Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
einfach anzuquatschen. Jetzt saß ich in der Patsche. Und daran war nur Aki schuld! Wenn er sich ordentlich die Zähne putzen würde, müsste er auch nicht ständig zum Zahnarzt.
Den ganzen Weg nach Hause überlegte ich hin und her: Gehe ich oder gehe ich nicht?
Noch nicht mal mein Mittagessen hat mir geschmeckt und dabei gab es Spaghetti mit scharfer Soße.
Um fünf vor drei wusste ich immer noch nicht, ob ich zu Rosa gehen sollte oder nicht, aber dann hat meine Mutter gemeint, es sei so schönes Wetter und ich sollte doch mit meiner kleinen Schwester auf den Spielplatz, und da hab ich schnell gesagt: »Tut mir leid, ich treffe mich mit einer aus meiner Klasse, wir müssen für unser Theaterstück üben.«
Und dann musste ich ja hingehen, zu Rosa, meine ich. Und das hab ich dann auch gemacht.
13. KAPITEL Ein Herz für eine Bohne
Als ich mich am nächsten Montag auf den Weg zur Schule machte, war mir etwas mulmig zumute. Was sollte ich sagen, wenn Aki mich fragte, was ich am Wochenende gemacht hatte? Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass ich am Freitagnachmittag bei Rosa gewesen war. Aber lügen konnte ich auch nicht. Wenn’s wenigstens schrecklich gewesen wäre, dann hätte ich ihm sowas erzählen können wie: »Weißt du, die hat mich ja richtig gezwungen, zu ihr zu kommen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie’s bei der zu Hause aussieht! Alles rosa, sogar das Klo!« Dann hätten wir uns beide kaputtgelacht und auf die Schulter gehauen und wären uns mal wieder einig gewesen.
Aber blöderweise war es bei Rosa gar nicht so schrecklich gewesen, wie ich gedacht hatte. Ihr Zimmer hatte eigentlich ganz normal ausgesehen, normal für ein Mädchen, meine ich. Natürlich hingen da Pferdeposter an der Wand, aber es waren echte Pferde drauf und keine rosa Ponys mit Glitzermähne.
Das Einzige, das bei Rosa – außer ihr natürlich – rosa war, war Amadeus. Amadeus ist ein Kakadu. Ich hatte noch nie einen Kakadu aus der Nähe gesehen. Er ist ziemlich groß und ziemlich laut. Und er kann sprechen. Am Anfang wollten Rosa und ich ja wirklich den Text fürs Stück üben, aber das ging nicht, denn der Kakadu quatschte immer dazwischen. »Amadeus, Amadeus, Amadeus!« Er kann nur seinen Namen, sonst nichts.
Ich musste sehr lachen, aber plötzlich hat er mich ins Ohr gezwickt, da ist mir das Lachen dann vergangen. Es tat weh und hat geblutet. Rosa hat gemeint, das macht er gern bei Leuten, die er nicht kennt. Das hätte sie mir ja auch gleich sagen können. Immerhin hat sie ein Pflaster geholt und auf mein Ohr geklebt, das war mir etwas peinlich. Wir sind dann noch raus und in den Park gegangen, aber die ganze Zeit hatte ich Angst, dass Aki plötzlich auftaucht und mich mit Rosa zusammen sieht.
Und als ich ihn jetzt wie jeden Morgen an der Ecke getroffen hab, war mir etwas mulmig. Aber Aki hat mich gar nicht nach meinem Wochenende gefragt, sondern die ganze Zeit nur von seinem Besuch beim Zahnarzt erzählt.
»Du, der hat den Zahn erst nicht rausgekriegt, so fest saß der. Da musste er eine Zange nehmen, die war sooo groß!«
Aki hat mir gezeigt, wie groß die Zange war. »Mann, das hat vielleicht wehgetan.«
»Hast du dir keine Betäubung geben lassen?«
Aki hat sich an die Stirn getippt. »Betäubung? Das ist doch nur was für Weicheier.«
Dann hat er den Mund aufgerissen und mir das Loch gezeigt. Es sah nicht sehr hübsch aus.
»Und was machst du jetzt ohne Zahn?«, hab ich gefragt.
»Kein Problem, der nächste kommt schon dahinter«, hat Aki gesagt. »Bei mir ist das wie bei einem Hai, da wachsen die Zähne hintereinander. Wenn die vorne ausfallen, kommen hinten welche nach.«
Er hat gegrinst, ein richtiges Haigrinsen. Dann hat er sein T-Shirt am Hals ein Stück runtergezogen und mir den Zahn gezeigt. Er hing nämlich an einer Schnur um seinen Hals. Auch der Zahn sah nicht sehr hübsch aus, er war nämlich gar nicht weiß, sondern braun.
»Alles Karies«, hat Aki stolz gesagt. »Der Zahnarzt hat gemeint, so einen verfaulten Zahn hätte er noch nie gesehen.« Dann zeigte er auf meinen Kopf. »Was hast du mit deinen Haaren gemacht? Das sieht total bescheuert aus.«
Ich hatte am Morgen versucht, mir die Haare übers Ohr zu kämmen, um das Pflaster am Ohrläppchen zu verdecken.
»Dein Zahn sieht auch bescheuert aus«, hab ich gesagt und bin losgerannt. »Los, wer als Erster an der Schule ist!«
Aki ist mir hinterher, aber ich hatte so viel Vorsprung, dass ich zum ersten Mal schneller war als er. Ich hatte auch
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