Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
nämlich in Wirklichkeit gar kein Mann.
Aki und ich hatten uns mit Tobias und Albrecht am letzten Ferientag vor der Schule verabredet und geschworen, dass wir niemandem erzählen, was wir vorhaben. Aber irgendjemand muss dann doch gequatscht haben, denn als wir zur Schule kamen, stand da schon die halbe 4 b und die ganze 4 a, bis auf Henni. Aber das war normal, die wäre auch nicht gekommen, wenn man ihr eine schriftliche Einladung geschickt hätte, weil sie nämlich nie was peilt.
Wir haben den Käfig mit den Mäusen in die Aula getragen, weil da am meisten Platz ist. Dann haben wir die Stühle so aufgestellt, dass zwischen ihnen ein schmaler Gang war, den die Mäuse langlaufen sollten.
»Und jetzt schließen wir Wetten ab«, hat der fiese Albrecht gesagt. »Wie beim Pferderennen.«
»Wie sollen wir die Mäuse denn unterscheiden?«, hat Annalisa gejammert.
Zorro und Superman konnte man gut auseinanderhalten, weil sie die größten waren und Superman einen weißen Fleck auf dem Rücken hatte, aber die elf Jungen sahen völlig gleich aus.
»Wir markieren sie mit Filzer«, hat Aki vorgeschlagen. Er hat wirklich immer die besten Ideen. Aber so einfach war das dann doch nicht, weil die jungen Mäuse sich nicht festhalten lassen wollten. Schließlich hatte dann aber doch jede von ihnen eine Zahl auf dem Rücken.
»Zorro und Superman laufen außer Konkurrenz«, meinte Tobias.
»Wer setzt einen Euro auf die Nummer eins?«, hat Albrecht gefragt. Er hat sich einen Bleistift hinters Ohr geklemmt und ganz wichtig getan.
»Ich!«, hat Hugo geschrien. »Die Nummer eins wird bestimmt Erster!« Typisch Hugo, so doof ist auch nur er.
»Dann her mit dem Euro«, hat Albrecht gesagt und was auf einen Zettel geschrieben.
»Ich hab aber kein Geld«, hat Hugo gesagt und ein dummes Gesicht gemacht.
Wir haben alle ein dummes Gesicht gemacht, denn keiner von uns hatte Geld dabei.
Albrecht hat den Käfig mit den Mäusen hochgehoben und gesagt: »Dann war’s das, Leute. Pech für euch. Bei einer Quote von eins zu zehn hättet ihr leicht aus einem Euro zehn machen können.«
Aus einem Euro zehn?
»Und aus zehn Euro?«, hat Max gefragt und ganz gierig geguckt. Wahrscheinlich überlegte er schon, wie viele Süßigkeiten er sich davon kaufen konnte.
»Hundert Euro«, meinte der fiese Albrecht und grinste breit.
»Und aus tausend Euro zehntausend, na und?«, sagte Clemens und warf lässig seinen Schal zurück. »Ich hab gerade mal zehn Cent dabei.«
Albrechts Grinsen wurde noch breiter, seine Zahnspange glitzerte gefährlich. »Wir könnten ja so nett sein und euch was leihen.« Er hat sich zu Tobias umgedreht und gesagt: »Wie viel haben wir zurzeit in der Klassenkasse?« Tobias hat aus seinem Rucksack eine kleine Kassette gezogen und sie aufgeschlossen. Dass er die Klassenkasse der 4 b dabeihatte, hätte uns gleich stutzig machen sollen.
»Genau fünfzig Euro«, hat Tobias gesagt.
Na toll, die 4 b hatte natürlich jede Menge Geld. In unserer Klassenkasse herrschte Ebbe, wie immer.
»Dann leih mir zehn Euro«, hat Max gesagt.
Die Mädchen und Hugo wollten alle nur einen, Aki und ich wollten fünf. Wennschon, dennschon.
Albrecht hat uns das Geld gegeben und wir mussten unterschreiben, dass wir es bekommen hatten.
»Das ist ja wie auf der Bank«, hat Polly gesagt.
»Genau, da muss man auch was unterschreiben«, hat Molly gesagt. »Und dann ist das Geld weg.«
Hugo rückte seine Brille zurecht. »Was steht hier? Dreißig Prozent Zinsen? Da will ich lieber doch nichts.«
»Unterschrieben ist unterschrieben«, hat der fiese Albrecht gesagt und Hugo den Zettel weggerissen.
Annalisa hat gleich angefangen zu heulen. »Aber diese blöden Prozente hatten wir noch gar nicht!«
»Wir schon«, hat Rosa aus der 4 b gesagt und geseufzt. Natürlich, die hatten ja auch Mathe bei Frau Sauermann.
»Keine Panik«, meinte Tobias. »Wenn sich einer von euch einen Euro geliehen hat und damit zehn Euro gewinnt, dann muss er uns nur den einen Euro und dreißig Cent zurückgeben.« Er hat uns ganz lieb angelächelt. »Dreißig Cent, das ist doch gar nichts.«
»Das sind zwei Cola-Lutscher«, meinte Max, aber Aki hat ihn in die Seite geboxt und er war still.
Inzwischen haben die Mäuse angefangen, unruhig in ihrem Käfig herumzulaufen und an den Stäben zu knabbern.
»Wir haben denen seit zwei Tagen nichts zu essen gegeben«, hat der fiese Albrecht gesagt. »Dann rennen sie besser.«
Tobias und Clemens haben sich als Schiedsrichter hinten
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