Miss Braitwhistle 03 - Miss Braitwhistle hebt ab
Vanille mit gerösteten Mandelsplittern.«
»Und ich Himbeersahne!«
»Wer will Nussnougat kosten?«
»Und wer Kirschjoghurt?«
So schrien die aus der 4 b durcheinander und leckten gegenseitig an ihren Eiswaffeln.
Der fiese Albrecht hatte Rumtraube. Typisch! Dabei dürfen Kinder das gar nicht essen, weil Schnaps drin ist.
Wir haben natürlich so getan, als würden wir uns nicht die Bohne was aus Eis machen, dabei hätte ich am liebsten einem die Tüte aus der Hand gerissen. Max auch, der hat Rosas rosa Eis angestiert, als wollte er es hypnotisieren, damit es aus Rosas Waffel springt und ihm in den Mund.
Aki und ich sind in die Schule rein und haben gekocht vor Wut. Wenn doch bloß Miss Braitwhistle da gewesen wäre, die hätte der 4 b Flöhe angehext oder ekligen Ausschlag oder Haarausfall oder sonst was Fieses. Wir waren nämlich fest davon überzeugt, dass Miss Braitwhistle zaubern konnte.
Wo war sie? Und warum hatte sie uns im Stich gelassen?
Während wir noch überlegten, wie wir es der 4 b am besten heimzahlen konnten, rannten plötzlich Tobias und Albrecht an uns vorbei und verschwanden im Klo.
Als sie wieder rauskamen, hat sich Albrecht den Bauch gehalten und gesagt: »Fünf Kugeln waren vielleicht doch eine zu viel.«
Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut.
»Wir klauen denen einfach das Klopapier«, hat Aki vorgeschlagen.
Das war mal eine gute Idee. In der großen Pause sind wir auf die Toilette und haben das Klopapier aus den Kabinen geholt. Hugo stand die ganze Zeit daneben, ruckelte an seiner Brille und meinte: »Das ist bestimmt verboten.«
Damit er uns nicht weiter nervte, haben Max und Clemens ihn an den Armen festgehalten und Aki und ich haben Hugo mit Klopapier eingewickelt, sodass er aussah wie eine Mumie. Zwei Erstklässler, die bloß mal Pipi machen wollten, haben sich so erschreckt, dass sie schreiend weggerannt sind. Da haben wir anderen uns auch in Mumien verwandelt. Und immer, wenn einer aufs Klo wollte, sind wir aus den Kabinen gesprungen und haben gruslige Mumiengeräusche von uns gegeben: »Huhuhuhu« und »Wihihihihi«.
Als es zur Stunde klingelte, haben wir uns schnell das ganze Papier vom Leib gerissen und in die Kloschüsseln gestopft. Dann sind wir in die Klasse gestürzt, denn Herr Fischli hatte gesagt, er hätte eine Überraschung für uns. Womöglich war die Überraschung ja Miss Braitwhistle und da wollten wir auf keinen Fall zu spät kommen.
Aber als Herr Fischli in die Klasse kam, ist er allein gewesen.
»Wo ist denn die Überraschung?«, hat Aki gefragt.
Herr Fischli hat seine Aktentasche aufgemacht und wir haben alle gestöhnt, denn aus seiner Aktentasche ist noch nie was Gutes gekommen.
Er hat eine bunte Karte rausgezogen. »Ich habe Post für euch.«
Wir hatten noch nie Post gekriegt, wer sollte uns schon schreiben? Aber Clemens, der ja von uns allen der Klügste ist, hat’s gleich gewusst. »Die Karte ist bestimmt von Miss Braitwhistle.«
Herr Fischli hat genickt. »Genau, ich lese sie euch vor und dann gebe ich sie rum.«
»Steht drauf, wann sie kommt?«, hat Pauline gefragt.
»Au ja, sie soll kommen!«, hat Max gerufen.
»Miss Braitwhistle kommt?«, hat Henni gesagt. »Das ist aber schön.«
»Seid doch mal still und lasst Herrn Fischli vorlesen«, hab ich gesagt.
Herr Fischli hat sich geräuspert. »Hier steht
My dear children
, das heißt …«
»Das heißt, wir sind ihre lieben Kinder!«, hat Annalisa gerufen. So viel Englisch hatten wir inzwischen gelernt.
»Ist das alles?«, hat Henni gefragt.
»Er ist doch noch gar nicht fertig mit Vorlesen«, hat Aki gemeint.
»My dear children«,
fing Herr Fischli noch mal von vorn an.
»Ich hoffe, dass ihr hattet schone Osterferien und –«
»Sie kann kein Ö«, hat Clemens gesagt. »Das kann kein Engländer.«
»Ruhe jetzt, sonst lese ich nicht weiter!«
Wir waren still, mucksmäuschenstill.
»Osterferien und dass die Schule nicht ist zu bitter fur euch.«
»Sie kann auch kein Ü«, hat Pauline gemurmelt.
»Es grußt harzlich aus Newcastle upon Tyne eure Brenda Braitwhistle.«
»Sie kann auch kein Ä«, hab ich gesagt.
»Seit wann schreibt man herzlich mit ä?«, wollte Clemens wissen.
»Und mehr schreibt sie nicht?«, fragte Hugo. Er sah sehr enttäuscht aus und wir waren es auch.
Herr Fischli hat sich die Karte ganz nah an die Augen gehalten und gesagt: »Halt, hier steht noch etwas:
PS : Sagt der
4
b, sie soll suchen im Harmonium.
«
Herr Fischli hat uns angeschaut.
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