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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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unterwegs was einkaufen?“
    Mira verneinte und entspannte sich etwas, als das zusätzliche Mehl den Hefeteig davon überzeugt hatte, dass es von Vorteil sei, meine Hände loszulassen. Ich schlug den Teig mit Kraft noch mal gut durch, bis er eine gute Oberflächenspannung hatte und leicht glänzte. Ich hielt die Schale dabei mit einer Hand schräg, deckte den Teig dann mit einem sauberen Geschirrtuch ab und stellte ihn in die Nähe der Heizung. Das war ganz schön anstrengend, dieses Teigschlagen. Hätte ich nicht gedacht.
    „Kommt Schwester Anni nicht gleich?“ fragte ich Mira.
    „Ja. Zeit für die Thrombosespritze. Und nach dem Mittagessen kommt die Krankengymnastin. Wie war noch mal ihr Name?“
    „Rosi, das war Rosi. Die mit den kurzen schwarzen Haaren.“
    „Ach ja, genau.“
    Als ich meine Hände wusch, klingelte das Telefon. „Soll ich rangehen oder Sie schnell hinfahren, Mira?“
    „Fahren Sie mich bitte hin.“
    Ich trocknete geschwind meine Hände ab und schob Mira von der Küche über die Diele ins Wohnzimmer. Warum hatte sie bloß kein schnurloses Telefon?
    Mira nahm ihr Gespräch entgegen und ich räumte schnell die Küche auf und bereitete das Mittagessen vor.
    „Melissaaa! Sie können mich wieder zurückfahren!“
    Ich atmete kurz und heftig aus, weil ich ehrlich gesagt etwas genervt war. Nach zwei Wochen hatte ich schon eine Art Lagerkoller. Ich war es einfach nicht gewohnt, ständig eine pflegebedürftige Person um mich zu haben. Doch da musste ich jetzt durch, ich stand zu meinen Entscheidungen.
    Ich atmete noch mal ruhig ein und aus und holte dann Mira wieder in die Küche.
    „Stellen Sie sich vor, Melissa, heute Nachmittag kommt Ramona und sie bringt auch Matthias mit. Sie haben zusammen dienstfrei. Wie gut, dass wir gerade heute den Mohnkuchen backen!“
    „Wissen Sie was, Mira? Dann sind Sie heute Nachmittag ja in guten Händen. Ich würde gerne heute noch zu mir nach Hause fahren, wegen der Post und so. Etwa zwei Stunden insgesamt wäre ich weg. Ist das für Sie okay? Ich decke natürlich vorher den Tisch, koche den Kaffee und öffne Ihrem Besuch die Tür.“
    „Ja, ja, das ist in Ordnung, fahren Sie ruhig. Wir kommen schon klar.“
     
     
     
    Ich genoss es, allein mit Max auf den Straßen zu fahren und die winterliche Welt zu betrachten. Auf den Baumkronen zauberte der Raureif eine festliche Atmosphäre und die Strahlen der untergehenden Sonne tauchten die ländliche Gegend in ein stimmungsvolles Licht. Ich nahm mir vor, meine Digitalkamera von Zuhause mitzunehmen. Und auch meine einzige Zimmerpflanze, den kleinen Gummibaum, den mir meine Mutter zu meinem Einzug geschenkt hatte.
    Mein Briefkasten war gut gefüllt mit Werbung, dem Wochenblatt, drei Absagen und dem Schild für die Hausreinigung. Nächste Woche war ich wieder mit Treppenhausputzen dran. Ich musste die Umschläge gar nicht erst öffnen, um zu wissen, dass es Absagen waren, die Bewerbungsmappen sprachen eine eindeutige Sprache. Was machte ich bloß falsch? Aber vielleicht machte ich auch gar nichts „falsch“, die Lage auf dem Arbeitsmarkt war eben angespannt und ich hatte keine „Spätzle-Connections“, kein Vitamin „B“, so wie einige meiner Ex-Kollegen.
    Ich lüftete meine Wohnung kurz durch und packte, einer Eingebung folgend, noch einiges an Bekleidung, meine Amethyste und auch all meine Aktenordner und losen Papiere in eine Tasche, denn der Stapel an „Ablage“ war beachtlich hoch geworden. Ich war immer zu faul, um meine Schriftstücke gleich zu lochen und abzuheften. Wenn ich dann mal was brauchte, war die Sucherei groß. Und jetzt hatte ich, obwohl ich durch die Betreuung von Mira gut beschäftigt war, genügend Langeweile, um mich der ebenso langweiligen Aktenarbeit zu stellen. Gleiches mit Gleichem bekämpfen, dachte ich mir entschlossen. Eine Weile blieb ich auf dem Sofa sitzen und schwelgte in Erinnerungen an Valerius´ Zärtlichkeiten, die wir hier ausgetauscht hatten. Seine letzte E-Mail war auch schon wieder eine ganze Woche alt.
    Ich nahm meine Siebensachen, schloss die Wohnung ab und ging nach unten zum Auto. Im Treppenhaus nahm ich einen unangenehmen Geruch wahr, irgendjemand schien seine Würstchen oder was auch immer zu scharf zu braten, es roch verbrannt. Mit gerümpfter Nase machte ich ein Treppenhausfenster auf „Kipp“ und verließ das Haus.
     
     
     
    Am nächsten Tag nahm ich mir nach dem Frühstück die Zeitung vor, um nach freien Stellen zu schauen. Mira würde laut Aussage

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