Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
Vom Netzwerk:
bitte um Verzeihung. Ich hätte gedacht, daß Sie seit Ihrer Rückkehr jede Menge Zeit gehabt hätten, zu frühstücken.«
    »Rückkehr? Verdammt noch mal, was meinen Sie mit
    Rückkehr?«
    »Vom Fluß.«
    »Vom Fluß?« stotterte Seine Lordschaft. »Sie haben da den falschen DeLancey, verehrter Freund. Mein Bruder war der Ruderer der Familie, nicht ich. Im Leben geb ich mich nicht vor dem Frühstück mit einem Boot ab.«
    »Ach nein?« fragte Alec leise nach. Er hatte Boote gar nicht erwähnt. Normalerweise hätte man angenommen, daß sich seine Frage auf einen Spaziergang am Flußufer bezog. »Es ist eine … aufregende Erfahrung. Der Fluß sieht in der Morgendämmerung außerordentlich schön aus, wie ich heute früh selber feststellen konnte.«
    »W-wie?« DeLanceys Stimme zitterte. Jedoch nur kurz:
    »Erstaunlich, daß Sie sich diese Zeit zum Herumjuxen nehmen konnten, denn schließlich haben Sie Basils Tod zu untersuchen. Aber es freut mich außerordentlich, daß es Ihnen gefallen hat. Allerdings glaube ich kaum, daß jetzt der Augenblick ist, um derlei Nettigkeiten auszutauschen. Ihr Ausflug auf den Fluß hat mit mir nichts zu tun. Sie haben mich dort nicht gesehen.«
    »Stimmt, das habe ich nicht. Aber es gab dennoch einen Zeugen.«
    Lord DeLancey fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »W-wer?«
    »Jemand, der Sie wiedererkannt hat«, sagte Alec vorsichtig.
    »Jemand, der im Boot weitergerudert ist, nachdem Cheringham und ich in die Themse gesprungen sind, um Horace Bott 225
    zu retten. Er war noch nicht lange im Wasser gewesen, aber wie wir wissen, kann man sehr schnell ertrinken. Und bei einem Kopfschuß allemal – doppelt hält bekanntermaßen besser.«
    »Das kann ich erklären! Es ist nicht so, wie Sie denken. Das alles war seine eigene Schuld, ganz und gar seine eigene Schuld.«
    »Lord DeLancey, ich habe die Pflicht, Sie über Ihre Rechte zu belehren. Sie haben das Recht, in dieser Angelegenheit zu schweigen. Sollten Sie eine Aussage machen wollen, wird alles, was Sie sagen, notiert und kann als Beweismittel gegen Sie verwandt werden.«
    »Ich hab gar nichts getan«, plapperte DeLancey eilig. »Ich hab nichts zu verbergen. Ich hatte nur die Hoffnung, einer durch und durch unangenehmen Angelegenheit aus dem Weg zu gehen. Die Zeitungen – aber ich muß Ihnen ja nicht er-zählen, daß die mit ihren ungerechtfertigten Andeutungen unschuldige Menschenleben zerstören können.«
    »Nein, Sir«, stimmte ihm Alec gleichgültig zu. Angesichts dessen, was Daisy ihm von DeLanceys Angst vor möglichem Klatsch erzählt hatte, war sein jetziges Leugnen durchaus verständlich. »Sie haben sich also heute früh auf Temple Island mit Horace Bott getroffen?«
    »Ja, ja, ich war da. Das wissen Sie doch. Sie haben ja eben selbst gesagt, daß mich dort jemand gesehen hat. Wenn Sie es nicht waren und auch nicht Cheringham, wer zum Teufel war es denn dann? Wie heißt er noch gleich, dieser Freund von Cheringham, der Mannschaftskapitän von Ambrose?«
    »Ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht sagen, Sir. Aber warum waren Sie und Bott im Morgengrauen auf der Insel?«
    »Er hat mich dorthin gebeten.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Er meinte, er hätte mir etwas zu sagen.«
    »Das ist alles? Was glauben Sie denn, was er gewollt hat?
    Und warum haben Sie einem Treffen zu einem so … unge-
    wöhnlichen Zeitpunkt und an einem solch merkwürdigen Ort zugestimmt?«
    226
    »Ich hatte die Hoffnung, daß er mir etwas über Basils Tod sagen könnte.«
    »Etwas, was er mir nicht gesagt hatte?«
    »Etwas, was er verkaufen wollte. Die Angehörigen dieser gesellschaftlichen Klasse sind geldgierig«, tat DeLancey voller Überzeugung kund. »Die sind durchaus in der Lage, aus der Tragödie eines anderen Profit schlagen zu wollen. Außerdem halten sie die Polizei für eine Art natürlichen Feind.«
    Alec machte sich gar nicht erst die Mühe, Seine Lordschaft darüber zu informieren, daß im allgemeinen die kleinen Geschäftsleute der Polizei am meisten halfen und die größte Ko-operationsbereitschaft zeigten. »Haben Sie Bott nie verdächtigt, Ihren Bruder angegriffen zu haben?« fragte er.
    »Natürlich hab ich das! Er hat Basil bedroht, das wissen Sie doch selbst. Die anderen Ruderer von Ambrose sind auch von seiner Schuld überzeugt.«
    »Und Sie haben es sich nicht noch einmal überlegt, sich an einem so isolierten Ort mit ihm zu treffen?«
    »Ich konnte mir keinen Grund vorstellen, warum er mir Böses tun wollte. Aber ich habe mich

Weitere Kostenlose Bücher