Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
den ganzen Tag Vergissmeinnichtschnäpschen.«
Hugo hat die Arme vor der Brust verschränkt. »Nein! Nein und nochmals nein!«
»Kein Problem«, hat Frau Sauermann gesagt. »Dann stecken wir dich in einen Strampelanzug und du bist das Christkind in der Wiege. Eigentlich wollte ich dafür eine Puppe nehmen.«
In einer Wiege liegen wollte Hugo dann aber auch nicht.
Clemens sollte der Weihnachtsmann sein, Annalisa Frau Holle, Pauline die Nachtfee, Molly die Morgenröte und Polly die Abendröte. Sogar Henni bekam eine Rolle als fünfter Stern von links.
Frau Klawitter hat in die Hände geklatscht. »Schön, sehr schön. Dann treffen wir uns alle am Montag in der ersten Stunde zur Probe.«
»Sie haben den Mann im Mond vergessen, Frau Klawitter«, hat Frau Sauermann gesagt.
»Nein, ich habe keinen Hahn im Brot gegessen«, hat Frau Klawitter gesagt. Wahrscheinlich hatte sie wieder ihr Hörgerät abgestellt.
»Sie haben den Mondmann vergessen!«, hat Frau Sauermann Frau Klawitter ins Ohr gebrüllt und auf Max gezeigt.
»Ich bin nicht fett, faul und gefräßig«, hat Max gesagt.
»Natürlich nicht«, hat Frau Klawitter gesagt. »Aber als Mondmann darfst du einen ganzen Korb voll Pfefferkuchen aufessen.«
»Sind die auch echt?«, hat Max gefragt.
»Natürlich.«
»Okay, dann mach ich’s.«
Clemens hat sich gemeldet: »Kann uns mal jemand sagen, worum es in dem Stück überhaupt geht?«
»Aber ja«, hat Frau Klawitter gesagt. »Ich lese es euch gern einmal vor.«
Es ging um einen Maikäfer, dessen sechstes Bein aus irgend-welchen Gründen auf dem Mond gelandet ist. Dann gibt’s da noch Peter und Anneliese, die sind Geschwister und wollen das Bein vom Mond holen. Auf dem Weg dahin begegnen sie jeder Menge komischer Gestalten; Weihnachtsmann und Osterhase sind auch dabei, irgendwann werden sie mit einer Kanone auf den Mond geschossen und da hängt das Käferbein an einem Baum und sie müssen mit dem Mondmann kämpfen, der sie fressen will.
Den Rest weiß ich nicht mehr, denn ich bin eingeschlafen, Aki schlief schon länger.
12. KAPITEL Aki ist an allem schuld
Die Woche, die dann folgte, war die schlimmste, die ich jemals an unserer Schule erlebt habe. Dabei hatte ich immer gedacht, das Schlimmste sei der Tag meiner Einschulung gewesen.
An diesem Tag hatte ich nämlich als Einziger meinen Schulranzen nicht dabei. Meine Mutter hatte gemeint, den bräuchte ich nicht, weil wir ja noch gar nicht richtig Schule hätten. Und als dann unsere Namen aufgerufen wurden, sind alle nach vorn gekommen mit ihren funkelnagelneuen Mappen auf dem Rücken.
Als Herr Fischli meinen Namen gesagt hat, wollte ich am liebsten sitzen bleiben, aber meine Mutter hat mir einen Schubs gegeben und gesagt, ich soll mich nicht so anstellen. Die hatte gut reden!
Ich bin dann auf die Bühne gestolpert und Herr Fischli hat gefragt: »Wo hast du denn deine Schulmappe, Franz?«
Ich hätte am liebsten losgeheult, aber da ist Aki aufgestanden und hat gesagt: »Ich hab meine auch nicht dabei, ich dachte, wir brauchen die heute nicht.«
Aki hat gelogen, ich hab nämlich genau gesehen, dass er seine Mappe mithatte, aber hinterher hat er zu mir gesagt, dass er sich geschämt hätte, weil es ein alter Ranzen von einer seiner Schwestern war mit lauter dämlichen Pferden drauf. Seit dem Tag sind Aki und ich die dicksten Freunde.
Und ohne Aki hätte ich auch diese Woche nicht überstanden. Immer wenn wir dachten, jetzt reicht’s, wurde es noch schlimmer.
Wir hatten jetzt jeden Tag die ersten beiden Stunden Theaterprobe. Frau Sauermann hat Regie geführt und Frau Klawitter hatte die »musikalische Leitung«, was nichts anderes hieß, als dass sie auf das alte Harmonium einschlug, dass es nur so ächzte und knarrte.
Bestimmt waren die armen Mäuse darin vor Schreck längst gestorben.
Clemens schwitzte sich halbtot in seinem roten Bademantel, den er als Weihnachtsmann tragen sollte. Wenn ich nicht gerade im Bett lag, musste ich in einem gestreiften Schlafanzug rumlaufen, was im Sommer ja auch nicht gerade toll ist. Polly und Molly haben gestritten, was wichtiger ist, die Morgen- oder die Abendröte. Und Max hat sich beschwert, dass es bei den Proben keine echten Pfefferkuchen, sondern nur welche aus Pappe gab. Die Einzige, der das Ganze Spaß gemacht hat, war Rosa. Sie konnte auch als Einzige ihren Text.
Ich nicht, jedes Mal blieb ich hängen. Am schlimmsten war die Stelle, wo ich aus dem Fenster, das es nicht gab, auf einen Mond zeigen sollte, den
Weitere Kostenlose Bücher