Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
schlagen.
“Dein Angebot?” wiederholte sie und warf den Kopf in den Nacken. Sie täuschte eine Sorglosigkeit vor, die ihr nicht zu eigen war. “Nein, das habe ich nicht. Ich habe auch nicht die Absicht. Von nun an ist England meine Heimat, und ich bleibe hier, ob dir das passt oder nicht.”
Leo furchte die Stirn. Erneut hatte er das untrügliche Gefühl, etwas sei nicht in Ordnung. Adela war nicht ehrlich zu ihm. Das ahnte er, und seine Ahnungen trogen ihn selten. Entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, schritt er zu ihr und hielt vor ihr an.
Miranda wich nicht vor ihm zurück. Sie wollte sich nicht von ihm einschüchtern lassen. Gegenseitig starrte man sich an, er stirnrunzelnd, sie in dem Bemühen, sich wie ihre Stiefmutter zu geben, obwohl sie zunehmend unsicherer wurde.
“Italien ist deine Heimat, Adela”, erwiderte er leise. “Dort würdest du dich entschieden wohler fühlen. Und mit den dir von mir angebotenen fünfzehntausend Pfund könntest du sehr bequem leben, wenn du Maß hältst.”
Miranda verengte die Augen und schaute ihn prüfend an. Er hatte das Angebot erhöht und rechnete wahrscheinlich damit, dass sie darauf einging. Er konnte nicht wissen, dass Geld ihr überhaupt nichts bedeutete. Sie würde sein Angebot auch dann nicht annehmen, wenn er ihr eine Million Pfund bot.
“Ich kann nicht Maß halten”, antwortete sie gleichgültig und bemerkte erst einen verwirrten, dann einen verärgerten Ausdruck in seinen Augen.
“Ich gebe dir zwanzigtausend Pfund, Adela. Das ist mein letztes Angebot. Wenn du dich trotzdem weigerst, das Land zu verlassen, sehe ich mich gezwungen, andere Maßnahmen zu ergreifen, die dir nicht gefallen werden. Sei also gewarnt! Ich lasse nicht mit mir spaßen.”
Nein. Sie war sicher, dass er nicht mit sich spaßen ließ. Sie feuchtete sich die Lippen an. Das schien seine Aufmerksamkeit erregt zu haben. Sein Blick richtete sich auf ihren Mund. Plötzlich fühlte sie sich beklommen.
Er hatte Mühe, sich daran zu erinnern, weshalb er überhaupt hergekommen war. Adela war fast so groß wie er. Eine ihm fremde innere Stimme sagte ihm, das sei sehr praktisch, wenn er Julians Witwe küssen wolle. Er musste nur leicht den Kopf neigen, und dann konnte er sie küssen. Er überlegte, wie es sein mochte, sie zu küssen. Bestimmt waren ihre Lippen warm, feucht und weich.
Und wie er sich danach sehnte, sie zu küssen! Nie im Leben hatte er sich etwas so gewünscht. Zum ersten Mal im Leben gab er einem Drang nach. Das Ergebnis war himmlisch. Ihre Lippen waren so weich und süß, wie er sie sich vorgestellt hatte, aber ach, sehr viel wärmer. Er legte ihr den Arm um die Taille, und sie drängte sich vertrauensvoll an ihn, ganz so, als sei das die natürlichste Sache der Welt.
Leo küsste sie stürmischer.
Mit einem halb erstickten Aufschrei stieß sie ihn fort.
Sie musste sich anstrengen, ihn von sich fern zu halten. Er blinzelte benommen, wich einige Schritte zurück und bemerkte ihr gerötetes Gesicht, ihre zornige Miene. Jäh kam er zur Vernunft.
“Es ist nicht meine Art, fremde Männer in einem Hotelsalon zu küssen, Leo, ganz gleich, was du von mir halten magst”, brachte sie atemlos heraus.
Er lachte. Trotz allem musste er lachen. Am liebsten hätte er sie gefragt, wann und wo sie fremde Männer küssen würde, doch das wäre unverzeihlich gewesen, so unverzeihlich wie das, was er soeben getan hatte. Jäh wurde er ernst.
Adelas Empörung und Verärgerung waren für eine Frau ihres zweifelhaften Rufes sehr stark, doch daran dachte Leo nicht. Sein Verhalten machte ihn viel zu verlegen. Er fragte sich, wie er, der sonst so vernünftig war, derart den Verstand hatte verlieren können, und wieso er von der Frau, die er vertreiben wollte, dermaßen aus dem Gleichgewicht gebracht wurde.
Er verneigte sich steif. “Ich bitte um Verzeihung, Adela, auch wenn es für mein ungehöriges Benehmen keine Entschuldigung gibt.” Sein Blick drückte aus, dass er es ernst meinte. Diese Ehrlichkeit überraschte Miranda. “Verzeihst du mir, Adela?”
Miranda zögerte mit der Antwort und schaute ihm in die Augen. Sie gestand sich ein, dass sie den Kuss sehr genossen und das Gefühl gehabt hatte, nichts Unrechtes zu tun. Und nun sah Leo so … so geknickt aus. Sie hatte vorgehabt, ihn abzukanzeln oder in Tränen auszubrechen. Stattdessen antwortete sie: “Ja, ich nehme deine Entschuldigung an, Leo. Tun wir so, als sei nichts geschehen.”
Ihre Blicke trafen sich, und dann
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