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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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University of Man- chester gemacht.
»Hallo, Daisy«, begrüßte sie Patricia. »Mr. Fletcher hast du nicht mitgebracht? Alec Fletcher ist Daisys Verlobter«, klärte sie ihre Freundin auf.
»Vor Freitag abend kommt er nicht weg. Er hat ein Zimmer im White Hart gebucht.«
»Das ist auch gut so. Mutter hätte ihn sonst irgendwo auf dem Dachboden unterbringen müssen. Die Jungs schlafen jetzt schon auf Feldbetten oder teilen sich ein Zimmer. Der Steuermann wohnt im Wäschezimmer, weil er als einziger klein genug ist, um hineinzupassen. Ach, Entschuldigung, du kennst Dottie noch gar nicht, nicht wahr? Dorothy Carrick, eine Freundin vom College – übrigens ist sie mit Cherry ver- lobt. Dottie, darf ich dir meine Cousine Daisy Dalrymple vorstellen?«
Auf Miss Carricks rundem, eher blassem Gesicht thronte eine Brille. Ihre dünnen, glatten, mausig farblosen Haare wa- ren auf das strengste kurz geschnitten. Vom Scheitel bis zur Sohle die sprichwörtliche blaustrümpfige Studentin, dachte Daisy. Das mit großen gelben Zentifolien bedruckte Kleid wirkte an ihrer stämmigen Figur eher unvorteilhaft. Daisy, die selber ständig mit ihren ganz und gar unmodischen Kurven kämpfte, wurde von Mitleid erfaßt.
»Guten Tag, Miss Carrick«, sagte sie. »Mr. Cheringham ru- dert beim Rennen mit, nicht wahr?«
Dottie lächelte. Ihr eher jungenhaftes Grinsen enthüllte glatte und sehr weiße Zähne. »Genau. Im Thames Cup, und auch beim Visitors’ Race – also im Achter und im Vierer ohne Steuermann.« Sie hatte eine wunderschöne, melodische Alt- stimme. »Der Vierer hat heute morgen einen Durchlauf ge- wonnen. Jetzt warten wir noch, wie es dem Achter ergangen ist. Sie werden über die Regatta schreiben, hat Tish erzählt?«
»Ja, für eine amerikanische Zeitschrift. Harvard und ein paar andere Universitäten schicken oft Mannschaften her. Damit sind die hiesigen Rennen drüben schon ein Begriff. Und wenn ein amerikanisches Boot gewinnt, sowieso. Aber mein Redakteur wollte eher einen Artikel über die gesell- schaftlichen Ereignisse von mir.«
»Sekt und Erdbeeren in der Stewards’ Enclosure?« fragte Tish.
»Ja, genau so was. Ascot-Hüte, das Feuerwerk vom Phyllis Court. Ein alter Freund von meinem Vater ist da Mitglied, und der Mann einer Freundin ist Mitglied in der Stewards’ Enclosure. Beide waren so freundlich, mich einzuladen. Aber über die Kirmes gibt’s natürlich auch einen Absatz oder zwei.«
»Krethi und Plethi sollen sich auch amüsieren dürfen, auf ihre Weise«, bemerkte Dottie. »Na, primstens. Da würde ich Ihnen gerne bei der Recherche helfen. Ich wollte schon längst mal auf das Riesenrad.«
Tish schauderte. »Aber ohne mich! Zugegeben, ich bin ein richtiger Angsthase. Wir können ja Cherry und Rollo fragen, ob sie uns nach dem Tee dahin begleiten.«
»Rollo?« fragte Daisy unschuldig.
»Roland Frieth.« Über Tishs helle Haut glitt eine zarte rosa Wolke. Was ihre Mutter Daisy angedeutet hatte, war damit wohl bestätigt. »Ein Sportsfreund von Cherry.«
»Und der Mannschaftskapitän von Ambrose«, warf Dottie ein. »Ach, da sind sie ja schon.«
»Gehen wir ihnen mal lieber aus dem Weg, wenn sie das Boot aus dem Wasser holen«, riet Tish. »Das ist schließlich eine ernste Angelegenheit.«
Auf der Flußmitte brachte sich ein einsames Moorhuhn mit pickenden Kopfbewegungen in Sicherheit, während das Boot sanft hinter den Skiffs an den Landungssteg herankam. Der Steuermann, ein kurzer und drahtiger junger Mann, des- sen sonnengebräunte Knie knubbelig unter den weinroten Ruder-Shorts hervorlugten, sprang heraus. Er hielt das Heck fest, während seine Mannschaft durchzählte.
»Bug.« Daisy erkannte Tishs Vetter Erasmus »Cherry« Cheringham sofort. Damals, erinnerte sie sich, war der blonde, ernst dreinblickende junge Mann nicht ganz so breit und muskulös gewesen.
»Zwei.« Noch ein breiter, muskulöser junger Mann, dieser mit dunklem Haar. Er winkte kurz fröhlich zu ihnen herüber. Daisy nahm an, daß die Mannschaft dieses Rennen wohl ge- wonnen hatte.
»Drei.«
»Vier.«
»Fünf.«
»Sechs.«
»Sieben.«
»Schlagmann.« Im Gegensatz zu den anderen wirkte der Schlagmann unzufrieden. Das war aber auch alles. Ansonsten hätten sie Siebenlinge sein können, so sehr ähnelten sich diese jungen Männer, dachte Daisy. Sah man von der unterschiedli- chen Haarfarbe ab.
Auf das Kommando des Steuermanns traten acht breite, muskulöse, schwitzende junge Männer auf die Bohlen des Landestegs. Unter Daisys Füßen wippten

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