Miramar
Zweifel!«
»Na, dann herzlichen Glückwunsch! Und
jetzt sag mir lieber, wo wir die heutige Nacht verbringen wollen!«
Ich lud ihn ins Genevoise ein, und wir
blieben bis Mitternacht dort. Ich wollte auf Safejja warten, aber sie ließ mir
ausrichten, sie sei von einem libyschen Kunden gebeten worden, mit ihm zu
kommen.
Ich kam aus dem
Strand-Kino, als ich die niedliche Fellachin wiedersah. Sie kam mit einer alten
Griechin aus der Safejja-Zaghlul-Straße, hübsch, braunhäutig, voll jugendlicher
Frische, kurz, bezaubernd anzusehen. Auf dem Bürgersteig drängten sich die
Menschen. Ein belebender Wind wehte den Duft des Meeres herüber. Die
Himmelskuppel war von einer dicken Aureole aus gekrempelter Baumwolle umrankt,
die alles in ein schläfriges Weiß tauchte, sanft wie ein Herz voller
Wohlgefallen. Die beiden Frauen bahnten sich ihren Weg durch die Menge, und ich
trat einen Schritt zurück, um ihnen mehr Platz zu verschaffen. Dabei grüßte ich
kurz mit den Augen. Sie lächelte verhalten zurück. So begegnete sie mir also
mit einem verhaltenen Lächeln!
Ich
konnte mir sagen, daß das Wild ins Netz gegangen war, und das machte mich so
glücklich, war so schön wie der angenehm knackige Geschmack von zarten jungen
Bohnen, die eben aus frisch begrünter Erde geerntet wurden.
Als ich meinen Nachmittagskaffee trank, schaute ich
sie verstohlen an. Ihre Augen waren vom tiefen Schlaf noch rot und verquollen,
ihre dicken Lippen standen offen. Sie war wie üblich so abstoßend häßlich und
ungepflegt, wie sie nur sein konnte, und sie hatte keinerlei Ahnung, was ich
mit ihr vorhatte.
»Safejja«, sagte ich mit falschem
Bedauern. Sie schaute mich fragend an, und ich fuhr fort: »Es sind absurde
Umstände eingetreten, aber wir müssen mit ihnen gemeinsam fertig werden!«
In ihre Augen trat ein vorsichtiger
Blick. Sie nickte mit dem Kopf zum Zeichen dafür, daß ich erklären sollte,
worum es gehe.
»Wir müssen unsere Lebensweise ändern,
ich meine die Tatsache, daß wir eine Wohnung miteinander teilen.«
Sie zog ärgerlich die Augenbrauen
zusammen und wirkte kampfbereit.
Ich fuhr fort: »Es ist wirklich
katastrophal, ganz katastrophal im Hinblick auf die kritische Wohnungslage.
Aber ein Kollege in der Gesellschaft hat mir einen Wink gegeben. Ich habe dir
einmal von der Kontrolle der Verwaltungsbehörden erzählt. Meine Zukunft
interessiert dich zweifellos genauso, wie sie mich interessiert!«
»Aber wir leben jetzt ungefähr
eineinhalb Jahre zusammen!« protestierte sie ärgerlich.
»Es waren die glücklichsten Jahre
meines Lebens, und von mir aus hätten sie ewig dauern können, ohne daß jemand
davon erfahren hätte.«Ich schaute auf den Boden der Tasse, als wollte ich aus
dem Kaffeesatz die Zukunft vorhersagen, und erklärte dann: »Aber ich habe Pech
gehabt. Ich werde wieder in eine unordentliche Junggesellenbude zurückkehren
oder vielleicht gezwungen sein, in ein billiges Hotel oder eine Pension zu
ziehen, in der man ständig gestört wird.«
Sie stieß heftig die Luft aus und
schimpfte: »Es gäbe eine Lösung, natürlich gäbe es eine, aber du bist so ein
jämmerlicher Mistkerl!«
»Ich bin ein ehrlicher und offener
Mann. Ich liebe dich wirklich und werde dich immer lieben, aber ich habe dir
vom ersten Tag an gesagt, daß ich für die Ehe nicht geschaffen bin!«
»Weil du keinerlei Anstand und Gefühl
besitzt!«
»Wenn du das findest, ist es auch
sinnlos, daß wir wieder einmal eine dieser Debatten austragen, die ohnehin zu
nichts führen!«
»Du willst mich also verlassen?« fragte
sie und schaute mich so prüfend an, als wollte sie mir auf den Grund der Seele
sehen.
»Safejja«, schnitt ich ihr das Wort ab,
»wenn ich wirklich die Absicht hätte, dich zu verlassen, dann hätte ich das in
aller Offenheit gesagt und wäre gegangen.«
Sie war verärgert, und man sah es ihr
an. Ihre Verdrossenheit machte sie noch häßlicher. Ich wünschte mir nur, daß
sie mich so haßte und verabscheute, daß jeder von uns seiner Wege gehen konnte.
Ich sagte mir, daß beim Jüngsten
Gericht unsere Waagschalen einander mit Sicherheit aufwiegen würden. Wir hatten
unser Leben tatsächlich miteinander geteilt. Sie hatte mir allerdings hin und
wieder Geschenke überreicht, die ich — aufgrund meiner besonderen Situation —
nicht hatte erwidern können. Es gibt andere, die nutzen ihre Geliebte schamlos
aus. Ich dagegen bin es nur überhaupt nicht gewohnt, für Frauen Geld
auszugeben. Jedenfalls bin ich darauf
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