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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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nicht aufs Bett oder versuchen, seine Kissen aufzuschütteln oder so etwas. Sie beide können sich gerne unterhalten, aber bitte leise.«
    »Ja, Schwester. Haben Sie vielen Dank.«
    Die Krankenschwester blickte sich im Zimmer um. »Ich
    werd einen weiteren Stuhl für Sergeant Tring bringen lassen.«
    »Aber bitte einen großen«, sagte Daisy, und selbst Susan brachte ein Lächeln zustande.
    »Einen großen, und solide darf er auch sein«, stimmte die Krankenschwester zu. »Und hören Sie bloß nicht auf das, was der Portier redet, Liebes. Ich werd ihm gleich sagen, er soll endlich seine Zunge im Zaum halten.«
    Sie ging hinaus. Daisy hörte ihre Stimme und dann Tom Trings Baß murmeln, während Susan flüsterte: »Er liegt da so schrecklich still! Ach, Miss Dalrymple, was soll ich nur machen, wenn ich das Tante Flo sage? Das wird sie fürchterlich aufregen. Ich sollte ein Telegramm schicken, aber ich will Horace nicht allein lassen.«
    »Wir werden Sergeant Tring bitten, uns zu helfen.«
    »Ich wünschte nur, er würde uns nicht bewachen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Tom Tring ist wirklich besonders nett.«
    »Was will die Polizei eigentlich von Horace? Das hat doch bestimmt etwas mit dem Mann zu tun, der gestorben ist. Der Ruderer aus seiner Mannschaft.«
    Ehe Daisy darauf eine Antwort ersinnen mußte, trat Tring ein, einen Stuhl in der Hand. »Haben Sie schon gefrühstückt, Miss Hopgood?« fragte er freundlich. »Ich jedenfalls noch nicht. Und ich weiß, daß Miss Dalrymple auch noch nichts gegessen hat. Also hab ich die Schwester gebeten, uns etwas bringen zu lassen.«
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    »Gott segne Sie, Mr. Tring!« sagte Daisy, die sich plötzlich ihres fürchterlichen Hungers bewußt wurde.
    »Ich hatte gerade mit meinem Frühstück angefangen«,
    sagte Susan, »als … aber jetzt bekomme ich wirklich keinen Bissen mehr runter.«
    »Nun ja, ich denke, eine schöne Tasse Tee wird Ihnen guttun. Meine Frau sagt immer, eine schöne, heiße Tasse Tee ist das beste Mittel, um graue Gedanken zu vertreiben. Macht Sie Ihnen sonst ein schönes Frühstück, Ihre Vermieterin?«
    »O ja, mit Bacon and Eggs und allem Drum und Dran.«
    »Jede Wette hat sie Ihnen neulich auch ein schönes Picknick bereitet. Ein Ausflug an der frischen Luft macht einem ordentlichen Appetit, nicht wahr? Meine Frau und ich gehen manchmal zum Picknicken in den Epping Forest. Waren Sie da schon mal? Es ist sehr hübsch da. Aber hier am Fluß ist es sicherlich noch schöner. Hatten Sie einen netten Ausflug neulich?« Tom warf Daisy einen warnenden Blick zu.
    In dem Augenblick wurde ihr klar, was sein beruhigender Baß vorhin gemurmelt hatte. Ohne Zweifel war die »gute Idee«, die Alec vorhin genehmigt hatte, ein beiläufiges Aus-horchen der nichtsahnenden Miss Hopgood.
    »Es war wunderschön«, sagte Susan. »Ich hab Horace
    gleich gesagt, daß ich nichts mehr davon hören wollte, wie die anderen in der Mannschaft ihn alle gepiesackt haben. Als er dann endlich aufgehört hat damit, mußte er auch nicht mehr daran denken, und bald war er ganz heiter.«
    »Kein Wort mehr über seine Sorgen, was?«
    »Nein. Er hat davon gesprochen, was er nächstes Jahr
    in Cambridge alles machen will. Das ganze Zeug über Physik und so hab ich nicht verstanden. Aber es macht mir nichts aus, ihm einfach nur zuzuhören, wenn er glücklich dabei ist. Wir haben einen wunderbaren Tag miteinander verbracht.«
    »War das nicht alles etwas heiß?« fragte Tring mit einem leicht frechen Unterton.
    Susan errötete. »In der Sonne haben wir regelrecht ge-219
    schmort. Horace hat sehr bedauert, daß er nicht wie am Tag davor seine kurzen Hosen angezogen hat.«
    »Gottverdammmich – bitte um Entschuldigung, die Da-
    men – ist er etwa neulich den ganzen Tag in seinen Ruderho-sen herumgelaufen?«
    »In Henley ist das den Leuten doch egal, nicht wahr, Miss Dalrymple?«
    »Jedenfalls während der Regatta.«
    »Aber es hätte Stunden gedauert, wenn er zurückgegan-
    gen wäre, um sich umzuziehen. Er hätte zu Fuß gehen müssen, weil er ja nicht sicher sein konnte, daß ihn jemand mit dem Boot übersetzt. Ich muß zugeben, auf dem Rummel
    haben ihn die Leute schon ein bißchen merkwürdig an-
    geschaut.«
    »Rummel?«
    »Am Fluß gibt es eine Kirmes«, erklärte Daisy. »Mit Gei-sterbahnen, Karussellen und einem Riesenrad. Das übliche.«
    »Die fangen da aber erst an, wenn das Rennen für den Tag vorbei ist«, sagte Susan, »wegen dem Krach.«
    »Dann waren Sie wohl bis spät in die

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