ergeben, aber voller Besorgnis
und innerer Unruhe sah ich ihn an.
    »Ich bin der zuständige Ingenieur, und
du bist der Verantwortliche für die Rechnungen der Abteilung. Auf den
LKW-Fahrer können wir bauen, ebenso auf den Wachposten. Wir werden also die
Mannschaft auf den Koran vereidigen!«
    Unwillkürlich mußte ich lachen. Er
schaute mich fragend an. Dann wurde ihm klar, daß er unabsichtlich einen Witz
gemacht hatte, und stimmte in mein Lachen ein. Er runzelte die Stirn und
bekräftigte: »So soll's geschehen!
    Es ist einfach Geld, das niemandem
gehört. Stell dir vor, was ein LKW voll Garn auf dem schwarzen Markt einbringt!
Das ist eine ganz sichere Sache, und wir können sie viermal im Monat steigen
lassen!«
    Ich überlegte und kam ins Träumen.
    »Mit legalen Unternehmungen zu Geld
kommen zu wollen, ist reine Utopie, glaub mir! Gehaltserhöhungen und Zulagen
und was weiter? Was kostet heute ein Ei, was ein Anzug? Und du redest gar von
einem eigenen Haus, einem Auto und einer schönen Frau! Okay! Opfere dich nur
auf! Du bist zum Mitglied in der ASU-Grundeinheit gewählt worden, und? Was hat
es dir eingebracht? Du bist auch Mitglied im Verwaltungsrat, und? Was hat es
dir genützt? Du hast dich aus freien Stücken darum bemüht, den Arbeitern bei
ihren

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