Miranda - so stolz und so süß (German Edition)
wandte jeder von ihnen unbehaglich die Augen ab.
Er räusperte sich. “Nimmst du mein Angebot über die zwanzigtausend Pfund an, Adela?”
Er wartete, derweil sie sich unglaublich lange Zeit mit der Antwort ließ. Er hatte ein flaues Gefühl im Magen, hielt sich jedoch vor, es sei darauf zurückzuführen, dass er sie unbedingt “Ja” sagen hören wollte.
“Nein, Leo. Ich nehme dein Angebot nicht an.”
Seine Miene war unergründlich. Er hatte sich wieder gut unter Kontrolle. Er drehte sich um und starrte ins Kaminfeuer.
“Darf ich wissen, warum du mein Angebot nicht annimmst?” Seine Stimme hatte ausdruckslos geklungen.
“Nein, das darfst du nicht.” Miranda hatte sich bemüht, so gut wie möglich den gleichen Ton anzuschlagen, obwohl ihr Herz noch immer heftig schlug und sie innerlich zitterte. “Aber keine Angst, Leo. Du wirst meine Gesellschaft nicht länger ertragen müssen. Ich ziehe so schnell wie möglich nach ‘The Grange’ um. Ich bin sicher, du wirst mir zustimmen, dass das eine Erleichterung für uns beide sein wird.”
Er drehte sich um und starrte Miranda an, als könne er den Ohren nicht trauen. “Nach ‘The Grange’?”, platzte er heraus. “Du hast doch nicht vor, dort zu leben?”
Seine fassungslose Miene und sein ungläubiger Ton schockierten Miranda gleichermaßen. Es gelang ihr jedoch, das mit einem Auflachen zu kaschieren. “Natürlich habe ich vor, dort zu leben. Das ist jetzt mein Zuhause, Leo.”
“Es ist …”
“Seit Jahrhunderten im Besitz der Familie. Ja, das hat Julian mir erzählt. Aber auch ich bin jetzt eine Fitzgibbon.”
Leo lächelte grimmig. Er würde nicht noch einmal die Contenance verlieren. “Weißt du eigentlich, wo ‘The Grange’ liegt?”
Aufgeregt sah Miranda ihn Hut und Reitpeitsche vom Konsoltisch nehmen. “In Somerset, in der Nähe von St. Mary Mere. Ist dir das weit genug entfernt?”
Er antwortete nicht sofort. Er ging zur Tür, blieb davor stehen und drehte sich zu Miranda um. Sie machte sich auf etwas gefasst.
“Du wirst es bereuen, meinen Vorschlag abgelehnt zu haben, Adela”, sagte Leo ruhig. Wieder dieser prüfende Blick. Erneut verneigte sich Leo. “Auf Wiedersehen.” Schnellen Schrittes ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich.
Erstaunt starrte Miranda ihn an. Sie befand sich in einem Aufruhr der Gefühle. Sie zweifelte nicht daran, dass Leo meinte, was er gesagt hatte. Er wollte sie los sein und würde nicht rasten noch ruhen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Offenbar verabscheute er sie sehr. Sie hatte gewollt, dass er sie verabscheute, regte sich jetzt jedoch über sein Verhalten auf. Es ärgerte sie, dass er in dieser Weise mit ihr geredet hatte. Und gleichzeitig empfand sie ein starkes Gefühl, das sie sich nicht erklären konnte. Er hatte sie geküsst. Und sie war nicht angewidert gewesen, nein, überhaupt nicht. Sie hatte nicht gewollt, dass er sie küsste, und auch nicht damit gerechnet, aber als er sie dann geküsst hatte, war das himmlisch gewesen.
Sie rief sich zur Ordnung. Es war ohne Bedeutung, ob sie den Kuss genossen hatte oder nicht. Kein Ehrenmann machte einer Dame unerwünschte Avancen. Aber vielleicht hielt Leo sie nicht für eine Dame. Sie stöhnte auf. Natürlich! Er hielt sie für ihre Stiefmutter, eine welterfahrene Frau. Er glaubte, solche Avancen seien ihr recht, oder dass sie zumindest wisse, wie sie damit umgehen müsse. Und sie hatte zugelassen, dass er das glaubte, ihn sogar ermutigt.
Das bedeutete wohl, dass sie sich selbst die Schuld geben musste. Andererseits war sie nicht dieser Meinung. Wenn irgendjemand Schuld hatte, dann war das Leo. Er war derjenige, der von Anfang an falsche Schlussfolgerungen gezogen und sie so wütend gemacht hatte, dass ihr keine andere Wahl geblieben war, als ihn zu bestrafen.
Miranda berührte ihre Lippen und entsann sich der Wonnen, die sie bei seinem Kuss empfunden hatte. Und sie dachte auch noch an etwas anderes. Sie hatte das Gefühl gehabt, zu ihm zu gehören. Er, Leo Fitzgibbon, Duke of Belford, war offensichtlich noch viel gefährlicher, als sie angenommen hatte.
3. KAPITEL
Mr Ealing war sehr entgegenkommend gewesen. Miranda hatte erfahren, Julian habe ihr etwas Geld hinterlassen, genug, um bescheiden leben zu können. Der Bankdirektor hatte ihr dringend nahegelegt, “The Grange” zu verkaufen und ein kleineres Anwesen zu erstehen, ein Cottage in St. Mary Mere. Höflich hatte sie ihm zugehört, sich jedoch geweigert, eine Entscheidung zu
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