Miranda
sahen, staunten sie sie aus runden blauen Augen an. Es sah fast so aus, als wollten ihnen die Sommersprossen aus dem Gesicht springen.
»Tatsächlich, dann stimmt es also«, sagte der größere von beiden. Jamie, dachte Miranda. Er war zwar jünger als sein Bruder, aber der Größere.
»Pa hat sich eine Frau genommen, genau wie Paddy gesagt hat«, kommentierte Marcus.
Miranda vermochte nicht zu sagen, ob ihre neuen Stiefsöhne entzückt oder entsetzt waren, und sie tat so, als sei es ihr egal. »Nach dem vielen Lernen braucht ihr bestimmt eine Stärkung«, sagte sie. »In der Dose dort sind Sirupplätzchen.«
Sie hatte die Kekse nach Junebugs Rezept gebacken und eine gehörige Portion Mut mit hineingemischt. Die Reaktion der J ungen auf das Angebot war wichtig für sie, aber natürlich zeigte sie es ihnen nicht. Rachel würde auch nicht so schnell verraten, wie ihr zumute war, und Savannah auch nicht.
Die Jungen rasten wie Soldaten bei einem Angriff zu der Dose, und nahmen sich jeweils einen Keks.
»Wo ist Pa?«, wollte Marcus wissen.
»Warum hat er dich genommen?«, fragte Jamie gleichzeitig verwirrt.
Miranda stellte sich den Fragen tapfer, ohne zu verraten, wie nervös sie war. »Euer Pa ist dort, wo er um diese Zeit gewöhnlich immer ist - er arbeitet. Er hat gesagt, ihr sollt euer Zimmer aufräumen. Sonst versohlt er euch den Hintern. Und ich denke, er hat mich gewählt, weil ich nicht schlechter bin als eine andere.«
Die Jungen sahen sie lange Zeit einfach nur an. Es waren hübsche Jungs, dachte Miranda mit einem Anflug von Stolz. Wenn sie ein Wörtchen mitreden durfte, sollten einmal gute Männer aus ihnen werden. Oh ja, dachte sie mit neuer Energie, wenn sie Landry auch sonst nichts geben konnte, sie würde ihm eine Mutter für seine beiden Söhne sein.
Jamie betrachtete sie von oben bis unten. »Du bist ja kaum älter als Marcus hier«, sagte er dann.
»Ich bin achtzehn«, sagte Miranda, »und ich habe ein Baby.«
»Du warst nicht verheiratet, als du es bekommen hast«, bemerkte Marcus.
»Ich weiß«, erwiderte Miranda mit ruhiger Stimme. Aber innerlich fühlte sie sich wie ein Reh auf Glatteis.
»Mädchen sollten verheiratet sein, wenn sie Babys bekommen«, informierte sie Marcus.
Dann näherte sich Jamie ihr wieder, ohne Böswilligkeit. »Wollen Pa und du welche machen? Babys, meine ich?«
Miranda schluckte. »Ich denke schon«, gestand sie.
»Nun«, gab Jamie zurück, »wenn ihr das tut, dann seht doch zu, dass es J u ngs werden. Das Letzte, was wir hier brauchen, ist ein Haufen kichernder Mädchen.«
Miranda lächelte. Sie hatte noch keine Zeit gehabt, um über Landrys und ihre zukünftigen Kinder nachzudenken. Aber jetzt merkte sie, dass ihr die Vorstellung gefiel.
»Ich denke, es wäre schön, ein Mädchen zu haben, das mir Gesellschaft leistet.« Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, als Landry im Türrahmen erschien.
Sein Gesicht verriet deutlich, dass er sie gehört hatte und seine eigenen Vorstellungen davon hatte, was das Babymachen betraf.
2
Landry sah zu, wie seine neue Frau ihm zum Abendessen Brot und Bohnen auf den Teller legte, dann den Jungen und zum Schluss sich selber. Ihr Haar hatte sie im Nacken zu einem üppigen Knoten aufgesteckt, aus dem ein paar Strähnen entkommen waren. Ihre glatte Haut schimmerte im Licht des Kaminfeuers, und ihre dunkelblauen Augen leuchteten. Sie kam Landry überraschend glücklich dafür vor, dass sie heute Morgen einen praktisch Fremden geheiratet hatte.
Das Baby, der kleine Jesaiah-oder-Ezekiel, von dem Landry schon als der kleine Das-Eine-oder-das-Ande re dachte, gurrte zufrieden in Carolines Wäschekorb, der neben dem Tisch stand. Landry spürte, wie sein Kinn unwillkürlich zuckte. Carolines Haus, Carolines Töpfe und Pfannen, Carolines Kinder, Carolines Ehemann. Wie lange würde es wohl dauern, bis er sich daran gewöhnt hatte, dass diese anmutige Kindfrau eine Stellung einnahm, die er als seiner verstorbenen Frau gehörig betrachtete?
Als ob sie seinen Blick gespürt hätte, sah Miranda auf und errötete. Sie sah so unschuldig aus wie ein Engel, wie sie da saß. Aber das war sie ganz und gar nicht, ermahnte er sich streng. Sie war eine gefallene Frau, und das war einer der Gründe gewesen, weswegen er sie geheiratet hatte. Denn dadurch war die Gefahr nicht so groß, dass sie ihm zu viel bedeuten würde. Eine Frau, die er nicht respektierte, konnte wohl kaum eine Bedrohung für Carolines Andenken darstellen.
»Ist alles in
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